Ausgabe 06/2020

Corona-Virus beherrscht das Weltgeschehen

ddw06-2020

Absagen von Großveranstaltungen, Einschränkung
der Flugpläne, durch Unternehmen angeordnete
Reiseverbote, eine nach unten korrigierte Prognose
für das globale Wirtschaftswachstum, Hamsterkäufe
in den Supermärkten – diese Liste ließe sich
noch problemlos fortsetzen. Man hat den Eindruck, dass sich
Politik, Unternehmen und Verbraucher seit zwei Wochen fast
ausschließlich mit dem Thema Corona beschäftigen müssen.
Die weitere Verbreitung des Virus und die damit einhergehenden
wirtschaftlichen Folgen erscheinen zum jetzigen Zeitpunkt
noch schwer absehbar.
Schon einige Zeit vor der breiten Öffentlichkeit beschäftigte
sich die Exportwirtschaft mit den möglichen Auswirkungen des
Coronavirus: Die exportorientierte deutsche Wirtschaft könne
durch die Unterbrechung von internationalen Lieferketten
besonders schlimm getroffen sein. Auch die deutschen Weinexporteure
berichteten bereits im Februar, dass keine neuen
Bestellungen aus China eingingen, da Hotels, Restaurants und
zahlreiche Unternehmen geschlossen seien.
Ohne die wirtschaftlichen Folgen konkret prognostizieren
zu können, war jedoch schon klar,
dass neben dem US-Markt nun auch der chinesische
Markt einbrechen und somit ein zweiter
Hauptmarkt für EU-Weinexporte in die Krise rutschen
wird.
Seit zwei Wochen ist das Coronavirus nun auch
das beherrschende Thema in den Medien, bei
den Verbrauchern und der Wirtschaft – auch der
Weinwirtschaft. Nachdem bereits andere große Messeveranstaltungen
abgesagt wurden, mussten auch die Veranstalter der
ProWein ihre weltweit größte Weinmesse letztlich bis ins nächste
Frühjahr verschieben. Die Festlegung eines neuen Termins
war eine besondere Herausforderung, da für die Weinwirtschaft
nur ein sehr enges Messe-Zeitfenster möglich ist. Wer über das
internationale Networking hinaus die Messe nutzen möchte,
um seine neuen Weine zu präsentieren und Verkaufsgespräche
u.a. mit großen Einkäufern des LEH zu führen, hätte sich wenig
über eine Verlegung in den Sommer gefreut. Nach intensivem
Austausch mit ihren Partnerverbänden und den Key Playern
der Branche hat die Messe Düsseldorf dann die einzige richtige
Konsequenz im Sinne der Weinwirtschaft getroffen und die
Messe ins Frühjahr 2021 geschoben. Bestehende Verträge zwischen
der Messe Düsseldorf und den Ausstellern behalten auch
für den alternativen Termin ihre Gültigkeit. Das Gleiche gilt für
bereits gekaufte Besuchertickets. Jede andere Entscheidung
hätte vermutlich das Image der ProWein massiv beschädigt. Mit
dieser umsichtigen und besonnenen Entscheidung kann die
ProWein ihre Erfolgsstory als international erfolgreiche Messe
hoffentlich in 2021 fortschreiben.
Neben der ProWein werden weitere Veranstaltungen der
Weinbranche betroffen sein – die ersten Weinfeste werden bereits
abgesagt. Wie sich durch die Absage von größeren Veranstaltungen
insgesamt, aber auch durch die Veränderung
des Freizeitverhaltens das Konsumverhalten verändert, bleibt
abzuwarten. Insgesamt muss man sich auch Gedanken machen,
welche Konsequenzen die Unterbrechung der internationalen
Lieferketten für die Weinbranche haben werden. Die
Automobilbranche
klagt bereits jetzt über Probleme mit den
Zulieferern, insgesamt könnte davon langfristig der gesamte
Maschinenbau und damit auch die Weinbautechnik betroffen
sein. Aber auch der Pflanzenschutz könnte
ein Thema werden. Angesichts der weltweiten
Verflechtung ist auch hier die Frage, ob
es nicht bei einigen Wirkstoffen angesichts
ihrer Herkunft zu Lieferschwierigkeiten
kommen könnte.
Der Einbruch des Exportgeschäftes
mit China im
Februar war somit leider
nur ein Vorbote
für eine größere Corona-Krise. Aber in Panik
zu verfallen wäre sicherlich der falsche
Weg – für den Verbraucher und auch für
die Weinbranche. Alle Branchen sind betroffen.
Hier ist mal wieder die Politik gefordert,
die wirtschaftlichen Auswirkungen
der Krise abzufedern. F