Wein Wolf hadert mit der Logistik (Motivbild)
Wein Wolf hadert mit der Logistik (Motivbild)

Wein Wolf mit Anlaufschwierigkeiten

Im Geschäftsbericht 2018 hatte die Hawesko Holding AG, Hamburg, erhebliche Veränderungen in der Lagerlogistik angekündigt. Die dezentrale Struktur und vier verschiedene Läger an geografisch nicht optimal gelegenen Standorten sah der Konzern für den B2B-Bereich als verbesserungswürdig an. 

Dank eines neuen Lagerstandortes in der südlichen Mitte Deutschlands wolle man in der Lage sein, die Kunden deutschlandweit innerhalb nur eines Tages zu beliefern, erklärte der Vorstand damals. Gleichzeitig würden mit dem neuen Lager die gefahrenen Kilometer für die Eingangsfrachten der Lieferungen aus Südeuropa verringert. Der Hawesko-Bericht versprach, dass bis zum dritten Quartal 2019 die Logistik für den Großhandel am neuen Standort in Süddeutschland stehen solle.

Das Kind muss wohl gründlich in den Brunnen gefallen sein. Klagen über Lieferschwierigkeiten der Hawesko-Tochter Wein Wolf, Bonn, und ihrer Vertriebsgesellschaften sind im Markt unüberhörbar. 

Ein dazu verfasster Brandbrief des Geschäftsführers der Wein Service Bonn GmbH, Anton Rößner, kursiert in der Branche. Ende Sommer hatte die WSB das Projekt wohl in Angriff genommen und das Lager von Hamburg nach Worms verlegt, um die gesamte Logistik am Standort Worms bei der Spedition Fiege zu bündeln. 

Auf auf Anfrage von WEINWIRTSCHAFT wollte Rößner als Angehöriger der börsennotierten Hawesko AG verständlicherweise nichts sagen und verwies auf den Pressesprecher. Seinem Schreiben zufolge hält die missliche Situation jedoch auch im September noch an. 1.000 Aufträge wäre die Logistik im Rückstand und Bestellungen, die bis zum Wochenende eingesammelt und am Montagmorgen aufgegeben würden, seien bis zum nächsten Wochenende noch nicht ausgeliefert. Rößner macht für die Situation die Spedition Fiege verantwortlich, die ihre Lagerprobleme nicht in Griff bekomme und das Lager falsch organisiert habe. Würden Artikel einzelner Aufträge nicht gefunden, blieben die Aufträge stehen, bis Nachschub organisiert sei oder die fehlenden Artikel irgendwann gefunden seien. 

Dadurch entstünden laufend neue Rückstände. Die Situation dauere nun schon mehrere Wochen an, und Besserung sei nicht in Sicht, beklagte sich Rößner. Verständlicherweise befürchtet der Geschäftsführer Verärgerung bei den Agenturen und Vertriebsmitarbeitern und sieht die Anstrengungen torpediert, Kunden zu halten und zufriedenzustellen.

Insider berichten, dass inzwischen sogar einzelne Agenturen und Mitarbeiter sich selbst Ware besorgen, kommissionieren und ausliefern. Teils müssten Direktkuriere für viel Geld angeheuert werden, um Ware, etwa für Veranstaltungen in der Gastronomie, auszuliefern. Verärgerte Kunden würden bereits abspringen.

Von Seiten Wein Wolf äußerte sich dessen Beiratsvorsitzender Bernd Siebdrat zu den Vorgängen gegenüber WEINWIRTSCHAFT. Ja, es gäbe Probleme, aber man sei dabei die Dinge in den Griff zu bekommen. 

Mit der Spedition Fiege habe Wein Wolf schon früher zusammengearbeitet, und außerdem erfolge über die Spedition auch die Belieferung der Filialen von Jacques Wein-Depot. Erfahrung mit Lagerung und Logistik von Wein sei auf jeden Fall vorhanden, und ein Sortiment mit mehr als 5.000 Artikeln zu verwalten, könne in der heutigen Zeit keine außergewöhnliche Sache sein. Siebdrat versicherte, dass man die Probleme lösen werde und alles daransetze, mit Blick auf das kommende Weihnachtsgeschäft, einen reibungslosen Ablauf zu organisieren. hp

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Ausgabe 8/2024

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