Neubau des Weinguts van Volxem
Neubau des Weinguts van Volxem

Leuchtturmprojekt an der Saar

Das Wort Kellerei hört der Bauherr gar nicht gern. Roman Niewodniczanski spricht lieber von Manufaktur. Tatsächlich handelt es sich um eine Manufaktur mit der Dimension einer stattlichen Kellerei. Rund 85 Hektar Weinberge, wobei sich die Rebfläche durch die Neuanlagen in den nächsten Jahren Richtung 100 Hektar steigern wird, und eine Jahresproduktion von aktuell rund 600.000 Flaschen hatten den Neubau notwendig gemacht.

Am ersten Juli-Wochenende strömten nach Aussage von Roman Niewodniczanski mehr als 6.000 Menschen nach Wiltingen. Das allein zeigt, welche Bedeutung dieser Neubau für die Saar und den deutschen Wein einnimmt. Es ist das erste Weingut Deutschlands, das architektonisch, technisch und auch größentechnisch in der Liga der weltberühmten Kellereien von Cheval-Blanc, Antinori oder Marqués de Riscal mitspielt.

Aus dem Gebäudeensemble, das sich langgestreckt in das Landschaftsbild einfügt, ragt ein kubischer Turm um einige Meter heraus. Von der oberen Etage bietet sich ein grandioser Blick über den Großteil der Lagen, die sich auf die Saar und insbesondere ihre Seitentäler verteilen. Hier sollen künftig regelmäßig Verkostungen und Diskussionsrunden sowie kulinarische Veranstaltungen stattfinden. Darunter ist die Vinothek eingerichtet, in der mittelfristig auch Weine anderer Weingüter angeboten werden sollen. Dass trotz aller architektonischen Finessen und edelster Naturmaterialien das Prinzip »form follows function« gewahrt wurde, ist wohl zu einem nicht geringen Teil Dominik Völk zuzuschreiben, der darauf beharrte, perfekte Arbeitsabläufe zu ermöglichen. Von der Traubenannahme und Sortierung, über die Pressen bis in die Gärtanks und Fässer im Keller fließt der Most ausschließlich mittels Schwerkraft. Das überdachte Kelterhaus bietet zudem ausreichend Platz, um eine große Anzahl an Erntekisten vor Regenwetter zu schützen und die Sortierung und Kontrolle der Beeren auf Sortierbändern bei jedem Wetter zu gewährleisten. »Dies ist die Grundvoraussetzung für den späteren Verzicht auf Schönungsmittel und einer der wesentlichen Kernpunkte der am historischen Naturweingedanken orientierten Qualitätsstrategie des Weingutes. Nur so können wir wirklich auf Chemie verzichten«, erklärte Roman Niewodniczanski. Zeitloses Design prägt auch den Lagerkeller: Naturstein an Boden, Wänden und Decke, dazu Holzfässer aus eigenen Eifler Eichen, hergestellt von Franz Stockinger, daneben ein Reifekeller mit kleinen Stahltanks, den sich Niewodniczanski – mit offizieller Erlaubnis – bei der Cantina Terlan abgeschaut hat, wie er verrät. Hier sollen in Zukunft einige Weine mehrere Jahre reifen dürfen, bevor sie auf den Markt kommen. Für Besucher nicht zugänglich ist der Gärkeller, bestückt mit mehr als 100 kleinen Tanks, der Großteil mit 2.000 bis 4.000 Liter Fassungsvolumen, um tatsächlich jede Parzelle separat vinifizieren zu können. Das größte Gebinde von insgesamt  375 im Lager- und Gärkeller ist der Cuvéetiertank mit einem Volumen von 25.000 Litern. Über das Investitionsvolumen breitet der Bauherr den Mantel des Schweigens, doch das Volumen dürfte sich im zweistelligen Millionenbereich bewegen. Viel wichtiger ist die Signalwirkung des Weinguts für die Saar als boomende Rieslingregion, die weit über die Grenzen Deutschlands hinaus reicht. SAS
 

01-24

Themen der Ausgabe

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