Trendsache: Landwein aus Deutschland (Foto: Mirko/stock.adobe.com)
Trendsache: Landwein aus Deutschland (Foto: Mirko/stock.adobe.com)

Landwein-Verkostung

Was macht den Reiz der Landweine sensorisch aus? Wie unterscheiden sich Gebiets- und Sorten-Interpretationen? Wen muss man auf dem Zettel haben? Unser Tasting für »Ausgabe 04/2022 von MEININGERS WEINWELT platzte mit über 250 Weinen aus allen Nähten – und liefert Antworten.

Text: Christoph Nicklas

„Landwein“ war früher ein Wort, bei dem es Weinfans gruselte. Man dachte an ordinären Weißherbst oder Morio-Muskat, auf jeden Fall an die Literflasche, man visualisierte Etiketten im Blümchentapeten-Style und Bückware im Regal – und man fürchtete den vorprogrammierten Kopfschmerz. Ergo: lieber Finger weg! Heute sieht die Sache anders aus und durch mutige, individualistische Winzer mit spannenden Stilistiken abseits des Mainstream entwickelt sich die Kategorie Landwein positiver als je zuvor, wie der dazu passende »Artikel von Sebastian Bordthäuser zeigt. Was dann bei unserer Verkostung den Weg in die Gläser fand, unterstreicht, wie bunt, dynamisch und offen dieses Segment momentan ist. Letzteres wurde besonders deutlich, als z. B. an einem Tisch nach dem Aufdecken der Blindprobe die Landweine eines etablierten VDP-Betriebs neben Avantgarde-Jungstars standen und dazwischen noch ein absolut unbekannter Winzer überraschte. Die stilistische Bandbreite ist enorm und Landwein steht keineswegs für trübe, wilde Gesellen. Im Gegenteil: Bei einigen blitzblanken, fruchtbetonten Weinen mit Reinzuchthefe-Kaltgär-Aromaprofil wunderten wir uns, warum sie wohl in der ansonsten überwiegend von Boden und Winzerhandschrift geprägten Landwein-Szene mitspielen wollten. Die freiere Hand bei der Vinifikation sorgte hingegen definitiv nicht für eine Flut an Fehlern, von sämtlichen Weinen hatten nur gut 15 Proben Probleme mit Oxidation, Mäuseln & Co. – angesichts der Fülle an Entdeckungen absolut ertragbar und lediglich eine Randnotiz. 

 

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