Best of Rioja 2016

Rekordanstellung für die 2016er Verkostung Angestellt waren 341 Weine aller Qualitätsstufen, die einen durchaus repräsentativen Querschnitt hinsichtlich der Stilvielfalt darstellten. Die Weine der roten Crianza-, Reserva- und Gran Reserva-Kategorien wurden ergänzt durch hochwertige Rotweine mit generischem Rückenetikett sowie einer reduzierten Palette an Weiß- und Rosado- Weinen, die qualitativ für mehr als eine Überraschung sorgten. Schließlich wurde in einer Endrunde eine Auswahl von 100 Topweinen getroffen, eingeteilt wiederum in verschiedene Preiskategorien (ex-bodega). Diese werden in Frankfurt am 19.09., Hamburg am 26.09. und Köln am 24.10. zur freien Verkostung präsentiert. Anmeldung zu den »Rioja Tower Tastings« unter www. riojawine.com.

Klassische Kategorien bewähren sich
Trotz des immer wieder viel betonten Trends in Richtung generischer Weine und dem damit verbundenen Verzicht auf die traditionellen Qualitätsstufen, entfielen auf die klassischen Prädikate gut zwei Drittel der Top Hundert. Insbesondere die immer wieder unterschätzte Crianza-Klasse konnte mit 27 Proben zeigen, dass für moderates Geld in Rioja viel Wein geboten wird. Hier taten sich zahlreiche unbekannte Bodegas hervor. Namen wie Berzal, Domeco de Jarauta, Perica und Obalo – alles Betriebe, die klar am Terroir orientiert arbeiten und nur in geringem Maße zukaufen – konnten die Verkoster überzeugen.

Gleichauf lagen die Reservas gefolgt von zehn Gran Reservas. Unter den Weinen dieser letzten Gruppe brillierten einige Erzeuger mit Höchstbewertungen und stellten klar, dass Gran Reservas auch in einer breiten Verkoster-Runde bestehen können und nicht, wie so oft behauptet, als überholtes Weinprofil wahrgenommen werden. Dabei kamen die Weine der Top- Kategorie nicht nur aus alteingesessenen Häusern. Namen wie Olabarri, Navarrsotillo oder Finca Nueva schnitten sehr gut ab. Bemerkenswert waren auch die Ergebnisse für die Gran Reservas von Campillo oder Bujanda, Marken, die eigentlich eher für zurückhaltende und wenig spektakuläre Stile stehen.

Die Verkoster honorierten Eleganz vor Extraktion und damit die Essenz des eigentlichen Rioja-Charakters. Auch wenn viele Fachleute dies anders sehen mögen, die traditionellen Qualitätskategorien haben nach wie vor viel zu bieten.

Nord- und Südufer gleichauf
Interessant zu beobachten war auch, dass es in puncto Bereiche keinen Gewinner gab. Das Südufer, sprich die Rioja Alta, stellte als größtes Teilgebiet auch einen entsprechend umfangreichen Anteil an Weinen unter den 100 Besten. Da auf dieser Seite verstärkt klassische Häuser aktiv sind, zeigte sich die Rioja Alta naturgemäß in der Reserva-Klasse stark. Das Nordufer, welches zum größten Teil auf die baskische Rioja Alavesa entfällt, überzeugte erwartungsgemäß ebenfalls und trumpfte bei Crianzas und generischen Rotweinen auf.

Die Spitzenbewertungen verteilten sich ebenso ausgewogen, wobei sich mit Escudero ein Erzeuger aus der Rioja Baja in der Spitzengruppe behaupten konnte. Allein bei den Weißweinen gab es einen klaren Gewinner: Die baskische Seite hatte bei den Blancos die Nase vorn.

Weiß ist die Zukunft
Bedingt durch die insgesamt geringe Anzahl an angestellten weißen Proben behaupteten sich nur eine Handvoll Weißweine unter den besten Hundert. Dennoch gab es einige bemerkenswerte Weine zu bewerten, allen voran einen Gran Reserva, der als Marke erst in jüngster Zeit aufgelegt worden ist. Auch wenn dieser große weiße Gran Reserva-Wein noch nicht als wirklich repräsentativ gesehen werden kann, ist es doch bemerkenswert, dass ein mittelgroßes Haus wie Bodegas de la Marquesa, welches gerade einen erfolgreichen Generationswechsel vollzogen hat, mit dieser Kategorie arbeitet und damit auch ein Zeichen setzt.

