Die Vinothek »Das Weinhaus« von Weingut Herbert Meßmer in Burrweiler.
Die Vinothek »Das Weinhaus« von Weingut Herbert Meßmer in Burrweiler.

Weingut Meßmer

Irgendwas muss in den letzten Jahren schief gelaufen sein im Weingut Herbert Meßmer in Burrweiler. Wie jetzt bekannt wurde, sieht sich das renommierte VDP-Weingut mit etwas unschönen Vorwürfen konfrontiert. Das Weingut, so wurde berichtet, habe über mehrere Jahre Weine ohne gültige amtliche Prüfungsnummer in den Verkehr gebracht, respektive Weine nicht zur Qualitätsweinprüfung angestellt und an ahnungslose  Kunden und Abnehmer verkauft. Zudem wurde die Weinbuchführung vernachlässigt. Zumindest hätten für 2017 und 2018 keine nachvollziehbaren Kellerbücher vorgelegt werden können, so die Anschuldigungen.

Die Landeszentrale für Wein- und Lebensmittelstrafsachen bei der Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach bestätigte auf Anfrage von WEINWIRTSCHAFT  ein derzeit laufendes Ermittlungsverfahren. Allerdings nicht gegen das Weingut selbst oder die derzeit in Weingut und Weinhaus als Verantwortliche tätigen, sondern gegen den in den letzten Jahren für die Produktion und die Kellerwirtschaft zuständigen Gregor Meßmer. Neben den oben genannten Anschuldigungen soll es auch zur »nicht vorsätzlichen Vermischung« von Weinen gekommen sein, wie die Landeszentrale bestätigte. Neben dem Weingut Herbert Meßmer und der Vinothek, die derzeit von dem über 80-jährigen Herbert Meßmer und Sohn Martin Meßmer geleitet wird, betreibt das Weingut für die Vermarktung zugekaufter Weine die Weinhaus Meßmer KG ebenfalls mit Sitz in Burrweiler. Martin Meßmer bestätigte die Vorgänge, die auch zu Konsequenzen geführt hätten. Die Weine hätten inzwischen alle ohne Beanstandungen die Prüfnummern erhalten und die Vorgänge seien aufgeräumt. 

Gregor Meßmer ist seit 30. Juni 2019 nicht mehr im Weingut tätig und betreibt stattdessen das Weingut Johanneshof im Sonnenschein (vormals Weingut Dr. Steiner) in Siebeldingen, das von ihm und seiner Frau vergangenes Jahr erworben wurde. Für die Kellerwirtschaft und Betriebsleitung ist seit 1. September 2019 Jonas Bosch verantwortlich, der zuvor für das Weingut Mugler, Gimmeldingen, gearbeitet hatte und dort als einer der aufsteigenden Top-Winzer der Pfalz für die Weinproduktion zuständig war. 

Was das Weingut Meßmer und die Mitgliedschaft im VDP betrifft, hätte ein solches Ermittlungsverfahren üblicherweise ein zumindest vorübergehendes Ruhen der Mitgliedschaft im VDP Pfalz nach sich ziehen müssen, »sofern dem VDP Pfalz die Vorgänge bekannt gemacht wurden oder hätten bekannt gemacht werden müssen«, wie Beobachter anmerkten.

Für den VDP-Pfalz weist dessen Vorsitzender Hans Jörg Rebholz diese Vorwürfe zurück und betont, dass die Vorgänge ihm und dem Vorstand nicht bekannt gewesen seien. Andernfalls hätte man reagiert und wie in den Statuten des VDP vorgesehen, ein Ruhen der Mitgliedschaft ausgesprochen.

Damit wird man allerdings dem Anspruch der Öffentlichkeit auf in allen Fällen lauteren Informationen nicht gerecht, denn schließlich wendet sich das Weingut mit seinem Angebot an selbige. Vonseiten der Staatsanwaltschaft wird derzeit geprüft, ob nach Strafprozessordnung Erhebung der öffentlichen Anklage erfolgt oder ein Strafbefehl mit entsprechenden Auflagen erlassen wird.      

Gegründet wurde das Weingut 1960 von Senior Herbert Meßmer, der das Weingut zu einem der führenden Güter in der Pfalz entwickelte. Nach fundierter Ausbildung stieg Sohn Gregor in das heute 27 Hektar große Weingut ein und führte es, zusammen mit seinem Bruder Martin Meßmer, der sich für den Vertrieb zuständig zeichnete, zu neuen Höhen, die 1997 mit der Aufnahme in den Regionalverband Pfalz des Verbands VDP.Die Prädikatsweingüter gekrönt wurde. Die Gastronomie wurde umfangreich ausgebaut und sorgte mit den spektakulären Gebäuden der Vinothek und einem im High-End-Bereich angesiedelten Niveau über die Grenzen der Region hinaus für Aufsehen und Anerkennung. HP

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Ausgabe 8/2024

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