Am 18.6.2015 wurde in einer bekannten Kellerei nahe Bologna eine Großrazzia durchgeführt und 310.000 Hektolitern Wein, Most und Traubensaft (WEINWIRTSCHAFT berichtete) beschlagnahmt. Nun gab die Staatsanwaltschaft Bologna den Namen der Kellerei bekannt: Cantine Brusa. Die Kellerei im bolognischen Dozza wurde 1975 von der Familie Scalambra gekauft. Sie stellte den Betrieb von der Produktion von Flaschenweinen auf die Herstellung von Offenwein um.
Später kamen Traubensaft und Saftkonzentrate für die Lebensmittelindustrie hinzu. Die Produktionskapazität der Kellerei beläuft sich nach eigenen Aussagen jährlich auf 150 Mill. Liter Saft und Most, 150.000 Tonnen verschiedener Konzentrate und 40 Mill. Liter Wein. 60 Prozent ihres Exportvolumens wird auf europäischen Märkten verkauft, 25 Prozent in Asien und 15 Prozent verteilten sich auf den Rest der Welt.
„Da die Kellerei selbst nicht beschlagnahmt wurde, kann die Produktion mit den noch zur Verfügung stehenden Mitteln weiterlaufen, falls das nach dem Eingriff überhaupt möglich ist“, informiert der stellvertretende Staatsanwalt Dr. Luca Tampieri der Staatsanwaltschaft Bologna auf Nachfrage der WEINWIRTSCHAFT. Er hatte die Beschlagnahme angeordnet und koordiniert die Ermittlungen. „Wir haben noch keine Beweise, ob der Wein, den wir beschlagnahmt haben, tatsächlich gefälscht wurde. Derzeit handelt es sich um Vermutungen, weil die Laboruntersuchungen noch andauern. Wir gehen den Fragen nach, woher die über die gesetzlichen Grenzen hinausgehenden Zuckermengen stammen und wofür der Zucker eingesetzt wurde, welche Mechanismen stattgefunden haben. Zum derzeitigen Stand der Ermittlungen dürfen wir aus rechtlichen Gründen keine konkreten Angaben machen, da ein Betrugsverdacht zwar besteht, aber der Tatbestand noch nicht bewiesen wurde“, führt Luca Tampieri aus.
In der Zwischenzeit wurde bekannt, dass auch große deutsche Abfüller und Versekter zum Kundenkreis der Großkellerei gehören.
