Wein & Zigarre Teil II

Teil I: Die Zigarre   Teil II: Zigarrenfarben   Teil III: Zigarren aus aller Welt

"Let's go outside" sang George Michael 1998 voller Inbrunst und dachte dabei nicht ganz an Zigarren. Wir halten und an den genauen Wortlaut und präsentieren Ihnen die besten Outdoor Locations für diesen Sommer. Ausserdem gehen wir im zweiten Teil unserer Zigarren-Serien auf die verschiedenen Farben von Zigarren und ihre Bedeutung ein.

Die Burg Schwarzenstein bietet in ihrer Raucherlounge innen und außen Raum für gepfl egten TabakgenussDie Freiluftsaison hat endlich begonnen. Auch und gerade für Zigarrenraucher. Denn mit dem 1. Mai 2013 ist nun auch im bevölkerungsreichsten Bundesland die Glut der Tabakprodukte in geschlossenen Räumen der Gastronomie erloschen. Unter freiem Himmel dürfen aber auch weiterhin Rauchzeichen gegeben werden. Und genau hierauf haben sich einige Gastronomen spezialisiert und bieten Aficionados Orte, an denen leidenschaftlich geraucht und genossen werden darf. Die von uns präsentierten Freiluft-Zigarrenlounges sind nur eine kleine, feine Auswahl, viele weitere empfehlenswerte Orte warten vielleicht ganz in Ihrer Nähe darauf, entdeckt zu werden. Wenn Sie Tipps haben, die Sie gerne teilen möchten, schicken Sie bitte die Adressen an die Redaktion der WEINWELT. So können auch wir unseren Lounge-Horizont erweitern.
 
Für unser Fotoshooting mit Zigarren-Profi René Schumann haben wir uns eine spannende Zigarrenlounge im Rheingau ausgesucht: Burg Schwarzenstein in Geisenheim-Johannisberg. Direkt neben dem Gourmet-Restaurant hat Davidoff eine wunderschöne, modern ausgestattete Lounge eingerichtet. Durch die deckenhohe Glasfront ist man selbst im Winter schon fast mitten im Weinberg, in den warmen Monaten gibt es zusätzlich einen sehr gepflegten Außenbereich, in dem sich der Lounge-Charakter konsequent fortsetzt. Mit Blick über die Weinberge bis hinunter zum Rhein kann man sich in bequemen Outdoor-Lounge-Sesseln den sanften Wind um die Nase wehen lassen, aus der hervorragend bestückten Weinkarte die passende Wahl treffen und dabei genussvoll und ohne Widerworte von Nachbartischen eine gute Zigarre rauchen.
 
Burg Schwarzenstein
 
Rosengasse 32
65366 Geisenheim-Johannisberg 
Tel.: 06722 9950-0

Ein paar weitere Empfehlungen:

Le Patron am Meer
 
Südstrand 106
26382 Wilhelmshafen
Tel.: 04421 368457
Meeresluft und Zigarre ist eine wunderbare Kombination. Mit Blick auf das Wattenmeer lassen sich hier vortrefflich Speisen und genussvoll Wein und Zigarre genießen.
 
 
Waterloo-Biergarten
 
Waterloostraße 1
30169 Hannover
Tel.: 0511 1316985
Sylt-Atmosphäre am Maschsee versprechen die Betreiber des „Waterloo-Biergartens“ mit See-Biergarten und See-Terrassen. Und Zigarrenraucher sind herzlich willkommen.
 
 
Restaurant Zur kleinen Markthalle
 
Legiendamm 32
10969 Berlin
Tel.: 030 6142356
Im Herzen Berlins zwischen Oranienplatz und Engelbecken befindet sich mit dem Restaurant „Zur kleinen Markthalle“ eine Top-Adresse für gepflegten Tabakgenuss in der Hauptstadt. Im gemütlichen Raucherraum dürfen ganzjährig in einladenden Ledersesseln ruhend Zigarren genossen werden, im Sommer bietet sich auch der angrenzende Biergarten an.
 