Das Thema Weißwein gewinnt bei einer zunehmenden Zahl an Produzenten an Bedeutung und dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach der nächste große Trend in Rioja werden. Gemeint sind nicht die einfachen, konventionell gearbeiteten frisch fruchtigen Qualitäten sondern die sogenannten »elaboraciones especiales«. Die Rede ist von gereiften Weinen aus ausgesuchten Lagen, wie sie sonst nirgendwo in Spanien gekeltert werden.

Neben den klassischen Sorten Viura und Malvasía zeigen inzwischen auch die neuen autochthonen Trauben Profil. Maturana blanca und Tempranillo blanco könnten den riojanischen Weißweinen ein völlig neues Gesicht geben und als holzausgebaute Spezialitäten ganz nebenbei die Reserva- und Gran Reserva Kategorie für Weißweine wieder neu beleben.

Man kann also durchaus gespannt sein, was die Zukunft bringen wird. Die Tempranillo in Rioja – Typizität und Stile Die DOCa Rioja ist zweifellos die bekannteste unter den Tempranillo-Appellationen Spaniens. Über 50.000 Hektar der roten Hauptsorte sind im Kataster der Weinbaubehörde in Logroño registriert. Obwohl sie von den drei anderen roten Hauptsorten Garnacha, Mazuelo (Carignan) und Graciano flankiert wird, ist ihre Dominanz absolut. Tempranillos können feingliedrig, schlank, ja geradezu filigran daherkommen oder aber auch konzentriert und kraftvoll. Selbst seine Markenzeichen, die weiche beerige Frucht und die distinguierte balsamische Art können sich hinter erdigen oder würzigen Komponenten so verstecken, dass eine Identifizierung auch Profis nicht immer leicht fällt.

Diese Wandlungsfähigkeit ist ein großes Plus, ermöglicht sie doch den Weinmachern in einem derart großen Anbaugebiet wie der Rioja den stilistischen Bogen sehr weit zu spannen. Nichtsdestotrotz definiert sich das Anbaugebiet Rioja als »Blending-Area«, d.h. als ein Weingebiet mit großer Cuvée-Tradition. Diese Aussage mag zunächst überraschen, da man dieses Bild vielleicht eher mit der historischen Vergangenheit des Gebietes verknüpft sieht.

Bei genauerem Hinsehen wird man aber schnell feststellen, dass sie nach wie vor gültig ist. Sicherlich hat der Anteil an reinsortigen Tempranillos in den vergangenen 20 Jahren zugenommen, viele Erzeuger gehen in letzter Zeit aber wieder verstärkt dazu über, die Tempranillo nicht mehr alleine ins Rennen zu schicken. Die Postmoderne geht wieder in Richtung traditionellere Blends. Der wohl begehrteste Cuvée-Partner ist die Graciano, welche die Tempranillo mit Säure und Farbe stützt. 

Interessanterweise schaut auch eine zunehmende Zahl an Produzenten auf den Neuzugang Maturana Tinta, eine fast verschwundene Sorte mit niedrigem pH-Wert und herber Frische, die nun wieder vielerorts neu angepflanzt wird.

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Rioja wie kaum ein anderes Gebiet ihr traditionelles Stil-Erbe pflegt. Ein großer traditioneller Rotwein der Rioja präsentiert sich mit einem glänzenden Rubinrot, vereinigt die Würze amerikanischer Eiche mit roter Frucht und delikaten Noten von Unterholz, zeigt eine bemerkenswerte Säure, geschliffenes Tannin und wird getragen von einem feingewobenen Körper von nur gemäßigter Konzentration.

Die Faszination, die von diesem Weintyp ausgeht ist beträchtlich, da er sehr zugänglich wirkt und dennoch große Komplexität zeigen kann. Bemerkenswert ist zudem das absolut erstaunliche Lagerpotenzial dieser Weine.

Diesem traditionellen Typus steht der moderne Rioja gegenüber, der technisch gesehen in der Regel über eine längere Maischestandzeit stärker extrahiert wird, gefolgt von einem Ausbau in neuerem Holz mit zumeist einem hohen Anteil an französischer Eiche. Dieser Ausbau fällt kürzer aus, als in den für die traditionellen Riojas üblichen Barriquefässern aus vorwiegend gebrauchter amerikanischer Eiche.

Das Gros der Rotweine lässt sich indes in keine Schublade stecken. Die überaus abwechslungsreiche Weinlandschaft mit ihren unterschiedlichen Bodenstrukturen erlaubt keine wirklich allgemeingültige Charakterisierung.

Doch eines ist sicher: das für spanische Verhältnisse recht milde Klima bringt einen eher weichen und zugänglichen Tempranillo-Stil hervor, wie man ihn sonst nirgendwo auf der iberischen Halbinsel findet. David Schwarzwälder

 

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