WEINWIRTSCHAFT (16/2013): Leistungstest italienische Genossenschaften

Die Genossen aus Italiens Norden haben auch in diesem Jahr wieder einmal ihre Vorherrschaft unterstrichen. Und der Gesamtsieger Kellerei Terlan knackte erstmals die magische 90-Punkte-Grenze bei der Durchschnittsnote.
 
 

Platz 1

Terlan vor Andrian und Kaltern – so lautet die Reihenfolge beim diesjährigen Cup der italienischen Genossenschaften. Das ist an und für sich keine große Überraschung, wohl aber das Niveau der eingereichten Kollektionen dieser drei Vorzeigebetriebe: Durchschnittsnoten wie 90,2 bei Terlan, 89,8 bei Andrian und 88,4 bei Kaltern würden manchen Vorzeigewinzer zu Tränen rühren. Die Südtiroler Kooperativen zeigen, dass dieses Niveau auch bei Genossenschaften kein Einzelfall sein muss. Terlan kam zwar im Vorjahr »nur« auf den sechsten Platz, war aber 2011 Vierter und 2010 Zweiter.

Kellerei Terlan

Direktor/Geschäftsführung: Klaus Andergassen
Produktionsleitung/Kellermeister: Rudi Kofler
Verkaufs-/Vertriebsleiter: Klaus Gasser
Zahl der Mitglieder: 120
Rebfläche in ha: 150
Produktion in Liter (2012): 1.050.000 Liter
Absatz in Flaschen (2012): 1.400.000 Flaschen
Produktionsstruktur: 76% Weißwein, 2% Roséwein, 22% Rotwein
Wichtigste Rebsorten (Anteile in %): 18% Sauvignon Blanc, 18% Terlaner, 13% Weißburgunder, 9,5% Gewürztraminer, 8% Pinot Grigio
Vermarktungsstruktur nach Vertriebswegen: Direkt, LEH, Fachhandel – Exklusive Zusammenarbeit mit Weinland Ariane Abayan
Vermarktungsstruktur nach Ländern (in %): 70% Inland, 30% Export (davon 34% Deutschland)

Platz 2

Andrian ist über die Jahre gesehen die erfolgreichste und beständigste italienische Genossenschaft: Nach dem fünften Platz im Jahr 2010 sind die Andrianer Genossen nun zum dritten Mal in Folge auf Rang zwei gelandet. Ihre Durchschnittsnote in diesem Jahr hätte aber in den Vorjahren zum Sieg gereicht.

Kellerei Andrian

Direktor/Geschäftsführung: Klaus Andergassen
Produktionsleitung/Kellermeister: Rudi Kofler
Verkaufs-/Vertriebsleiter: Klaus Gasser
Zahl der Mitglieder: 90
Rebfläche in ha: 80
Produktion in Liter (2012): 300.000 Liter
Absatz in Flaschen (2012): 400.000 Flaschen
Produktionsstruktur: 64% Weißwein, 5% Roséwein, 31% Rotwein
Wichtigste Rebsorten (Anteile in %): 13% Pinot Grigio, 13% Sauvignon Blanc, 13% Gewürztraminer, 12,5% Lagrein, 12% Weißburgunder
Vermarktungsstruktur nach Vertriebswegen: Exklusive Zusammenarbeit mit Vinum Weinhandel
Vermarktungsstruktur nach Ländern (in %): 66% Inland, 34% Export (davon 23% Deutschland)

Platz 3

Kaltern wiederum hat den größten Sprung nach vorne geschafft: Nach dem 18. Platz 2010 und den Plätzen sieben (2011) und acht (2012) Platz nun der bis dato größte Erfolg. Auf das Konto der Kalterer geht auch die höchste Bewertung für einen trockenen Wein: Ihr 2010 Castel Giovanelli Sauvignon Blanc war der einzige Wein der Probe, der mit 92 Punkten bewertet wurde. 

