Ausgabe 25/2017

„Schon wieder ist ein Jahr vergangen!“

ddw25/26/2017

Diesen Ausruf hörte ich in meiner Kindheit regelmäßig. Damals konnte ich allerdings noch nicht nachvollziehen, was meine Eltern und andere Erwachsene eigentlich damit meinten. Mir kamen die Jahre einfach länger vor.
Dafür gibt es eine wissenschaftliche Erklärung. Unsere Zeitwahrnehmung wird durch unser Gedächtnis bestimmt. Erleben wir wenig Neues oder Aufregendes, bleiben auch weniger Erinnerungen. Die entsprechende Zeitspanne erscheint uns im Rückblick kürzer. Eine Stunde im Wartezimmer fühlt sich zwar im Moment besonders lange an, in der Nachbetrachtung spielt sie allerdings kaum eine Rolle.
Besonders emotionale Ereignisse hingegen, etwa der erste Schultag, die erste Party oder das berühmte erste Mal, bleiben uns im Gedächtnis. Allerdings kommen solche Momente im Erwachsenenleben wesentlich seltener vor als in der Kindheit oder Jugend. Wie die meisten Erwachsenen zwischen 20 und 59 Jahren stehen auch wir unter Zeitdruck. Viele tägliche Abläufe sind für uns zur Routine geworden und nur noch selten passiert etwas, das wir in dieser Form zum ersten Mal erleben. Also bleiben uns weniger Erinnerungen und die Jahre scheinen wie im Flug zu vergehen.
Aber was können wir  tun, um die zerrinnende Zeit aufzuhalten? Einfach gesagt: Offen für Neues bleiben, den Moment leben und Emotionen zulassen. Trifft sich gut, denn uns steht die emotionalste Zeit des Jahres bevor. Wir müssen uns nur auf sie einlasssen, Zeit mit den Menschen verbringen, die uns etwas bedeuten, eine besondere Flasche Wein und unser Herz öffnen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr.