Die Vinitaly hält als eine der wenigen Messen noch an ihrem Ausweichtermin fest (Fotocredit: Veronika Crecelius)
Die Vinitaly hält als eine der wenigen Messen noch an ihrem Ausweichtermin fest (Fotocredit: Veronika Crecelius)

Zunehmend Druck auf Vinitaly

Die Stimmung unter Produzenten und selbst bei den Interessenverbänden kippt. Jeden Tag wachsen die Zweifel, ob der auf Mitte Juni verschobene Termin für die Vinitaly noch haltbar ist. Nachdem die Vereinigung der Freien Weinbauern (FIVI) die Messeleitung um die Verschiebung der Vinitaly auf 2021 gebeten hatte, kommt nun auch erstmals Gegenwind vom Industrieverband Federvini (Federazione Italiana Industriali Produttori, Esportatori ed Importatori di Vini, Vini Spumanti, Aperitivi, Acquaviti, Liquori, Sciroppi, Aceti ed Affini).

»Es herrschen nicht die Bedingungen, um den Ausstellern und Besuchern eine Veranstaltung auf internationalem Niveau zu garantieren«, erklärte Piero Mastroberardino, Präsident des Sektors Wein innerhalb von Federvini sowie Präsident der Produzentenvereinigung Grandi Marchi. Nach langen Beratungen und im Bewusstsein der Relevanz der Vinitaly für die Betriebe und den nationalen Weinsektor fordere Federvini die Messegesellschaft Veronafiere auf, die Veranstaltung zu überdenken und dem veränderten globalen Szenarium anzupassen.

Konsortien gegen Vinitaly
Auch viele Konsortien setzen sich für das Aussetzen der 2020er Ausgabe ein und verweisen auf die durchweg als beispielhaft empfundene Entscheidung der ProWein. Das Konsortium der toskanischen DOC Valdarno hat die Messeleitung offiziell um die Absage der Vinitaly gebeten und bereits fünf apulische Konsortien (Primitivo di Manduria DOC und DOCG, Salice Salentino DOP,  Gioia und Colle DOC, DOC Brindisi und Squinzano sowie Castel del Monte DOC e DOCG). Die Apulier weisen darauf hin, dass die wichtigsten internationalen Buyer bei einer Umfrage Desinteresse an einer Sommer-Ausgabe der Vinitaly geäußert hätten. Zudem seien die Kellereien bereits in diesen Tagen dabei, die Weine der neuen Jahrgänge mit den Preislisten an ihre Kunden zu schicken.

»Wir sind im Verwaltungsrat zur Meinung gelangt, dass es nicht angebracht ist, an der Vinitaly teilzunehmen. Im Juni haben wir andere Problem, und unsere Horeca-Kunden werden andere Prioritäten haben, das gleiche gilt für die ausländischen Fachbesucher. 2020 wird für alle ein Jahr des Resets. Die Vinitaly sollte sich ein Beispiel an der ProWein nehmen, die sofort beschlossen hatte, die Veranstaltung auf 2021 zu verlegen«, so Martin Foradori, Vize-Päsident des Konsortiums der Südtiroler, in der Tageszeitung »Corriere del Trentino e Corriere dell’Alto Adige« vom 14. März 2020.

Pietro Patton, Präsident der Trentiner, kommt ebenfalls zu Wort. Der Verwaltungsrat habe zwar noch nicht zum Thema konferiert, aber er halte es für vernünftig, die Messe auf 2021 zu verschieben.

Auf den Social Media mehrt sich der Widerstand der Winzer. Auf Facebook hat sich die Gruppe #vinitalyout gebildet, die sich ebenfalls für das Aussetzen der diesjährigen Vinitaly einsetzt. Vor allem mittlere und kleine Weingüter weisen auf die dramatischen Umsatzeinbrüche aufgrund der geschlossenen Restaurants und Bars hin und bezweifeln, dass die Pandemie im Juni weltweit zum Stillstand gekommen sein könnte. Die Kosten für die Vinitaly möchten sie sinnvoller einsetzen, nicht nur in gezielter Promotion, sondern auch über Spenden für das Gesundheitssystem und weiteren Maßnahmen für das Gemeinwohl.

Messe als Krankenhaus
Selbst die Umwandlung einiger Messehallen in Behelfskrankenhäuser mit Intensivstationen wird in der Gruppe vorgeschlagen Die Messeleitung hatte den Ausstellern am 11. März 2020 einen Brief geschrieben, dass am neuen Termin festgehalten werden. »Wir arbeiten an einer außergewöhnlichen Vinitaly in außergewöhnlichen Zeiten«, heißt es u.a. in dem Schreiben.

Viele Produzenten befürchten, dass die Vinitaly als Sommer-Edition mit weitaus weniger Fachbesuchern und Ausstellern erneut den Charakter eines Volksfestes annehmen und nicht zum versprochenen »Relaunch des italienischen Weinsektors« beitragen könne.
Die Messeleitung wollte sich bis Ostern Zeit für eine definitive Entscheidung lassen. Angesichts der aktuellen Entwicklungen und dem wachsenden Druck vieler Aussteller ist eine Absage vor diesem Termin wahrscheinlicher geworden. vc

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Ausgabe 8/2024

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