Kellerei Kaltern

Direktor/Geschäftsführung: Tobias Zingerle
Produktionsleitung/Kellermeister: Andreas Prast
Verkaufs-/Vertriebsleiter: Tobias Zingerle
Zahl der Mitglieder: 410
Rebfläche in ha: 300
Produktion in Liter (2012): 21.000 hl
Absatz in Flaschen (2012): 1.800.000 in 0,75l; Rest in Literflaschen
Produktionsstruktur: rot 55%, weiß 44,5%, rosé 0,5%
Wichtigste Rebsorten (Anteile in %): 27% Vernatsch & Kalterersee, 10% Gewürztraminer, 8,5% Weißburgunder, 8% Lagrein, 6% Sauvignon, 6% Chardonnay
Vermarktungsstruktur nach Vertriebswegen (in %): 15% ab Hof, 15% LEH, 20% Fachhandel, 50% direkt
Vermarktungsstruktur nach Ländern (in %): 75% Italien inkl. Südtirol und Ab-Hof-Verkauf, 25% Export (davon 10% Deutschland)

Platz 4 - 10

Auch die folgenden Platzierungen geben Grund zur Freude. Auf Platz vier landete Girlan gemeinsam mit der erstmals angetretenen Kellerei St. Pauls, auf Platz sechs folgt ebenfalls ein Neuling und die bestplatzierte nicht-Südtiroler Genossenschaft in diesem Jahr: Castelli di Grevepesa, dicht gefolgt vom Vorzeigebetrieb aus den Abruzzen, Cantina Tollo, die all die Jahre alleine auf weiter Flur gegen die Südtiroler Übermacht in der absoluten Spitze bestehen konnte. Ihr siebter Platz ist dem Ausfall ihres klassischen Punktebringers Cagiolo geschuldet, einem stets herausragenden Montepulciano d’Abruzzo, der dieses Jahr mit einem doppelten Korkfehler zwar gestrichen wurde, dann aber doch schmerzlich in der Punktesumme fehlte. Auf Platz acht dann wieder eine Südtiroler Genossenschaft, die seit der Erstausgabe unseres Genossenschaftscups immer in den Top-10 vertreten ist: die Erste + Neue Kellerei aus Kaltern. Den neunten Platz teilen sich gleich drei alte Bekannte: Canicattì aus Sizilien sowie die beiden Trentiner Giganten Mezzacorona und Cavit.

Die Top 3 Italien

(ohne Südtirol)
1. Castelli del Grevepesa
2. Cantina Tollo
3. Canicattì

Top 20

1. Kellerei Terlan
2. Kellerei Andrian
3. Kellerei Kaltern
4. Kellerei Girlan
4. Kellerei St. Pauls
6. Castelli del Grevepesa
7. Cantina Tollo
8. Erste + Neue Kellerei
9. Canicattì
9. Mezzacorona
9. Cavit
12. Terre Cortesi Moncaro
13. Cantina Valpolicella Negrar
14. Cantina Produttori Cormòns
15. Cantina Dei Vini Tipici Dell‘ Aretino
16. Vivallis
17. Clavesana Siamo Dolcetto
18. Cantina di Custoza
19. Cantina di Castelnuovo del Garda
20. Cantina Produttori di Valdobbiadene – Val D‘Oca
 
Unerwartete Ausfälle gab es ebenfalls, allerdings nicht wegen mangelnder Leistung sondern wegen verpasster Einreichungen. Der Sieger der beiden Vorjahre, Kellerei Tramin, und Schreckbichl, die in den drei Vorjahren immer in den Top-10 vertreten waren, sowie Bozen (zwölfter, achter und zweiter Platz in den Vorjahren), hatten es leider nicht geschafft, rechtzeitig Proben einzusenden. Somit fehlte ein starkes Südtiroler Trio der Vorjahre. Vertriebs- und Marketingleiter Wolfgang Klotz von der Kellerei Tramin bedauerte sehr, dass er somit keine Chance hatte, seinen Titel vom Vorjahr zu verteidigen. Ob es ihm gelungen wäre, ist natürlich nicht zu beantworten. Mit der Punktzahl des Vorjahres wäre er aber in diesem Jahr auf dem dritten Platz gelandet. Und da die aktuellen Jahrgänge in Südtirol weitgehend zu höheren Punktzahlen geführt haben, wäre vielleicht auch bei Tramin eine weitere Steigerung möglich gewesen. Aber das ist alles rein spekulativ. 

