MEININGERs WEINWELT (06/2010): Pinot Noir International

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Wenn Sie sich die absolute Top-Ten der Verkostung gleich rechts neben diesem Text anschauen, wird es Sie wohl kaum verwundern, dass die Pinot-Hochburg Burgund das Feld dominiert. Auch die doch recht happigen Preise werden eingefleischte Burgund-Fans kaum überraschen. Aber Burgund ist längst nicht mehr der Alleinherrscher, denn in den vergangenen Jahren haben auch andere Regionen bewiesen, dass ihre Böden und ihr Klima geeignet und ihre Winzer motiviert und fähig sind, der anspruchsvollen Sorte immer mehr herauszukitzeln. So schafften es gleich zwei deutsche Spätburgunder und ein Italiener in die Spitzenriege des mit 668 Weinen sehr gut bestückten Verkostungsfeldes.
 
Die meisten Weine der Probe (142) kamen aus der Pfalz, hinzu kamen 122 Spätburgunder aus Baden, 82 aus Rheinhessen, 107 aus anderen deutschen Anbaugebieten. Das Burgund war mit 73 Proben vertreten, aus dem nahen und fernen Ausland waren Italien (11), USA (9), Neuseeland (9), Australien (4) und Spanien und Chile mit je einem Spätburgunder in der Verkostung vertreten. Wenn man ein stilistisches Fazit der Verkostung ziehen kann, dann sicherlich dieses: Es gibt im Prinzip zwei Stilistiken, in die man die Weine einteilen kann. Zum einen die klassischen, traditionellen Pinots mit eher heller Farbe, viel Würze, niedrigem Alkohol, viel Eleganz und Finesse und häufig einer sehr frischen Säure. Diese Weine brauchen in der Regel ein paar (oder viele!) Jahre, bis sie anfangen, richtig Spaß zu machen. Vertreter dieses Stils fanden wir überwiegend im Burgund, von wo uns auch etliche ältere Jahrgänge eingeschickt wurden, die das tolle Reifepotenzial der gehobenen Qualitäten eindrucksvoll verdeutlichen konnten. Zum anderen gibt es dann den eher modernen Stil, mit häufig kräftigerer Farbe, einer stärkeren Fruchtausprägung, spürbarerem Holzeinsatz, etwas mehr Körper, Volumen und Kraft. Traditionalisten werden nun sicherlich die Nase rümpfen, aber dieser Stil hat auch einen deutlichen Einfluss auf die vormals klassischen Weine – übrigens auch im Burgund. Denn zum einen hat sich das Trinkverhalten der Konsumenten verändert – immer weniger Genießer lagern gezielt Weine ein – zum anderen wurden schlicht und ergreifend die Weinbereitungsmethoden optimiert.
 
Damit sind keine Höllenmaschinen gemeint, die den Wein zerlegen und wieder zusammenbasteln, weit gefehlt! Vielmehr haben sich die Weinbergspflege und Kellerhygiene in der Breite drastisch verbessert, es werden weniger Trauben mit besserer Qualität geerntet, die schonender als in der Vergangenheit vinifiziert werden. Niedrigere Erträge und stellenweise zu viel Konzentrationsehrgeiz produzieren aber leider nach wie vor zu viele “Blockbuster”, die kaum mehr als Pinot erkennbar sind und oftmals Alkoholgrade von 14,5 Volumenprozent und mehr erreichen. Solche Weine hat die Sorte nun wirklich nicht verdient! Wie schön Pinot sein kann, zeigen Ihnen die Weine auf den kommenden Seiten, sortiert nach Regionen und, weinwelt-typisch, mit hervorgehobenen Preis-Leistungs-Hits.