Jaboulet Aîné - Die Größe von „La Chapelle“

Der Boden des legendären Weinbergs „La Chapelle“ wurde bereits von den römischen Schriftstellern Martial und Plinius als einer der weltweit besten Weinböden beschrieben. Nun wurde das Unternehmen, dem dieses wichtige Stück Land gehört, von Grund auf erneuert.

Caroline Frey / Credits: Domaines Paul Jaboulet Aine

Sieht man sich die weltweit erfolgreichsten und berühmtesten Weingüter an, so ist es erstaunlich, wie viele davon sich in Familienbesitz befinden und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Ebenso erstaunlich ist es, dass ein solcher Generationswechsel meist für eine erhebliche Verbesserung der Weinqualität sorgt. Paul Jaboulet Aîné, Eigentümer des legendären Weinbergs „La Chapelle“, ist ein exzellentes Beispiel für diese Praxis. Sein Name wurde lange Zeit in einem Atemzug mit den Rotweinen des Rhonetals genannt. Da frühe Aufzeichnungen verloren gingen, weiß keiner so genau, wie viele Generationen der Familie Jaboulet in dieser Region Wein erzeugten, bevor der ehrgeizige 27-jährige Antoine im Jahr 1834 sein Unternehmen gründete. Bekannt ist allerdings, dass er 30 Jahre später verstarb und seinen Zwillingssöhnen Paul und Henri ein erfolgreiches Unternehmen hinterließ. Es war Paul, der Ältere („l’aîné“ auf Französisch), nach dem es letztendlich benannt wurde.

Im Jahr 1864 wurde zufälligerweise auch „La Chapelle“ (nach der Kapelle von St. Christoph benannt) auf dem Gelände einer winzigen Kirche errichtet, die ursprünglich im Jahr 1235 von einem verwundeten Ritter errichtet worden war, der nach seiner Rückkehr von den Kreuzzügen ein Leben als Eremit wählte. Der gesamte Hügel „Hermitage“, auf dem sich die Kirche befindet, wurde somit nach genau diesem Eremiten benannt. Hermitage zählt weltweit zweifelsohne zu den schönsten Orten für den Weinbau und die Weinproduktion. Die römischen Schriftsteller Martial und Plinius haben den Ort bereits vor 2000 Jahren beschrieben, und der dort erzeugte Wein wurde bis ins späte 19. Jahrhundert häufig dazu verwendet, den besten Bordeauxweinen mehr Körper zu verleihen.

Kein Teil des Hermitage-Hügels erzeugt besseren Wein als diese schwindelerregend
steilen Weinberge – eine Reihe von Grundstücken, einschließlich „Les
Bessards“, „Les Greffieux“, „Le Méal“ und „Les Rocoules“ –, die allesamt dieTrauben für den „Hermitage La Chapelle“ liefern. Die Familie Jaboulet hatte lange Zeit Weinberge in diesem Gebiet gekauft. Im Jahr 1919 erwarb sie schließlich das historische Anwesen „La Chapelle“. Den Weinen der folgenden sieben Jahrzehnte gelang es häufig, die besten Jahrgänge des Bordeaux zu überflügeln. Der Jahrgang 1961 war in der Tat noch legendärer und konnte alle vorherigen Produktionen übertreffen. 1990 war zwar ein weiterer, einmaliger Jahrgang, allerdings folgte für das Familienunternehmen im folgenden Jahrzehnt ein enormer Geschäftsrückgang. 1997 erlitt Gérard Jaboulet, eines der bekanntesten, großzügigsten und am weitesten gereisten Mitglieder der Weinwelt, im Alter von nur 55 Jahren einen tödlichen Herzinfarkt. Wie viele einflussreiche Kritiker bemerkten, fehlte es dem Unternehmen nach dem Tod von Gérard Jaboulet an einer kompetenten Führungspersönlichkeit, sodass die Weine in der Folge auch nicht mehr den Erwartungen gerecht werden konnten.