Shades of brown – Zigarrenfarben

Mit Jet Flame Feuerzeugen kann man selbst bei Gegenwind Zigarren problemlos anzündenNoch bevor der erste Zug gemacht wird, haben unsere Augen oftmals schon ein Urteil über die Wertigkeit einer Zigarre gefällt: Ist das Deckblatt eben oder ungleichmäßig, intakt oder rissig, glatt oder adrig? Wie ein Maßanzug hilft das Deckblatt der Zigarre, eine gute Figur zu machen, und genau wie ein Maßanzug ist auch das die Einlage und das Umblatt umhüllende Deckblatt teuer. Bei Aufzucht, Ernte, Trocknung, Fermentation und Verarbeitung muss alles stimmen. Das Ziel ist eine perfekte Gleichmäßigkeit in Struktur und Farbe, denn nur eine makellose Hülle lässt auch die Herzen der Aficionados höher schlagen.

Aber das beste Deckblatt nutzt nichts, wenn nicht auch der Inhalt höchsten Ansprüchen gerecht wird. Dessen sind sich auch die meisten Zigarrenproduzenten bewusst und verwenden die besten Deckblätter auch exklusiv für die hochwertigsten Zigarren. Alles andere wäre nicht nur Vergeudung, sondern würde zumindest von passionierten Zigarrenrauchern mit zukünftigem Verzicht auf die entsprechende Marke getadelt.
 
Aber es ist längst nicht nur die Optik, die über die Güte eines Deckblattes entscheidet. Auch bedingt durch seine Größe hat das Deckblatt einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf Aroma und Geschmack der Zigarre. Es ist Geschmacksgeber und -transporteur, denn zum Eigengeschmack des Blattes kommen die durch das Deckblatt gebündelten Aromen von Einlage und Umblatt hinzu. Und die Farbe verrät in der Regel auch schon einiges über den Geschmack.
 
Als Faustregel kann man konstatieren, dass je dunkler das Deckblatt ist, desto süßlicher und intensiver ist auch das Aroma. Das ist besonders deutlich gleich in der ersten Rauchphase zu erkennen. Dann nämlich, wenn die Aromen des Deckblattes noch die anderen Aromen überlagern. Mit zunehmender Brenndauer gewinnen das Umblatt und besonders die einlage die aromatische Oberhand. Die Farbe spielt also in vielerlei Hinsicht eine wichtige Rolle. Und weil das so ist, gibt es in Zigarren-Manufakturen immer sogenannte Escogedores, deren einzige Aufgabe darin besteht, die Zigarrenproduktion nach Farbschattierungen zu sortieren. Ein geübter Escogedor kann etwa 80 verschiedene Farben unterscheiden. Ganz so viele braucht der Zigarrenliebhaber bei weitem nicht.
 

Gewusst wo: Open Air-Zigarrenlounges sind im Trend. Schicken Sie Ihre Empfehlungen gerne an die Redaktion!

Eine Aufteilung in sieben Hauptgruppen reicht völlig. Wir haben zu den jeweiligen Farben auch Hinweise für die zu erwartende Intensität der jeweiligen Zigarren gegeben. Freilich sind das nur ganz allgemeine Richtwerte, es gibt auch vergleichsweise milde Zigarren mit Oscuro-Deckblatt. Aber je dunkler das Deckblatt, desto höher ist der Anteil der ätherischen Öle und des natürlichen Zuckers. Da wir beides als Intensität wahrnehmen, sind dunklere Zigarren eben in aller Regel etwas konzentrierter und süßlicher, nicht jedoch stärker im Sinne von Nikotin. Denn darüber verrät uns die Farbe nichts.
 
Aber woher genau kommt die Farbe und welche Faktoren bestimmen sie? Generell sind alle Blätter der Tabakpflanze grün. Unterschiede kommen von der ausgewählten Saat, vom Klima und Boden. Aber grün sind sie alle vor der Ernte. Blätter, die an der Tabakpflanze weit oben gewachsen sind, haben eine etwas intensivere Farbe (und auch ein intensiveres Aroma) als jene aus dem unteren Bereich, da sie deutlich mehr Kontakt mit der Sonne haben. Für dezentere und weniger ätherische Aromen kann die Tabakpflanze beschattet werden, traditionell passiert das bei Pflanzen aus Connecticut, die mit dem Zusatz „shade“ verkauft werden.
 
Einen größeren Einfluss auf die Farbe als die Wachstumsbedingungen hat jedoch der nächste Schritt nach der Ernte und Trocknung der Blätter: die Fermentierung. Die Tabakblätter werden aufeinander geschichtet und die entstehende Hitze innerhalb der Tabakbündel sorgt dafür, dass das nach der Trocknung noch vorhandene Blattgrün abgebaut wird. Das Blatt wird dunkler, die Grünreflexe verschwinden. Je mehr Sonne die Blätter in ihrer Wachstumsphase abbekommen haben und je länger fermentiert wurde, desto dunkler ist letzten endes auch das Deckblatt. Aber wie gesagt, das ist kein qualitativer Aspekt, sondern vielmehr ein geschmacklicher. Hier entscheidet einzig Ihre persönliche Präferenz. Und die unterschiedlichen Farben finden Sie auch nicht nur bei Longfillern, sondern auch bei Short- und Mediumfillern und natürlich auch bei den kleinsten Zigarillos.
 

