MEININGERs WEINWELT (03/2011): Rosé International

nbsp;

Knapp 300 Weine wurden uns für die alljährliche Rosé-Probe zugesandt, die wir bewusst auf die Jahrgänge 2009 und 2010 beschränkt hatten. Denn mit wenigen Ausnahmen kommt es beim Rosé auf Frische an. Zu den wenigen Ausnahmen zählt definitiv unser Siegerwein, der auch schon im Vorjahr auf dem Siegertreppchen ganz oben stand, der komplexe Redoma Rosé, der mit seiner Tiefe und Struktur nachdrücklich das Potenzial von Rosé aufzeigt. Dieser Wein wird auch in drei Jahren noch super schmecken. Das gilt freilich nur für die Crème de la Crème, aber es ist möglich! Besonders auffallend war in der Probe, dass es, genau wie beispielsweise bei Riesling oder Champagner, doch immer wieder die gleichen Namen sind, die das Rennen um die Krone unter sich ausmachen.
 
Ein paar Entdeckungen sind natürlich auch immer mit dabei, aber die Favoriten spielen immer ganz vorne mit. Einige besonders beständige Favoriten kommen übrigens aus einem Weinland, das man bei Rosé bis vor wenigen Jahren noch gar nicht auf der Liste hatte: Spanien. Auch in diesem Jahr überzeugte Spanien mit dem durchschnittlich besten Ergebnis und den meisten Ausreißern nach oben. Insgesamt vier Weine in der Top-10 kommen aus Spanien. Da kommt keine andere Weinnation mit. Frankreich präsentierte sich stark mit zwei Markenweinen in der Top-10 und etlichen Entdeckungen und Klassikern in der Verfolgergruppe. Der toskanische Rosé auf dem zweiten Platz ist sicherlich eine Entdeckung für alle, die sich an exzessiver Fruchtfülle erfreuen können, genau wie der Cabernet Sauvignon Rosé aus Chile, der von Miguel Torres chilenischem Weingut stammt, übrigens auch einer der Wiederholungstäter. Ein duftiger, würziger Grieche von Tsantalis schaffte in diesem Jahr ebenfalls den Sprung in die Spitzengruppe.
 
Dass kein Wein aus Deutschland ganz vorne mitspielen konnte, hat sicherlich damit zu tun, dass bei vielen Produzenten Rosé nach wie vor etwas stiefmütterlich behandelt und oft als reines Nebenprodukt der Rotweinproduktion verstanden wird. Diese Kritik müssen sich viele Produzenten gefallen lassen und dürfen sich dann bitte auch nicht wundern, welche Preise man beispielsweise in Spanien oder Portugal aufrufen kann. Dort, wo Rosé, Blanc de Noirs oder Weißherbst mit ähnlichem Ehrgeiz produziert wird wie Weiß- und Rotwein, stimmen dann auch die Ergebnisse. Ein paar spannende Entdeckungen konnten wir daher natürlich auch in Deutschland machen. Auch hierzulande sind es immer die gleichen Namen, die den Ton angeben. Ein kleiner Wettbewerbsnachteil für Deutschland war sicherlich der frühe Zeitpunkt der Verkostung, denn die besten 2009er sind längst ausverkauft und die besten aus 2010 noch nicht abgefüllt. Zu diesen werden wir später in diesem Jahr im Checkpoint sicher noch ein bisschen nachlegen können.