Foto: Renate Weber
Foto: Renate Weber

WEINWIRTSCHAFT (15/2016): Leistungstest französische Genossenschaften

Druck auf die Spitze

Neun der 20 besten Genossenschaften im diesjährigen Wettstreit der französischen Genossenschaften sind neu im Ranking. Unter den ersten sieben sind hingegen ausnahmlos Stammgäste zu finden.
Die besten Rotweine der Verkostung, ein Mix aus Burgund, Sudouest und Rhône.


Die Serie hält auch im siebten Jahr. Mit Nuiton-Beaunoy – Cave des Hautes Côtes setzte sich auch 2016 wieder eine andere Genossenschaft an die Spitze. Der siebte Sieger im siebten Jahr kommt also diesmal von der renommierten Côte d‘Or. Zuletzt zweimal Fünfter, setzte sich die Genossenschaft mit Sitz in Beaune diesmal ganz an die Spitze.

Im vergangenen Jahr schrieben wir an dieser Stelle: »Eine Frage der Zeit, wann dem aufstrebenden Betrieb von der Côte d‘Or erstmals der Sprung unter die Top drei gelingen wird.« So gesehen ist der Sieg alles andere als eine Überraschung. Mit Abbé Rous, Producteurs Plaimont und La Chablisienne folgen drei frühere Sieger auf den Plätzen zwei bis vier. Diese ersten Vier liegen verhältnismäßig deutlich vor dem restlichen Feld. Sie erzielten 446 bis 442 Punkte für die besten fünf Weine, das sind stattliche 89,2 bis 88,4 Punkte im Schnitt. Die Crème de la Crème der französischen Genossenschaftsszene überzeugt jedoch nicht nur mit den hohen Bewertungen, sondern auch mit Konstanz: Abbé Rous glänzt mit den Plätzen 4, 1, 2, 3, 3 und nun 2 (hat einmal nicht teilgenommen). Kaum weniger beeindruckend liest sich die Ergebnistafel von Plaimont: 1., 6., 6., 3., 2., 6. und jetzt wieder ein dritter Platz für den Platzhirsch unter den Genossenschaften aus Südwestfrankreich. Ähnliches gilt für La Chablisienne, die fast immer unter den Top vier platziert ist, obwohl der Chablis-Spezialist ausschließlich mit trockenen Weißweinen antritt, also ohne die punkteträchtigen Rot- und Süßweine.

Dichtes Feld. Von Platz 5 abwärts wird’s ziemlich eng. Alle Betriebe bis Platz 20 erzielten 439 bis 430 Punkte. Da der am schlechtesten bewertete Wein bei jeder Genossenschaft gestrichen wird, entspricht dies Durchschnittsbewertungen von 87,8 bis 86 Punkten bei den fünf gewerteten Weinen. Das heißt, man benötigte einen Schnitt von 86 Punkten bei den fünf besten Weinen, um in diesem Jahr überhaupt unter die Top 20 der französischen Genossenschaften zu kommen.

Zu dem hohen Gesamtniveau haben auch die zahlreichen Neu- und Wiedereinstieger beigetragen. Gleich acht neue Namen unter den Top 20, so viel Bewegung gab es noch nie im Ranking. Die höchsten Neueinsteiger sind auch tatsächlich zum ersten Mal angetreten: Couleurs d‘Aquitaine mit Sitz ganz in der Nähe von Bergerac setzt den Schwerpunkt in der Produktion von Weinen aus Bergerac, hat aber auch zahlreiche Weine aus Bordeaux und Südwestappellationen wie Cahors im Portfolio. Der zweite Top-Neueinsteiger, die Vignerons de l‘Ile de Beauté aus Korsika, haben ebenfalls zum ersten Mal an diesem Sortimentsvergleich der führenden Genossenschaften Frankreichs teilgenommen. Die Inselwinzer beeindruckten mit einem gleichmäßig hohen Niveau bei allen drei Farben, also rot, weiß und rosé.

Neu im Ranking taucht auch der Name Rhonéa auf. Die Gruppe wurde 2015 neu formiert aus den Genossenschaften Vignerons de Charactère (Vacqueyras) und Vignerons de Beaumes de Venises, beide am Fuß der Dentelles de Montmirail im südlichen Rhonetal zuhause. Die Genossen aus Vacqueyas waren jedoch auch im Vorjahr im Ranking platziert, allerdings unter dem Namen ihrer LEH-Vertriebsstruktur »La Coterie«, der auch die Caves Coteaux de Visan (Appellation Côtes du Rhône Villages Visan), la Courtoise (Ventoux), Roaix-Séguret (Côtes du Rhône Villages Roaix et Séguret) und Villedieu (Côtes du Rhône Villages Buisson et Villedieu) angehören.

Die insgesamt 40 nach Ansicht der Redaktion qualitativ führenden Genossenschaften Frankreichs hatten wir in diesem Jahr eingeladen, sich am freundschaftlichen Kräftemessen zu beteiligen, 36 folgten unserer Einladung, sodass sich am Ende ein sehr repräsentatives Bild des Leistungsniveaus ergibt.

Stark in der Breite. Keine andere Region ist zahlenmäßig so stark vertreten wie das Rhonetal. Mit fünf Betrieben gegenüber je vier aus dem Languedoc-Roussillon und Burgund ist das Rhonetal die am stärksten vertretene Region im diesjährigen Ranking. Kleiner Wermutstropfen: Zum ersten Mal seit 2010 ist kein Rhone-Betrieb unter den Top vier platziert. Die drei Dauerbrenner und potenziellen Anwärter auf Spitzenplätze, Marrenon, Cave de Rasteau und Cave de Tain landeteten auf dem immer noch sehr guten geteilten siebten beziehungsweise 15. Rang.

Die besten Weine. Wechseln wir die Perspektive von den Betrieben auf die einzelnen Weine, wird das exzellente Niveau der Caves aus Burgund besonders deutlich: Die beiden bestbewerteten trockenen Weißweine (La Chablisienne) und zwei der drei besten trockenen Rotweine (Nuiton Beaunoy) stammen aus Burgund. Dazu ein Rotwein von Plaimont und zwei Vins doux naturels von Abbé Rous. Diese sieben Weine erzielten Punktzahlen jenseits von 90 Punkten. Alle sieben stammen alles andere als zufällig von den vier bestplatzierten Genossenschaften. Marrenon stellte zwei der drei topbewerteten Rosés der Probe (86 Punkte), dazu gesellte sich ein Korse. Vielleicht nicht ganz fair: Rosélastige Betriebe leiden immer unter den etwas niedrigeren Punktzahlen dieser Weinkategorie. Beim Blick auf die weiteren erstklassigen Weine (87 Punkte und mehr) wird dann die ganze Vielfalt der französischen Genossenschaftslandschaft deutlich. SASCHA SPEICHER
 

 

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