Der Hilferufe der Hopfenbauer wurde vielfach erhört. Der Hopfen wächst. (Foto: Hopfenpflanzerverband Hallertau)
Der Hilferufe der Hopfenbauer wurde vielfach erhört. Der Hopfen wächst. (Foto: Hopfenpflanzerverband Hallertau)

„Es geht aufwärts“

Noch vor kurzem stand der Hopfenanbau vor der Herausforderung, genügend Arbeitskräfte zu bekommen. Adolf Schapfl, Hopfenbauer und Präsident des Deutschen Hopfenpflanzerverbandes, gibt Auskunft über den aktuellen Stand.

Hallo, Herr Schapfl! Wir wollten mal nachfragen, wie sich aktuell der Hopfen entwickelt.

Danke der Nachfrage, wie Sie auf dem Foto erkennen können, geht es in die richtige Richtung, nämlich aufwärts!

In den letzten Wochen stand die Landwirtschaft und auch der Hopfenanbau vor der Hausforderung, genügend Saisonarbeitskräfte für die anstehenden Aufgaben zu bekommen. Wie ist es bei den Hopfenpflanzern gelaufen?

Besser als zunächst befürchtet. Wir konnten mit vereinten Kräften den Hopfen ausputzen und an den Aufleitdrähten befestigen. Nun blicken wir für das Hopfenjahr doch deutlich optimistischer nach vorne als noch vor ein paar Wochen.

Wer hat denn alles geholfen bei den Arbeiten?

Unsere Hilferufe wurden vielfach erhört. Die Maschinenringe haben ja in kurzer Zeit ihre Vermittlungsplattform „Das Land hilft“ online gebracht, auf der sich hilfesuchende Landwirte und Menschen, die Zeit und Lust auf die Arbeit in der Landwirtschaft haben, zusammentun können. Auch wir haben beispielsweise über Facebook, Whatsapp und per Telefon viele hunderte Angebote von Schülern, Studenten und Menschen in Kurzarbeit bekommen, die gerne in den Hopfengärten helfen wollten. Diese Anfragen haben wir direkt an „Das Land hilft“ weitergegeben und so standen wir dann mit einer bunten Mischung von Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten im Hopfen.

Sind auch ausländische Saisonarbeitskräfte gekommen?

Ja, denn der Hopfenpflanzerverband hat hier unfassbar gute Arbeit geleistet, wenn ich uns mal schnell selbst auf die Schulter klopfen darf! Wir haben in stundenlangen Telefonkonferenzen mit Ministerien, Gesundheitsämtern und befreundeten Verbänden permanent die sich jeden Tag ändernden Bedingungen zur Einreise diskutiert und die Informationen sofort an die Hopfenbaubetriebe weitergegeben. Wir haben in Zusammenarbeit mit Reisebüros Flugtickets für Saisonarbeitskräfte organisiert, bei denen die Einreisenden schon vor dem Einsteigen in ein Flugzeug einem Gesundheitscheck unterzogen wurden. Wir haben ein umfangreiches Hygienekonzept für die Hopfenbaubetriebe erarbeitet, damit alle Saisonarbeitskräfte auch wieder gesund nach Hause kommen. Und wir haben massive Überzeugungsarbeit bei den polnischen und rumänischen Familien geleistet, die aufgrund der Berichterstattung in ihrer Heimat gedacht haben, dass Deutschland quasi komplett zusammenbricht unter Corona. Das ist schon erstaunlich, welches Bild da im Ausland gemalt wurde …

Sie sind selbst Hopfenbauer. Was steht momentan an im eigenen Betrieb?

In den nächsten Wochen geht es vor allem um Dünge- und Pflanzenschutzarbeiten. Aber auch das so genannte Nachleiten, bei dem Triebe, die sich von den Aufleitdrähten gelöst haben, nochmal befestigt werden, damit sie schön nach oben wachsen.

„Im Moment ist das Hopfenjahr gerettet.“

Ist das Hopfenjahr also gerettet?

Für den Moment ja, aber es gibt natürlich weitere Faktoren, die hier noch eine Rolle spielen: Wir haben wieder vergleichsweise wenig Regen bekommen bisher, der Boden ist zu trocken. Und natürlich schauen auch wir auch auf die weitere Entwicklung in Sachen Corona, denn zur Hopfenernte Ende August brauchen wir wieder viele Saisonarbeitskräfte. Da müssen wir jetzt einfach abwarten, wie es weiter geht. Aber wir sind jetzt erst mal froh, dass wir so weit gekommen sind!

Zum Abschluss darf ich Sie noch nach einer Bewertung des Hopfenjahres fragen. Vor etwa acht Wochen haben Sie eine 3- vergeben!

Ich würde Stand heute das Minus wegnehmen und eine glatte 3 vergeben. Uns macht, wie schon gesagt, die Trockenheit zu schaffen und auch die unklaren Aussichten bezüglich Corona bleiben Faktoren, der eine bessere Bewertung schwierig machen. Aber wissen Sie was – da reden wir dann einfach nochmal, wenn das Hopfenjahr weiter fortgeschritten ist.

Herzlichen Dank für das Gespräch. // ja

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GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.