Unternehmen, die stark auf den LEH setzen, rechnen laut Mediobanca mit geringeren Verlusten
Unternehmen, die stark auf den LEH setzen, rechnen laut Mediobanca mit geringeren Verlusten

Italien fürchtet 2 Mrd. Euro Verluste

Die Corona-Krise könnte sich mit einem Minus von rund 2 Mrd. Euro auf den 2020er Umsatz des italienischen Weinsektors niederschlagen. Die Einbußen der nationalen und internationalen Verkäufe werden auf 20 bis 25 Prozent geschätzt. Das geht aus der diesjährigen Studie der Industrie- und Gewerbebank Mediobanca hervor. 

»Angenommen, die italienischen Weinexporte reduzieren sich übereinstimmend mit dem Einbruch des Welthandels, den die Welthandelsorganisation (WTO) auf 15 bis 30 Prozent einschätzt, wird der Export der größten italienischen Hersteller einen Rückgang von 0,7 bis 1,4 Mrd. Euro erleiden«, heißt es in der Studie der bedeutenden Investment Bank. 

Die Berechnung basiert auf dem Exportwert von 2019, der 6,4 Mrd. Euro betrug. Auf dem nationalen Markt werden bis Mitte Mai Verluste von über 500 Mill. Euro veranschlagt, weil 65 Prozent der Verkäufe in Italien außerhalb des LEH stattfinden. Mit der Wiederöffnung der beliebteren Vertriebskanäle wie Horeca – zu erschwerten Bedingungen und mit wenig Touristen – prognostiziert Mediobanca in den Folgemonaten ein Minus von 30 Prozent gegenüber 2019, das ein weiteres Loch von 500 Mill. Euro aufreißen würde. 

Im diesjährigen Rapport hat die Mediobanca die Bilanzen von 215 italienischen Weinunternehmen analysiert, die 2018 einen Umsatz von über 20 Mill. Euro erwirtschaftet haben sowie 14 internationale börsennotierte Weinriesen mit einem Geschäftsergebnis von über 150 Mill. Euro. 

Bei den italienischen Herstellern führten die Wirtschaftsforscher der Bank zudem eine Umfrage über die Umsatzprognosen in 2020 durch. 63,5 Prozent der Unternehmen rechnen generell mit Verlusten, für 41,2 Prozent liegt das geschätzte Minus bei über 10 Prozent. Im Bereich der Exporte stellen sich 60 Prozent der Befragten auf Rückgänge ein, für 37,5 Prozent könnten sie 10 Prozent übertreffen. 

Die Aussichten sind düsterer als die Zahlen von 2009. Damals erlitten 60,6 Prozent der Weinunternehmen einen Umsatzrückgang von 3,7 Prozent, 24,2 Prozent verloren über 10 Prozent vom Vorjahresergebnis. 

Genossen weniger pessimistisch
Die Winzergenossenschaften sind größtenteils mehr an den LEH und den Discounthandel gebunden als an den Horeca-Kanal. 53,4 Prozent der Betriebe haben ein weniger pessimistisches Szenario vor Augen als die anderen Unternehmensstrukturen. 68 Prozent der Kooperativen stellen sich zwar auf ein geringeres Ergebnis ein, aber nur 26,7 Prozent fürchten Einbrüche von über 10 Prozent.  

Die Studie unterscheidet die Prognosen auch nach dem Firmenprofil: Versekter und Stillweinproduzenten. In der Welt der Schaumweine sehen 55,5 Prozent geringere Umsätze zum Jahresende, 42,2 Prozent glauben an die Verlangsamung des Export. Unter den Stillweinerzeugern sehen jedoch 65 Prozent schlechtere Auslandsgeschäfte. Die Berechnungen der Schaumweinproduzenten sind optimistischer, weil sie auf die Festabsätze Ende des Jahres hoffen können, vielleicht zu den gewohnten Konsumumständen. 

Bescheidene Zahlen für 2019
Die Mediobanca legte in ihrem 101 Seiten umfassenden Rapport auch die vorläufigen 2019er Geschäftsergebnisse der großen Weinunternehmer vor. Sie haben demnach das Jahr mit einem Plus von 1,1 Prozent gegenüber 2018 abgeschlossen. »Das ist ein bescheidenes Resultat, verglichen mit den Daten von 2014 bis 2018, zum Beispiel einem Plus von 4,7 Prozent in 2015 oder 6,7 Prozent in 2018«, bedauert die Mediobanca. 

Die Verlangsamung in 2019 ist der negativen Dynamik auf dem heimischen Markt (–2,1%) zuzuschreiben. Die Exportmärkte haben sich gut entwickelt (+4,4%), aber längst nicht den Mittelwert von plus 7 Prozent generiert, der zwischen 2015 und 2017 erreicht werden konnte. 

Die Charts der zehn umsatzstärksten Betriebe entspricht dem Ranking, das die WEINWIRTSCHAFT in der Ausgabe 4/2020 veröffentlich hatte: Riunite & CIV, Caviro, Marchesi Antinori, Botter, Fratelli Martini, Zonin 1821, Enoitalia, Cavit, Santa Margherita und die Gruppe Mezzacorona. vc
 

Ausgabe 8/2024

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