 

Weißwein

Wenig Grund zur Spekulation gaben wieder viele Weine, die seit Jahren in unseren Bestenlisten auftauchen. Wobei gerade bei den Weißweinen die unterschiedlichen Jahrgänge die hausinternen Qualitätspyramiden leicht durcheinanderwirbelten. So landete der 2012er Sauvignon Winkl von Terlan gleichauf mit dem großen Bruder Sauvignon Blanc Quarz, der allerdings aus dem heißeren 2011er Jahrgang stammt. Generell scheinen sowohl 2010 als auch 2012 dem 2011er zumindest bei Rebsorten wie Sauvignon Blanc und Weißburgunder überlegen. Einzig ein Gewürztraminer und ein Chardonnay erzielten in ihrer 2011er Version mindestens 89 Punkte.

Rotwein

Bei den Rotweinen ist fast die komplette Bestenliste mit den sehr guten Jahrgängen 2009 und 2010 bestückt. Hier dürfte aber auch im kommenden Jahr ein starkes Feld zu erwarten sein, denn auch 2011 gilt für die meisten roten Sorten als sehr gut und vor allem als bereits in der Jugend gut zugänglich, was bei Verkostungen immer einen kleinen Vorteil bringt. Lagrein zeigte sich im Jahrgang 2009 etwas üppiger und fülliger während die 2010er nun doch deutlich eleganter und kühler daherkommen. Hier ist es letztendlich mehr eine Stil- denn eine Qualitätsfrage.
 
Bester Rotwein ist jedenfalls zum wiederholten Male ein Lagrein. Dieses Mal hat der Lagrein Porphyr die Nase knapp vor dem Lagrein Tor di Lupo. Im kühleren Jahrgang 2010 ist auch der Merlot nicht ganz so üppig und bei Andrian besonders gut gelungen. Gleich zwei Pinot Noirs nutzten ebenfalls die Kühle, um groß aufzuspielen. Die besten reinsortigen Cabernet Sauvignons wiederum entstammten allesamt dem wärmeren 2009er Jahrgang.
 
Alles in allem haben die Südtiroler Genossenschaften die Messlatte nochmals etwas weiter nach oben verschoben und zeigen damit auch den Genossenschaften anderer Regionen und Länder gleichermaßen, dass man genossenschaftliche Großstrukturen auch als Vorteil nutzen kann. Das verdient Anerkennung und Lob. 

Die bisherigen Gewinner

Tollo, Tramin, Terlan

2010
1. Cantina Tollo
2. Kellerei Terlan
3. Cavit
 
2011
1. Kellerei Tramin
2. Kellerei Andrian
3. Cantina Tollo
 
2012
1. Kellerei Tramin
2. Kellerei Andrian
2. Kellerei Bozen
 
2013
1. Kellerei Terlan
2. Kellerei Andrian
3. Kellerei Kaltern

Die Dauerbrenner

Genossenschaften, die kontinuierlich auf vorderen Plätzen zu finden waren:

Kellerei Andrian:
2010 Platz 5
2011 Platz 2
2012 Platz 2
2013 Platz 2
Damit ist Andrian auf dem besten Wege, als »ewiger Zweiter« in die Historie unseres Wettbewerbs einzugehen und kann sich im Schnitt über die Jahre die bestbewertete Genossenschaft Italiens nennen.
 
Kellerei Terlan:
2010 Platz 2
2011 Platz 4
2012 Platz 6
2013 Platz 1
 
Kellerei Kaltern:
2010 Platz 18
2011 Platz 7
2012 Platz 8
2013 Platz 3
 
Kellerei Tramin:
2010 Platz 14
2011 Platz 1
2012 Platz 1
2013 nicht teilgenommen
 
Erste & Neue Kaltern:
2010 Platz 10
2011 Platz 10
2012 Platz 4
2013 Platz 8
 
Tollo:
2010 Platz 1
2011 Platz 3
2012 Platz 7
2013 Platz 7
Neben Terlan und Andrian über die Jahre die am besten platzierte Genossenschaft Italiens
 
Negrar:
2010 Platz 11
2011 Platz 5
2012 Platz 11
2013 Platz 13
 
Cavit:
2010 Platz 3
2011 Platz 16 
2012 Platz 10
2013 Platz 9

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