Maisons et Domaines Henriot - Filetstückchen aus Frankreich

Was bewegt ein erfolgreiches Champagnerhaus wie Henriot, das sich in Burgund, Chablis und im Beaujolais jeweils namhafte Weingüter zulegt? Es mag der Wunsch nach erfolgversprechenden Investitionen sein, aber wahrscheinlicher ist, dass da eine gehörige Portion Weinleidenschaft im Spiel ist.

Champagne Henriot Reims

Wer einmal von der Weinleidenschaft befallen ist, den lässt sie nicht mehr los. Winzer tragen da von Natur aus ein erhöhtes Risiko. Die Weinpassion liegt bei ihnen oft schon in der Wiege. Das Stichwort findet sich in der Familiengeschichte der aus Lothringen stammenden Henriots schon früh. Ein gewisser Nicolas Henriot, Tuch- und Weinhändler aus Reims, heiratet Apolline Godinot; beide lieben gute Weine. 1808 gründet Apolline – wieder einmal eine unternehmende Champagner-Dame! – das Champagnerhaus Henriot. Dessen Weine finden am niederländischen Königshof und bei den Habsburgern von Österreich-Ungarn besten Anklang. Sieben Generationen lang wird der Champagner nach strengen Qualitätskriterien erzeugt; nur beste Trauben werden ausgewählt. Rund 35 Hektar werden heute bewirtschaftet; zugekauft werden vorwiegend Trauben aus Grand-Cru- und Premier-Cru-Lagen. Nur die allerbesten Weine und Jahrgänge ergeben die Prestige-Cuvée des Enchanteleurs. Der Blanc de Blancs gehört zu den besten seiner Art. Für den Chardonnay haben die Henriots ein Händchen.
 
Villa Ponciago, Fleurie
Vielleicht liegt es daran, dass Joseph Henriot Weingüter in Burgund und Chablis erwirbt. Dort kommen einige der größten Chardonnay-Weine der Welt her. Mit dem Handelshaus Bouchard Père et Fils im prestigeträchtigen Château de Beaune kommt die Familie Henriot 1995 in den Besitz eines renommierten Erzeugers.
 
Das 1731 gegründete Weinhaus Bouchard Père et Fils ist eines der ältesten Burgunds. Der reiche Erfahrungsschatz und die eigenen Rebflächen ermöglichen es, Weine von höchster Qualität zu erzeugen. 1731 lässt sich der Tuchhändler Michel Bouchard in Volnay nieder. Dort wird viel Wein angebaut, warum also nicht auch Wein an- und verkaufen? Mit seinem Sohn Joseph gründet er ein Weinhandelshaus. Da in Burgund die meisten Winzer nur kleine Parzellen besitzen, sind die Négociants, die Handelkellereien, von essenzieller Bedeutung. Sie kaufen Weine, bauen diese im eigenen Keller aus und sorgen für die Vermarktung. Bis dahin hat der Winzer längst sein Geld bekommen und trägt kein kommerzielles Risiko – eine für beide Seiten lohnende Sache. Aber wer mit dem Weinvirus infiziert ist, möchte auch selbst Reben besitzen. Folglich kauft Joseph Bouchard 1775 seinen ersten eigenen Weinberg in Volnay (und ein Weingut gleich dazu) sowie das Château de Beaune in Beaune. Was bewegt ein erfolgreiches Champagnerhaus wie Henriot, das sich in Burgund, Chablis und im Beaujolais jeweils namhafte Weingüter zulegt? Es mag der Wunsch nach erfolgversprechenden Investitionen sein, aber wahrscheinlicher ist, dass da eine gehörige Portion Weinleidenschaft im Spiel ist.  Champagne Henriot, Reims William Fèvre, Chablis de Beaune in Beaune. Bis heute sind bekannte Volnay-Parzellen (Climats) wie Caillerets im Familienbesitz. Mit Josephs Sohn Antoine Philibert Joseph Bouchard kommt das Geschäft in Schwung; diese beiden sind der im Firmennamen genannte Vater und Sohn. Nach der Französischen Revolution erwirbt Antoine Weinberge, die zuvor der Kirche gehört hatten, darunter die Monopollage Beaune Grèves Vigne de l‘Enfant Jesus und andere Filetstückchen in Beaune. Dort steht ein stattliches Château (mit sehenswertem Keller!), das Antoines Sohn Bernard Bouchard 1820 kauft, ebenso wie zahlreiche weitere Spitzenlagen in Beaune, Chassagne-Montrachet, Pommard und Volnay.
 

Bouchard Père et Fils, Beaune

Bis ins 20. Jahrhundert wird der Besitz bester Crus beständig erweitert (Meursault Genevrières, Clos Vougeot). Heute bewirtschaftet das Haus 130 Hektar eigene Rebflächen, und zwar nach Kriterien des nachhaltigen, naturnah-integrierten Anbaus. 2005 wird eine moderne Kellerei errichtet. „Der Einsatz moderner Kellertechnik bedeutet nicht, dass die Weine sich in ihrem Wesen verändern“, erklärt Joseph Henriot, der Eigentümer ist, die Leitung jedoch in den Händen der Familie Bouchard belassen hat. „Die großen Weine Burgunds sind Ausdruck ihres Terroirs und müssen für jeden Weinliebhaber feste Bezugspunkte sein, die auf gar keinen Fall nach einem angeblichen modischen Verbrauchergeschmack getrimmt werden dürfen.“
 
In Chablis kommt 1998 das traditionsreiche Haus William Fèvre zur Kollektion hinzu, das eine einzigartige Vielfalt von Premier-Cru- und Grand-Cru-Lagen vorweisen kann. 2008 erwirbt Henriot die Domaine Villa Ponciago im Beaujolais-Cru Fleurie. Dieser Kauf machte es möglich, aus allen Regionen Burgunds, von Norden bis Süden, Premiumweine anzubieten. Der Name Villa Ponciago ist schon im Jahr 949 dokumentiert, als das Weingut der Abtei von Cluny übereignet wurde. Für Thomas Henriot erfüllt sich damit eine Vision: „Ich träume davon, die großen Weine des Terroirs von Fleurie wieder zu entdecken.“ Ganz klar: Es ist die Weinleidenschaft, die aus einem Champagnerhaus eine große Weinfamilie mit besten Qualitäten gemacht hat.

 

Information

Maisons et Domaines Henriot
Champagne Henriot
81 rue Coquebert
51100 Reims, Frankreich
 
Tel.: +33 326 895300
Fax: +33 326 895310