Stilvergleich Sauvignon Blanc international

>Sauvignon Blanc ist „in“. Auf seinem Siegeszug um die Welt erobert er gerade deutsche Anbaugebiete. Internationale Spitzenklasse erreichen sie hier zwar noch nicht, sind aber unschlagbar preisgünstig. Neuseeland und Österreich liegen qualitativ vorn.>Erstaunlich, wie schnell sich der Sauvignon Blanc in Deutschland ausbreitet. Wurden in 2001 gerade mal 30 Hektar bewirtschaftet, so sind heute über 800 Hektar im Ertrag. Es kamen bei unserer Verkostung fast die Hälfte der 350 Proben von deutschen Winzern. Dabei waren zehn der 13 Weinanbaugebiete vertreten, deutlich angeführt von Pfalz (74 Proben) vor Rheinhessen (31), den zwei größten deutschen Sauvignon-Regionen, gefolgt von Baden (19) und Württemberg (16). Es fehlten nur Ahr, Hessische Bergstraße und Sachsen. Österreich schickte 61 Proben, meist aus dem Sauvignon-Paradies Steiermark, heute, neben ein paar französischen Appellationen, weltweit die vielleicht spannendste Sauvignon-Region überhaupt. Das dürfte auch Neuseeland für sich in Anspruch nehmen wollen. Wir verkosteten 38 Proben von dort, sowie 37 aus den übrigen relevanten Übersee-Ländern. In Frankreich, wo der Sauvignon seine internationale Karriere begann, spielt er selbstverständlich eine wichtige Rolle. Da Sancerre und Pouilly Fumé in diesem Heft ein gesonderter Beitrag gewidmet ist und in Bordeaux der Sauvignon meist mit Sémillon verschnitten wird, beschränkten wir uns bei der Verkostung auf Loire und Languedoc, meist als Rebsorten-Landweine (insgesamt 32 Kandidaten). Mit dabei zudem die klassischen südeuropäischen Anbauländer, wenn auch nur mit ein paar wenigen Proben.>Qualitativ bestätigten Neuseeland und Österreich ihre Führungsposition. Die Neuseeländer glänzen generell mit einer tragenden Grundsubstanz, die vom Extrakt herrührt, ihr Aroma hingegen dürfte Geschmackssache sein: Aus keinem anderen Land der Welt zeigt der Sauvignon so oft ein penetrantes Spargel-Aroma wie aus Neuseeland. Das muss man mögen. Aus Österreich zeigen die Sauvignons in der Spitze sanftere, fruchtigere Grün-Töne (Stachelbeere ...) und zudem mehr mineralische Spannung, was sie, sofern aus Top-Lagen, zu den besten der Welt macht. In Deutschland ist die Erfahrung mit Sauvignon noch nicht so groß, es herrscht eine gewisse Stilunsicherheit, was man auch daran erkennt, dass die Standard-Cuvées oft besser gelingen als die zuweilen überspannt ehrgeizigen Prestige-Projekte aus dem Barrique. Also: Ball flach halten.>Michael Hornickel