Paul Jaboulet Aîné wurde im Januar 2006 von Jean Jacques Frey, einem Geschäftsmann mit Wurzeln in der Champagne, übernommen. Diese Nachricht wurde von vielen Liebhabern der Weine dieses Unternehmens mit Erleichterung aufgenommen. Obwohl die Freys in dieser Region Neueinsteiger waren, hatte die höchst talentierte Caroline Frey mit „Château la Lagune“, das ihre Familie 1999 erworben hatte, bereits bewiesen, wie schnell sie mit unbekannten Reben und einem unbekannten Weingut zurechtkommen kann.

Caroline und Jean Jacques Frey / Credits: Domaines Paul Jaboulet Aine

Robert Parker sprach vielen aus der Seele, als er wenige Jahre später schrieb: „Man braucht keinen weiteren Beweis für den außergewöhnlichen Wandel in der Qualität der Jaboulet-Weine, der der Eigentümerin Caroline Frey 2009 und 2010 gelungen ist. Wie bereits letztes Jahr angemerkt zählt dieser Wandel zu einer der größten Qualitätssteigerungen in der Weinwelt.“

Während Frey darauf hinweist, dass sowohl „La Chapelle“ als auch „La Lagune“ auf dem 45. Breitengrad – „dem Breitengrad der großartigen Weine“ – liegen, gefällt ihr sichtlich auch der Vergleich der beiden Anwesen und deren unterschiedlichen Terroirs und Trauben. Als Verneigung vor der Tradition des 19. Jahrhunderts hat sie sogar den Syrah der Rhône mit dem Cabernet Sauvignon verschnitten, der auf den weißrosa Kieselböden des Médoc gedeiht. Im Jahr 2010 wurden zehntausend Flaschen mit dem Etikett „Evidence par Caroline“ produziert und offiziell als „Vin de France“ ausgezeichnet. Sie erklärt dies folgendermaßen: „Diese Idee entstand natürlich auf meinen häufigen Reisen zwischen den beiden Weingütern der Familie und meiner eigenen Neugierde, welches Ergebnis wohl so ein Verschnitt hervorbringen würde. Es handelt sich dabei um meine persönliche Geschichte. Ich freue mich sehr darüber, dass meine Idee bei Weinliebhabern und dem Weinhandel gleichermaßen Anklang gefunden hat.“

Abgesehen von solch faszinierenden Experimenten und der jährlichen Herausforderung, das gesamte Potenzial der ungefähr 25.000 Flaschen „La Chapelle“ auszuschöpfen, engagiert sich Frey für das gesamte Spektrum der nördlichen Rhône, für das sie bei Paul Jaboulet Aîné verantwortlich zeichnet. „Im Rhonetal finden Syrah, Marsanne und Roussanne nicht nur an den Hängen von Hermitage Gefallen, sondern auch an den Hängen von St. Joseph, Cornas, Côte Rôtie, Saint Péray und an den steinigen Hängen der Crozes Hermitage. An den Granithängen von Condrieu ist der Viognier König. Weiter im Süden wachsen beispielsweise die alten Rebsorten Grenache und Mourvêdre auf den Steinen von Châteauneuf du Pape ...“

Frey weiß, dass der Erfolg großartiger Weine eher in den Weinbergen als in der Weinkellerei liegt, und begann mit einer Umstellung des Anbaus auf biologische und biodynamische Methoden. Für den Jahrgang 2015 erwartet man nun eine vollständige Zertifizierung. Auf dieses Projekt ist Frey besonders stolz: „Das war eine große Umstellung, die wir auf diesen historischen Gütern vorgenommen haben. Dies bringt jedoch das Terroir sowie das Wohl der Reben und das unserer Weinhersteller voll zum Ausdruck.“ Das Ruder hält bei Paul Jaboulet Aîné vielleicht kein Jaboulet mehr in der Hand, aber es ist dennoch ein Familienunternehmen, das sich auf jeden Fall in sehr guten Händen befindet.

Domaines Paul Jaboulet Aine

Château La Lagune
Tel : +33 4 75 84 68 93
Fax : +33 4 75 84 56 14
www.jaboulet.com