ddw 10/23 vom 12. Mai 2023

Titel ddw 10/23

Themen der Ausgabe

Kellerwirtschaft

Marktüberblick Traubenpressen

Weinbau

Mit Zwiebelgewächsen die Biodiversität fördern

Weinbau

Warmwasserheizsystem zum Schutz vor Frostschäden

Marketing

Weinbezeichnungen in Preislisten und Online-Shops

Marketing

Mit KI nachhaltig kommunizieren

Der Oenologe 5/23
Neues vom Bund deutscher Oenologen

 

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Ein offenes Ohr

Die Herausforderungen für die Weinbranche sind zahlreich. Es ist dringend nötig, dass sie endlich gehört wird.

Die neuesten Zahlen zum Deutschen Weinmarkt 2022 mit den aktuellen Eckdaten aus den Nielsen-Panels sind wenig erfreulich, aber auch wenig überraschend. Monika Reule, Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts, präsentierte sie anlässlich des DWI-Forums Markt & Wein am 27. April am Weincampus Neustadt. Im Vergleich zu 2021 wurde im Jahr 2022 hierzulande 13,8 Prozent weniger deutscher Wein gekauft, 8,1 Prozent weniger für deutschen Wein ausgegeben und auch die Käuferreichweite für deutschen Wein nahm um 2,5 Prozentpunkte ab. Schaut man sich den Verlust der relativen Käuferreichweite genauer an, so stellt man fest, dass dieser besonders bei den »Jungen Singles« (–9,3 Prozentpunkte), den »Jungen 2-Personen-Haushalten ohne Kinder« (–8,8 Prozentpunkte) und den »Familien mit Kindern zwischen 15 und 17 Jahren« (–8,6 Prozentpunkte) zu verzeichnen ist. Ein Indiz dafür, dass die junge Generation auch in Zukunft weniger Wein konsumieren wird. Und die Erzeuger sich anpassen müssen. Eine gute Nachricht konnte Monika Reule jedoch vermelden: Die Weinpreise gesamt nahmen im Handel 2022 im Vergleich zu 2021 um 2,8 Prozent zu, Sekt um 0,3 Prozent. Es wird demnach zwar weniger Wein getrunken, dafür aber höherpreisiger. Im Hinblick auf die Inflation und die Kostensteigerungen ist dies nur ein Tropfen auf den allzu heißen Stein.

Apropos Kostensteigerung: Wie kann es sein, dass die Glasindustrie 2022 derart enorme Gewinnsprünge verzeichnete und im Zuge der Veröffentlichung der Bilanzzahlen 2022 bis zu 30 Prozent verbesserte Ergebnisse ausweisen konnte? Der Deutsche Weinbauverband (DWV) und der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) zeigten sich in einer gemeinsamen Pressemitteilung »erstaunt« und betonten, dass unter anderem auch die stark gestiegenen Kosten für die Glasflaschen die Winzer und Genossenschaften stark belasten. Hier ist Solidarität gefragt.

Mehr als bloße Solidarität wünscht man sich seitens der Branche seit längerem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). »Berechtigte Anliegen finden bei uns ein offenes Ohr«, sagte der Landwirtschaftsminister Cem Özdemir bei einer Pressekonferenz anlässlich der Nachhaltigkeitskonferenz 2023, zu der das BMEL am 4. Mai unter dem Motto »Gemeinsam Wandel gestalten – Agrar- und Ernährungssysteme jetzt transformieren« nach Kirchberg an der Jagst geladen hatte. Er möchte eine Politik machen, »die alle, die es betrifft, mit einbezieht«. Das hört sich gut an, und die Weinbranche wartet darauf, ein offenes Ohr zu finden und mit einbezogen zu werden in Entscheidungen, die maßgeblich ihre Überlebensfähigkeit in Frage stellen könnten. 

Dass ein Wandel stattfinden muss, ist der deutschen Landwirtschaft in Summe klar. Es ist ja auch nicht so, dass wir noch am Anfang stünden. Verschiedenste landwirtschaftliche Vertreter betonten anlässlich der Nachhaltigkeitskonferenz, dass sie sich wünschten, die bereits gegangenen Wege würden gesehen und honoriert werden.

Eine mögliche Wendung wurde jetzt von der Europäischen Volkspartei (EVP) angestoßen: Diese verabschiedete auf einem Parteitag in München das Positionspapier »Industriestandort Europa 2050«, in dem die Forderung an die EU-Kommission steht, bestimmte »belastende Vorschläge zurückzuziehen«. An oberster Stelle: Das EU-Naturschutzpaket mit den Teilen SUR (Sustainable Use Regulation) und NRL (Nature Restoration Law). Für beide will die EVP einen Ablehnungsantrag in den Ausschüssen stellen. Sarah Wiener, die SUR-Berichterstatterin des federführenden Umweltausschusses im Europaparlament,  reagierte prompt und warf der EVP vor, »den Green Deal zum Entgleisen bringen« zu wollen. Die Grünen-Politikerin bezeichnete die Forderung nach einem Aus der SUR als »verantwortungslos gegenüber den Bäuerinnen und Bauern«. Vielleicht täte auch ihr ein offenes Ohr und der Austausch mit denen, die es betrifft, ganz gut.

Karin Eymael,
Chefredakteurin DDW