Valentin Brodbecker (Foto: Wine Land)
Valentin Brodbecker (Foto: Wine Land)

Getränke als Wertanlage

Welche Getränke sind aus Ihrer Sicht besonders gut als Profilierungsinstrument geeignet bzw. ungeeignet?

Eher Alkoholika. Ich kenne kein Wasser oder Saft, das sich nachhaltig als Investment lohnen würde. Es gibt zwar solche Auswüchse wie „Kilimandscharo-Wasser“ oder das japanische „Rokko No Mizu“-Wasser, welches aus knapp 900 Meter über dem Meeresspiegel gewonnen wird. Auch das Geschäftsmodell eines Herstellers, der Schnee aus dem Himalaya-Gebirge zu Wasser schmelzt und es teuer verkauft, betrachte ich als völlig untauglich. Was den nichtalkoholischen Getränken fehlt, ist zumeist die Haltbarkeit und schlichtweg die Emotionen. Man könnte notfalls noch eine Story ums Wasser stricken. Allein es fehlt der Esprit.

Ab welcher Preishöhe sind Wein, Whisky oder Champagner für den Verkauf als Wertanlage lohnenswert?

Am besten steigt man günstig mit 50 Euro ein. Dann können sich hochwertige Weine oder Spirituosen schon auf 1.000 Euro entwickeln. Voraussetzung ist natürlich, dass das Produkt ein Branding hat, also einen Markenname. Als Beispiel möge der Rotwein Chateau Pontet Canet aus dem Bordeaux als fünfer Cru dienen, der bei einem Preis von 30 Euro lange Zeit geradezu stiefmütterlich behandelt wurde. Plötzlich kam ein Investor und hat aus der Marke richtig etwas gemacht. In den Top-Jahrgängen 2009 und 2010 hatte dieser Bordeaux- Wein 100 Punkte im Parker-Ranking erreicht, also Höchstzahl. Mittlerweile kostet die Flasche bis zu 250 Euro.

Nach welchen Kriterien werden Wein und Spirituosen außer dem Preis als wertvoll eingeteilt?

Nehmen Sie den Journalisten Robert Parker, der als ausgewiesener Weinkritiker bekannt ist. Eigentlich ist er ausgebildeter Rechtsanwalt und betreibt langjährig professionellen Weinjournalismus. Seine Weinbewertungen mit den numerischen Parker-Punkten sind international ein maßgeblicher Faktor zur Preisbildung auf dem Weinmarkt. Damit hat er 1982 begonnen, auch weil die Amerikaner zu diesem Zeitpunkt die größten Abnehmer von Bordeaux-Weinen gewesen sind. Er hat sich durch seine Kritiken eine Marktmacht geschaffen, weil ihm die Amerikaner gefolgt sind. Dadurch wurde er zum Gradmesser für die Wertentwicklung von Weinen.

Welche Weine und Spirituosen lohnen sich besonders für Händler, um bei Sammlern Aufmerksamkeit zu erregen?

Bei Weinen sind es in der Tat nach wie vor die aus dem Bordeaux, bei Whiskys haben die Schotten die Nase vorn. Fangen wir mit dem Bordeaux an, bei dem die Kriterien einfacher gestrickt sind: Da gibt es im Medoc die 1er bis 5er Crus, wobei die Premier Crus die gehyptesten und begehrtesten Weine aufgrund ihrer begrenzten Menge sind. Und dann gibt es noch ein paar Highlights aus dem Pomerol wie den La Fleur Pétrus oder den Chateau Le Pin, worauf die halbe Welt sich stürzt, weil sie in Kennerkreisen ziemlich gehypt werden. Meistens sind es die Chinesen oder die Russen, die hohe Investments tätigen – ohne Ahnung von der Materie zu haben. Aber sie machen sich die einfache Struktur des Bordeaux zunutze, dessen Klassifikation seit dem Jahr 1855 existiert und bis heute nur eine einzige Änderung erfahren hat.

Beim Whisky-Investment herrschen größtenteils ebenfalls klare Strukturen vor, wobei es größtenteils von der Bekanntheit der Destillen abhängt. Da gibt es beispielsweise Macallan, dessen Whiskys in den vergangenen Jahren eine Wertentwicklung genommen haben, die unglaublich ist. Der 25-jährige kostet jetzt schon im vierstelligen Euro-Bereich, aus gutem Grund: Macallan gilt als der Rolls-Royce unter den schottischen Whiskys. Und dann gibt es noch die unter Whisky-Kennern sehr beliebten Islay-Whiskys wie Laphroaig, Ardbeg, Lagavulin oder Bowmore. Wenn man solche Raritäten erwerben möchte, dann nutzt es nichts, in Duty-Free-Shops die Standardmarke zu kaufen. Es muss schon was Besonderes sein. Ich bin ja auch Whisky-Liebhaber und habe ärgerlicheweise einen guten Port Ellen leergetrunken. Heute bekäme ich dafür 3.000 bis 4000 Euro

Wobei der größte und beste Anlegermarkt für Getränke nach wie vor der Weinmarkt ist, der Whiskymarkt ist dafür zu speziell und zu nieschig.

Wer mehr über alkoholische Getränke als Wertanlage erfahren möchte und wie vor allem Getränkehändler ihren Nutzen daraus ziehen können, um ihre Umsätze zu steigern, der sollte sich nicht Ausgabe 10 der Getränke Zeitung entgehen lassen (ET: 9. Mai) . Wie man mit "Kostbarkeiten Kompetenz" erlangt, lautet die Titelgeschichte.

GZ 08/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Mineral- und Tafelwasserverordnung

Der Entwurf des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Neufassung der Mineral- und Tafelwasserverordnung könnte zu Verwerfungen im gesamten Mineralwassermarkt führen. Verbände fordern daher dringend Nachbesserungen.

Aktuelles Interview: Jürgen Reichle, VDM

Jürgen Reichle, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mineralbrunnen, sieht beim vorgelegten Entwurf für die Mineral- und Tafelwasserverodnung Verbesserungsbedarf in mehreren Punkten. Der nächste Schritt sei eine intensive Dialogphase mit Bund und Ländern.

Gastkommentar: Thomas Fischer, DUH

Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, hält die in der PPWR festgelegt Mehrwegquote von vorerst 10 Prozent für deutlich zu niedrig angesetzt. Ein erhoffter Rückenwind für Mehrweg werde so ausbleiben sagt er und fordert deshalb nationale Maßnahmen zum Mehrwegschutz.