Die süßen Solaristrauben werden nun zu Traubensaft und Federweißer weiterverarbeitet. Foto: Kehrer
Die süßen Solaristrauben werden nun zu Traubensaft und Federweißer weiterverarbeitet. Foto: Kehrer

Lesestart wird immer früher

Mit der Ernte der Rebsorten Solaris und Ortega im Weingut Schwindt ist heute in der Pfalz der offizielle Startschuss für die Weinlese 2020 gefallen.

Auf Einladung vom Deutschen Weininstitut und der Pfalzwein e.V. trafen sich Vertreter der Branche zur Weinlese in Weisenheim am Sand. Mit 103°Oechsle erreichten die gesunden Trauben einen außergewöhnlich hohen Wert. Dr. Jürgen Oberhofer vom DLR in Neustadt erklärte auf der anschließenden Pressekonferenz, dass die aktuell hohen Temperaturen zu einem schnellen Anstieg der Oechslegrade führe. Die 5.000 Liter Solarismost werden nun zu Federweißem und Traubensaft weiterverarbeitet. Michael Schwindt, Inhaber des Weinguts zeigte sich zufrieden: „Bisher sieht alles top gesund aus“.

Hauptlesestart Mitte September 

Auch die Experten der Runde sind optimistisch. Dr. Jürgen Oberhofer gab einen kurzen Rück- und Ausblick auf das Jahr 2020. Die Vegetation liege in etwa zwischen den Jahren 2018 und 2019. Den Hauptlesestart in der Pfalz vermutet er um den 10. September. Sorge bereiten dem Experten die warmen Nächte, in denen vermehrt Säure in den Beeren abgebaut wird. Der pfälzische Weinbaupräsident Rheinhold Hörner entgegnete, dass die Säuerung vom Weinbauverband bereits vor 3 Wochen beantragt wurde. Der Präsident geht davon aus, dass diese auch in diesem Jahr zugelassen wird.

Gesundheitszustand ist top 

Die Sonnenbrandschäden halten sich im Gegensatz zum letzten Jahr noch in Grenzen, jedoch sind vermehrt Esca-kranke Rebstöcke zu sehen, beobachtet Hörner mit Sorge. Etwas gutes haben die heißen Tage allerdings: Für die Kirschessigfliege (KEF) ist es zu warm. Aktuell gehen die Experten von keinem KEF-Befall aus.

Der Gesundheitszustand der Trauben sei trotz der Hitze optimal, obwohl die anhaltende Trockenheit den Reben langsam zu schaffen mache. „Das ist das dritte trockene Jahr in Folge, langsam kommen auch die älteren Rebstöcke an ihre Grenzen“, so Hörner.

Bezüglich einer Ertragsschätzung wollte keiner der Experten eine Prognose abgeben. Dr. Oberhofer vermutet, bei anhaltender Trockenheit, eine geringere Ernte als zunächst geschätzt. Für eine Prognose sei es jedoch viel zu früh.

Wie sieht es in den anderen Anbaugebieten aus? 

Auch im Rest von Deutschland sei die Traubenqualität auf einem hohen Niveau, resümierte Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Lediglich von den Eisheiligen im Mai waren einige Anbaugebiete, vor allem in Württemberg, Franken und Saale-Unstrut, stärker betroffen als andere. Leider konnten sich die Frostschäden, auch aufgrund der Trockenheit, nicht vollständig verwachsen. -jb-

Schlagworte

ddw 08/24 vom 19. April 2024

Themen der Ausgabe

Weinbau

Die neue Humustheorie

Interview

ddw im Gespräch mit Ron Richter von klimafarmer
und Philipp Wedekind vom Weingut Wedekind

Kellertechnik

Entwässerungssysteme richtig planen