Ausgabe 22/2019

Zukunftsorientierte Neuausrichtung: Die Branche ist sich einig: Ein internationales Schaufenster in Deutschland ist unverzichtbar
ddw22/2019

In den vergangenen Tagen wurde zwischen dem Deutschem
Weinbauverband und den Veranstaltern der
regionalen Weinbautage ein Konsens erzielt. Dieser
sieht wie folgt aus: Alle drei Jahre – im Intervitis-Jahr –
werden die regionalen Weinbautage im Interesse der
deutschen Weinwirtschaft zugunsten einer gemeinsamen
Zentralveranstaltung in Stuttgart ihre eigenen regionalen
Weinbautage etwas kleiner gestalten und auf eine Technikausstellung
verzichten.
Wie kam es zu diesem Konsens? Ende letzten Jahres war
die Zukunft der Intervitis ungewiss. Der jüngsten Veranstaltung
waren marktführende Aussteller ferngeblieben, die
Besucher beklagten deshalb mangelnde Vergleichsmöglichkeiten
und fragten sich, ob es sich unter diesen Voraussetzungen
lohne wiederzukommen. Die Ankündigung, die Intervitis,
den Internationalen DWV-Kongress zusammen mit
einem neuen Konzept, dem »Weinbautag der Regionen« im
Jahr 2022 durchführen zu wollen, mag daher den ein oder
anderen überrascht haben.
Der Impuls für eine Neuorientierung der Intervitis findet
in einer Zeit des allgemeinen Umbruchs
statt. Er kam auch aus der Branche und der
Industrie, die für den deutschen Weinbau
eine internationale Plattform im eigenen
Land als unverzichtbar erachtet. Sie forderten
ein abgestimmtes, zukunftsfähiges
Konzept für die Intervitis und die regionalen
Weinbaumessen. Dieses wurde in den
letzten Monaten unter Beteiligung der Veranstalter
der regionalen Weinbautage ausgearbeitet
und abgestimmt.
In Politik und Wirtschaft spricht man in
diesem Zusammenhang oft von »Systemrelevanz«. Als systemrelevant
werden Unternehmen bezeichnet, die eine derart
bedeutende Rolle spielen, dass ihr Verschwinden nicht
einfach hingenommen werden kann. Stuttgart ist der langjährig
etablierte Treffpunkt zahlreicher europäischer und
deutscher Berufskollegen, aber auch der für unsere Branche
wichtigen Vertreter der deutschen und europäischen Politik
– auch aus EU-Kommission und EU-Parlament. Die eine oder
andere Weichenstellung für die europäische Weinbaupolitik
wurde in der Vergangenheit in Stuttgart angestoßen. Nur
in solch einem internationalen Rahmen kann ein Netzwerk
gepflegt und weiter ausgebaut werden. Für die erfolgreiche
europäische und internationale Interessenvertretung eines
vergleichsweise kleinen Weinbaulands wie Deutschland ist
dieses Netzwerk von elementarer Bedeutung, hat also Systemrelevanz.
Darüber hinaus erfahren Wissenschaft, Forschung und
Lehre aus den Regionen auf dieser internationalen Plattform
eine hohe Wahrnehmung – im In- und Ausland. Auch die
Aussteller, für die eine internationale Leitmesse richtungsweisend
und unverzichtbar für den Export ihrer Maschinen
und Technologien ist, haben diese Systemrelevanz erkannt.
Eine moderate Anpassung der regionalen Weinbautage
wird nur alle drei Jahre stattfinden. Zugunsten des neuen
Konzepts eines »Weinbautags der Regionen« wird im Intervitis-
Jahr der weinbaubauliche Teil der Regionalveranstaltungen
etwas gestrafft. Der Schwerpunkt der Aktivität
liegt gemäß dem Konsens aller Beteiligter in diesem Jahr
in Stuttgart. Von diesem praxisorientierten »Weinbautag
der Regionen«, der im Februar 2022 erstmals von allen regionalen
Veranstaltern mitgestaltet wird, kann die gesamte
Branche profitieren. Er soll die ideale Ergänzung zu dem
mehr wissenschaftlich ausgerichteten Internationalen
DWV-Kongress werden. Insbesondere
soll damit der gebietsübergreifende
Austausch zwischen Wissenschaft,
Lehre und den Winzer aus allen Regionen
intensiviert und erleichtert werden. Dieses
zukunftsorientierte Konzept
muss nun in den nächsten
Monaten umgesetzt
und mit Leben gefüllt
werden, damit der
deutsche Weinbau
zum Wohle der gesamten Branche auf
europäischer und internationaler Ebene
langfristig seine bisherige Stellung
sichern kann. F