Zigarrenfarben

CLARO CLARO
Die hellste Deckblattfarbe überhaupt, reicht in ihrem Farbspektrum von einem zarten Gelbgrün bis hin zu zart-grünlich schillerndem Hellbraun. Zigarren dieser Farbe sind in der Regel eher leicht und mit einer dezenten Aromatik. Ein Beispiel für Claro Claro ist die Carlos André Robusto, mit Deckblatt aus Ecuador, Umblatt aus der Dominikanischen Republik und einlage aus Brasilien, Spanien und der Dominikanischen Republik.
 
CLARO
Ein helles Braun mit teilweise gelblichen Nuancen. Von Claro Claro am Besten dahingehend zu unterscheiden, dass keine Grüntöne vorhanden sind. Claro-Deckblätter werden häufig im Schatten gezogen und sind in der Dominikanischen Republik zusammen mit Colorado Claro der Standard für überwiegend milde Zigarren.

Zigarrenfarben im direkten Vergleich – von Claro Claro (ganz links) bis Maduro (ganz rechts)

COLORADO CLARO
Ein hell bis goldbrauner Farbton verrät, dass die Blätter tendenziell länger und intensiver der Sonne ausgesetzt waren. Auch aromatisch macht sich dieses Plus an Sonne durch intensivere Aromen bemerkbar.
 
COLORADO
Mittleres Braun mit teilweise rötlichen Schattierungen versprechen eine weitere Intensitätssteigerung der mit diesen Deckblättern versehenen Zigarren. Insgesamt sind colorado-farbene Zigarren sehr ausgewogen und stellen den Übergang von zart und dezent auf kräftig und intensiv dar.
 
COLORADO MADURO
Das erste wirklich dunkle Deckblatt der Farbskala weist ein intensives, sattes Braun auf. Der Farbton ist beispielsweise für Zigarren aus Honduras weit verbreitet.
 
MADURO
Sattes Dunkelbraun und noch einen Tick öliger in der Anmutung als die Colorado Maduro. Maduro-Deckblätter stammen häufig von den obersten Blättern der Tabakpflanze und hatten entsprechend viel Sonnenkontakt. Ein klassisches Beispiel für Maduro ist die BrickHouse Mighty Mighty. Hier stammen sowohl das Deckblatt als auch Umblatt und Einlage aus Nicaragua.
 
OSCURO
Das dunkelste Deckblatt stammt ausnahmslos von in der Sonne gezogenen Tabakpflanzen. Farblich ist man hier oftmals näher an Schwarz denn an Dunkelbraun. Auch eine ölige Anmutung ist üblich. Klassische Anbaugebiete für Oscuro Deckblätter sind Connecticut (aber eben ohne den Zusatz shade!), Brasilien, Mexiko und Nicaragua.
 
 
Richard Grosche
 

Ausgabe 03/2024

Erhältlich ab 8. März: MEININGERS WEINWELT Ausgabe 03/2024

Themen der Ausgabe

Feines Frische-Duo

Mineralischer Albariño schmeichelt Fischeintopf mit Gemüse: Das Winepairing zum Start ins Frühjahr hat sich Sommelier Emrah Isitmen aus Karlsruhe für Sie ausgedacht und damit eine Geschmackskombination für pures Atlantik-Feeling kreiert … »weiter zu Rezept & Weintipp

Rieslinge von Weltruhm

Bettina Bürklin-von Guradze hat das Pfälzer Topweingut Dr. Bürklin-Wolf perfekt für die Zukunft aufgestellt und verrät im Gespräch mit Chefredakteurin Ilka Lindemann, wie sie dabei Traditionen, Familie und Biodynamie unter einen Hut gebracht hat.

Weinbar-Guide London

Die Gastroszene der britischen Hauptstadt ist lebendig wie nie und kann zuweilen ganz schön überfordernd sein. Wir waren für Sie vor Ort und zeigen Ihnen in dieser Ausgabe die angesagtesten Weinbars und Locations für jeden Anspruch.