Generationenwechsel in Weingütern sind häufig; nicht selten krempeln die Jungen alles gehörig um. Aber welches Innovationspotenzial lässt ein seit vielen Jahren mustergültig geführter Spitzenbetrieb wie der von Roman und Adelheid Pfaffl aus dem Weinviertel? Eine Herausforderung der besonderen Art für Roman Josef Pfaffl und seine Schwester Heidemarie Fischer, die das Weingut nun eigenverantwortlich führen.
Unsere Kinder sollen es einmal besser haben“, lautet der Leitspruch vieler Eltern. So gesehen, haben Roman und Adelheid Pfaffl Beachtliches geleistet. Mit einem Dreiviertelhektar und einem gemischten Landwirtschaftsbetrieb haben sie 1978 begonnen und daraus ein Weingut mit 80 Hektar Rebflächen aufgebaut, das zur Crème de la crème in Österreich zählt. Sie liegen im südlichen Weinviertel in fast einem Dutzend Gemeinden verstreut. Auch Weinberge in Wien zählen dazu: „Das liegt daran, dass wir uns jene Lagen ausgesucht haben, die uns gefielen“, sagen die Eltern.
Dass die eine oder andere Lage hinzukommen könnte, das glaubt auch Roman Josef Pfaffl, 27, der mit seiner Schwester Heidi nun die Führung des Weinguts übernommen hat. So habe sich das ja auch bei den Eltern entwickelt. Zwar ist Wachstum nicht das primäre Ziel, aber: „Wir glauben an die Zukunft des Weines, und wenn gute Lagen zu haben sind, müssen wir einfach zugreifen.“ Schon jetzt sind die Lagen hervorragend, meist aus Löss bestehend und ideal geeignet für den Grünen Veltliner (wie den aus der Toplage Hundsleiten) oder wie in der Süd-Riede Zeiseneck mit einem bedeutenden Gehalt an Muschelkalk, der sich in dem einen oder anderen Fossil zeigt.„Mister Veltliner“ nennen Freunde und Kritiker Roman Pfaffl sen., während der Sohn seit einiger Zeit sein Händchen für die Rotweine belegt. Eine Reihe von Auszeichnungen haben seine Zweigelt-, St.-Laurent- und Pinot-Noir-Weine schon eingeheimst. Man sieht: Das eine oder andere lässt sich noch ergänzen und probieren, es muss nur dem hohen Qualitätsstandard der Pfaffl-Weine entsprechen. Schwer wird das den jungen Pfaffls nicht fallen, denn sie haben die Freude, den Spaß am Winzerberuf von ihren Eltern geerbt.
Roman Josef weiß jedenfalls, „dass Wein zur Wissenschaft mutieren kann“, aber er fragt: „Muss das immer sein?“ Muss es nicht. „Das wichtigste ist doch, dass ich den Wein gern trinke, den ich da im Glas hab. Dass er mir eben Spaß macht. Ob er jetzt 5 Euro kostet oder 50“, sagen die Pfaffls. Dass das Weinmachen wirklich Spaß macht, glaubt man den beiden Jungwinzern sofort. Sie sprechen mit Leidenschaft von ihren Tropfen.
Die meisten werden exportiert. Die Welt wird eben immer globaler. Die regionalen Weine, so Roman Josef, werden an Bedeutung gewinnen. Grüner Veltliner, St. Laurent, Zweigelt: „Diese Sorten, die für Österreich stehen, haben noch eine große Zukunft vor sich“, ist sich der Winzer sicher. Man sollte ruhig auch Möglichkeiten der Kommunikation nutzen, die zukunftsweisend sind. Deshalb hat Roman Josef kleine Videofilme gedreht, in denen er seine Weine gekonnt locker präsentiert. Facebook, Twitter & Co. sind wichtige Foren auch für die Vermarktung. Spaß am Wein ist auch Spaß am Kommunizieren, Genuss teilt man gerne mit Freunden. Diese Klaviatur beherrschen die jungen Pfaffls meisterhaft. Macht ja auch Spaß!
Veränderungen werden sich zwangsläufig ergeben, Stichwort Klimawandel. „Wir pflanzen jetzt Grünen Veltliner auf Flächen, wo man früher nur Müller-Thurgau und andere frühreife Sorten ausgepflanzt hätte“, beobachtet Roman Josef. Das wird auch den Charakter der Weine langfristig ändern, obwohl die Klimaerwärmung bis jetzt für Pfaffl noch kein echtes Problem ist. Dennoch bewegen den jungen Winzer Überlegungen, wie man den CO2-Ausstoß des Weinguts senken könnte. Bio – der Begriff geht ihm nicht weit genug. „Ich muss auch an den CO2-Ausstoß des Traktors denken, daran, wie ich meine Räume heize und kühle, wo ich meinen Strom herbekomme und wie die Verpackung meines Weines aussieht.“Erste Schritte sind schon unternommen – sie sind von den Eltern gekommen, aber nun ist eben die junge Generation am Ruder: Wärmepumpe, Photovoltaikanlage, Warmwasseraufbereitung mit Solarzellen. Dass verstärkt neue Medien zur Vermarktung der Weine benutzt werden, passt durchaus ins Konzept: „Mich stört, dass ich ständig durch die Welt fliege, um unsere Weine anzubieten“, findet Roman Josef selbstkritisch.
Was wird die Zukunft bringen? Mit Sicherheit wird es weiterhin die großartigen, monumentalen Grünen Veltliner vom Hundsleiten und andere Pfaffl-Spitzenweine geben, womöglich noch mehr Rote. Schon jetzt entsprechen die Weine voll dem modernen Geschmack des Konsumenten: fruchtig, saftig, ausgewogen, nicht zu schwer. Gut zu trinken, oder, wie Roman Josef Pfaffl sagt, „sie machen einfach Spaß“. Und das ist auch das Ziel: „Ich will gute Weine machen. Immer besser werden. Und das möglichst so, dass alle einen Spaß dran haben: Ich, meine Mitarbeiter, meine Kunden, die Umwelt und möglichst auch die Nachwelt.“ Ein einfaches Prinzip. Spaß ist wohl doch erblich.
Informationen
Weingut R&A Pfaffl
Schulgasse 21
A-2100 Stetten, Österreich
Tel. +43 2262 673423
Fax +43 2262 673423-21
