Wie immer perfekt organisiert: die GG-Vorpremiere im Wiesbadener Kurhaus (Foto: VDP)
Wie immer perfekt organisiert: die GG-Vorpremiere im Wiesbadener Kurhaus (Foto: VDP)

Das Wiesbaden-Fazit

Mosel und Nahe an der Spitze, Rheinhessen und die Pfalz vielleicht einen Hauch dahinter, aber ebenfalls auf sehr gutem Niveau. So lautet das grobe Fazit der Vorpremiere der Großen Gewächse des VDP. Die Grundcharakteristik des Jahrgangs hat ohne Zweifel eher in den kühleren Spitzenlagen ideale Voraussetzungen geboten. Diese Chance hat Van Volxem entschlossen ergriffen und die beste Kollektion des Jahres vorgestellt. Das Weingut an der Saar hat damit seinen ohnehin schon herausragenden Jahrgang 2016 noch einmal getoppt. Nie zuvor hat ein Weingut von uns je zweimal 97, 96 und 95 Punkte erhalten. Sechsmal Weltklasse.

Insgesamt vergaben meiningers sommelier und Meiningers Weinwelt für 56 Riesling-GGs 95 bis 97 Punkte – die Bewertungen der WEINWIRTSCHAFT weichen um bis zu drei Punkte davon ab. Spitzenriesling wird eben immer mehr zur Stilfrage, die durchaus unterschiedlich interpretiert werden kann. Unterm Strich herrscht jedoch Einigkeit: Die VDP.Prädikatsweingüter werden mit dem gezeigten Riesling-Jahrgang ihrem Anspruch gerecht, die Spitze Deutschlands zu repräsentieren. Dem stehen gut 30 Rieslinge gegenüber, die mit weniger als 90 Punkten bewertet wurden, die also dem Anspruch eines GGs nicht gerecht werden.

Die Gebiete                                       

Nicht nur wegen Van Volxem lohnt es sich in diesem Jahr, den Fokus auf Mosel, Saar und Ruwer zu richten. Neben Roman Niewodniczanski haben auch Schloss Lieser (zweimal 96, einmal 95 Punkte), Heymann-Löwenstein (einmal 95, zweimal 94 Punkte) und Maximin Grünhaus (95 und 94 Punkte) auf ganzer Linie überzeugt. Die besten Moselweine brillierten vor allem mit ihrer Spannung, dem Zusammenspiel aus frischer, kühler Frucht, rauchiger Mineralität und pikantem Säurespiel.

Gleichauf mit der Mosel rangiert die Nahe ganz oben im GG-Riesling-Ranking. Schäfer-Fröhlich ist der Primus, wie immer mit polarisierender Stilistik aufgrund der markanten Reduktion. Wer damit klarkommt, den bringen die 2017er zum Schwärmen (einmal 97, dreimal 96 und einmal 95 Punkte). Wer weniger auf die reduktive Stilistik steht, der wird mit der Kollektion von Dönnhoff noch mehr Freude haben: Einmal 97, zweimal 95 und dreimal 94 Punkte gab es für eine Serie staubtrockener, betörend klarer, gleichzeitig jedoch fein mineralischer Riesling-GGs, darunter der neue Höllenpfad im Mühlenberg vom Rotliegenden als Geheimtipp. Endgültig in der absoluten Spitze angekommen ist Gut Hermannsberg (zweimal 96, einmal 95, zweimal 94 Punkte): Hier findet man strukturierte, würzige und ausgeprägt mineralische Weine, nicht ganz so klar wie Dönnhoff, mit Spontiwürze, aber ohne die Reduktion à la Schäfer-Fröhlich. Eine ähnlich markante Handschrift hat auch in diesem Jahr Caroline Diel unter Beweis gestellt. Ihre Weine haben von allen großen Nahe-Betrieben noch am unfertigsten gewirkt, gleichzeitig aber ihr großes Potenzial gezeigt (zweimal 95 und einmal 94). Joh. Bapt. Schäfers Kollektion präsentierte sich mit sauberer Sponti-Würze schon einen Tick ausgewogener, aber vielleicht etwas weniger strukturiert (zweimal 95 Punkte). Aufsteiger der Nahe ist Kruger-Rumpf mit der bislang besten GG-Serie des Betriebs (95 und 94 Punkte).

