Dr. Marc Rauschmann (stehend) erörtert den Status quo des Craftbieres in Deutschland. (Foto: GZ)
Dr. Marc Rauschmann (stehend) erörtert den Status quo des Craftbieres in Deutschland. (Foto: GZ)

Craftbier: langsame, aber positive Entwicklung

Dr. Marc Rauschmann, promovierter Braumeister und Geschäftsführer der Internationalen Brau-Manufactur, eine Tochter des Radeberger-Konzerns, hat mit Braufactum zum zweiten „Talk & Taste“ nach Berlin geladen. Im Mittelpunkt der abendlichen Diskussion stand der Status quo des Craftbieres hierzulande.

Das Craftbier in Deutschland hat es schwer, die Craftbier-Branche ist weit davon entfernt, große Umsätze zu generieren. Da ist die Tatsache, dass Deutschland laut Rauschmann „viel später“ als andere Länder damit angefangen hat, sich dieser Kategorie anzunehmen, nicht gerade förderlich. Man hinke hinterher.

„Alles braucht seine Zeit“

Aber Rauschmann betont auch: „Wir haben uns in den vergangenen knapp 10 Jahren ein tolles Fundament aufgebaut“, und spielt damit auf die Gründung von Braufactum im Jahr 2010 an. „Alles braucht seine Zeit, wir befinden uns noch am Anfang. Es dauert, wie in den USA, eine Generation, also 20 bis 30 Jahre, um Craftbier im Biermarkt fest zu verankern.“ Der Braufactum-Chef ist sich sicher, dass die „sich stetig entwickelnde Gastronomie“ dafür sorgen werde, diese Kategorie weiter aufzubauen.

Auch der Umstand, dass „immer mehr Craftbier-Gastronomie-Objekte“ eröffnen, sieht der Braufactum-Geschäftsführer als Indiz dafür, dass es langsam aber stetig voran geht.

Der Münchner Marc Gallo ist eigentlich Grafikdesigner. Er gestaltete damals Etiketten für die erste Generation der deutschen Craftbrauer. Irgendwann war ihm das aber zu wenig, er fing an, selbst Bier zu brauen. Das war der Beginn der Biermarke Hopfmeister. Gallo gibt sich etwas skeptischer, wenn er sagt: „Gewohnheiten, Preis und Regionalität prägen die deutsche Bierlandschaft. Craftbiere werden es weiterhin schwer haben im umkämpften Biermarkt und nur langsam wachsen.“

Craftbier: Chance oder Risiko für den Handel?

Welcher Distributionskanal für das Craftbier essenziell ist, wurde im Anschluss diskutiert. Thomas Conradt von Globus sagt, der Handel müsse sich bei dieser Kategorie die grundsätzliche Frage stellen, ob es Chance oder Risiko für das Geschäft sei. Was Marc Rauschmann wiederum dazu veranlasste, seinen Standpunkt darzulegen: Ein Craftbier-Sortiment biete jedem Händler einen Mehrwert, denn er könne damit und mit kompetenten Mitarbeitern beim Kunden punkten.

Über den Handel kann das Craftbier einer breiten Masse zugänglich gemacht werden, wenn es von entsprechend geschulten Mitarbeitern erklärt wird. Conradt (Globus) analysiert: „Es gibt im Handel alles, vom Craftbier-Kenner bis hin zum Anfänger. Das macht es dem Handel sehr schwer.“ Gefragt seien Emotionen, Orientierung, Inhalte und Marken – gepaart mit Kooperationen, Innovationskraft und Leidenschaft im Handel wie bei den Brauern. Globus habe dies erkannt und lässt im nächsten Jahr 38 seiner Mitarbeiter zum Bierbotschafter ausbilden.

In der Gastro Craftbier-Feuer fangen

Benjamin Brouer, u. a. stellvertretender Chefredakteur des Gastro-Magazins „FIZZZ“ und Redakteur von „MEININGERS CRAFT“, die beide im Meininger Verlag erscheinen, kritisiert im Handel vor allem die Beratungskompetenz. Die Gastronomie sei der Ort, an dem der Kunde „Feuer fangen“ könne: „Über die Gastronomie werden seit jeher Marken und Kategorien gemacht. Über Probiersets oder Foodpairing werden Neueinsteiger in die Welt der Craftbiere eingeführt.“

Grundsätzlich störe ihn in der Craftbier-Diskussion die Einstellung mancher Branchenplayer, die im Craftbier einen „Feind“ sehen. „Es darf keine Definition über eine Absonderung geben!“, fordert Brouer.

2020 …

… wird für Braufactum ein ganz besonderes Jahr: Dann feiert Marc Rauschmann mit seinem Team 10 Jahre Craftbier-Kompetenz in Deutschland. Man wolle gemeinsam weiter daran arbeiten, das Craftbier hierzulande nach vorne zu bringen. // ja

GZ 08/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Mineral- und Tafelwasserverordnung

Der Entwurf des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Neufassung der Mineral- und Tafelwasserverordnung könnte zu Verwerfungen im gesamten Mineralwassermarkt führen. Verbände fordern daher dringend Nachbesserungen.

Aktuelles Interview: Jürgen Reichle, VDM

Jürgen Reichle, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mineralbrunnen, sieht beim vorgelegten Entwurf für die Mineral- und Tafelwasserverodnung Verbesserungsbedarf in mehreren Punkten. Der nächste Schritt sei eine intensive Dialogphase mit Bund und Ländern.

Gastkommentar: Thomas Fischer, DUH

Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, hält die in der PPWR festgelegt Mehrwegquote von vorerst 10 Prozent für deutlich zu niedrig angesetzt. Ein erhoffter Rückenwind für Mehrweg werde so ausbleiben sagt er und fordert deshalb nationale Maßnahmen zum Mehrwegschutz.