In Rheinhessen zeigt Philipp Wittmann die durchgängigste Kollektion mit dreimal 95 Punkten, Keller brillierte mit beiden vorgestellten Weinen (zweimal 96 Punkte). Glanzlichter setzten auch Gunderloch (96 und 94 Punkte), Kühling-Gillot (je zweimal 95 und 94 Punkte) und Battenfeld-Spanier sowie Wagner-Stempel, allesamt mit sehr mutigen, puristischen und terroirgeprägten Weinen ohne vordergründige Frucht. Bei Gunderloch eher leichtfüßig, filigran und mineralisch; mit feiner Sponti-Würze bei Wagner-Stempel; rauchig und mit gepflegter Wildheit, zum Teil auch mit Reduktionsnoten bei Hans Oliver Spaniers Weinen.

Im Rheingau steht eindeutig Peter-Jakob Kühn an der Spitze (zweimal 95 und einmal 94 Punkte). Aber auch Schloss Johannisberg, Robert Weil und Schloss Vollrads wussten mit ihrem jeweils einzigen Großen Gewächs voll zu überzeugen. Der Aufsteiger der letzten Jahre, von Oetinger, bestätige mit der neuen Kollektion, dass er sich inzwischen in der Spitze etabliert hat. Balthasar Ress und Spreitzer komplettieren die Führungsgruppe des VDP.Rheingau.

Fehlt noch die Pfalz, wo 2017 die Kalklagen (etwa Saumagen, Kalmit oder Schwarzer Herrgott) mit ihrem mineralischen Ausdruck die balanciertesten Rieslinge geliefert haben. Zwei Weingüter haben diese Balance mit ihrer Handschrift erreicht: Allen voran Reichsrat von Buhl. Der Deidesheimer Betrieb hat mit dem Ungeheuer einen der sechs besten Rieslinge des Jahrgangs vorgestellt, zudem einen hervorragenden Kieselberg. Dazu zwei überzeugende 2016er (einmal 96, einmal 95 Punkte). Insgesamt also viermal Weltklasse, allerdings wie bei Schäfer-Fröhlich mit dem Hinweis auf die markante Handschrift: spürbares Holz, teils deutliche BSA-Noten und staubtrocken. Eine Stilistik, die polarisiert. Eine grandiose Kollektion gelang auch Rebholz (96, 95 und 94 Punkte). Dicht gefolgt von drei weiteren Betrieben: Kuhn (zweimal 95 Punkte) mit feinen Hefe-Reduktionsnoten und gelungenem Holzeinsatz, Bassermann-Jordan (zweimal 95, einmal 94 Punkte) mit konzentrierter Frucht und Christmann (96, 95 und zweimal 94 Punkte), wobei diesmal nicht Idig, sondern Mandelgarten-Meerspinne das Glanzlicht setzte. 

Sascha Speicher 

 

Die Überflieger

 

Mosel

97 2017 Volz van Volxem

97 2017 Scharzhofberger Perkentsknopp van Volxem

96 2017 Niederberg Helden Schloss Lieser

96 2017 Juffer Schloss Lieser

96 2017 Altenberg van Volxem

96 2017 Gottesfuss van Volxem

 

Nahe

97 2017 Hermannshöhle Dönnhoff

97 2017 Felseneck Schäfer-Fröhlich

96 2016 Hermannsberg Gut Hermannsberg

96 2016 Kupfergrube Gut Hermannsberg

96 2017 Felsenberg Schäfer-Fröhlich

96 2017 Stromberg Schäfer-Fröhlich

96 2017 Halenberg Emrich-Schönleber

96 2017 Halenberg Schäfer-Fröhlich

 

Pfalz

97 2017 Ungeheuer Reichsrat von Buhl

96 2016 Kirchenstück Reichsrat von Buhl

96 2017 Mandelgarten-Meerspinne A. Christmann

96 2017 "Ganzhorn" im Sonnenschein Ökonomierat Rebholz

 

Rheinhessen

96 2017 Rothenberg Gunderloch

96 2017 Hipping Keller

96 2017 Morstein Keller

96 2017 Frauenberg Battenfeld-Spanier

01-24

Themen der Ausgabe

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Wie schmeckt die Zukunft Frankens?

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Bibraud - kreativ und innovativ in Ulm

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Bairrada und Dão - Portugals feinste Rote