Das neue Siegel des französischen Natural Weins (Grafik: Syndicat de Défense des vins Nature)
Das neue Siegel des französischen Natural Weins (Grafik: Syndicat de Défense des vins Nature)

Verwirrung um französischen Natural Wein

Nach zehnjährigen Bemühungen seitens der französischen Winzer hat »Naturwein« in Frankreich scheinbar die offizielle Anerkennung durch die Behörden erhalten und darf unter der Bezeichnung »Vin méthode nature« vermarktet werden. 

Fraglich bleibt indes, um wessen Anerkennung es sich hierbei handelt. Während einige Fachmedien darüber berichten, das Nationalinstitut für Herkunft und Qualität (INAO) habe hier grünes Licht gegeben, wurde dies vom INAO gegenüber der Redaktion WEINWIRTSCHAFT dementiert. Sie seien nicht dafür verantwortlich, sondern die Generaldirektion für Wettbewerb, Verbraucherfragen und Betrugsbekämpfung (DGCCRF). 

Leider war aufgrund der aktuellen Corona-Krise keine weitere Auskunft zu erhalten. Fakt ist, es gibt ein neues Label, das von den entsprechenden Behörden und der im September neu gegründeten Vereinigung »Syndicat de Défense des vins Nature«, unter dem Vorsitz von Jacques Carroget, erarbeitet wurde und eine Charta mit 12 Kriterien sowie ein Prüfungsprotokoll beinhaltet.   

Die Trauben müssen demnach zu 100 Prozent aus zertifiziert biologischem Anbau stammen, die Weinlese muss manuell erfolgen, die Vinifizierung ist nur mit indigen Hefen gestattet und es dürfen keine Zusatzstoffe zugesetzt werden. »Brutale« Betriebsmethoden, wie Querstromfiltration, Kurzzeiterhitzung, Thermovinifikation und Umkehrosmose sind nicht erlaubt, Sulfite sind höchstens bis zu 30mg/Liter für alle Weine erlaubt und müssen bei Einsatz mit einem separaten Logo versehen werden. Dafür stehen zwei unterschiedliche Labels zur Verfügung.

Des Weiteren verpflichten sich alle zertifizierten Erzeuger vor der Kommerzialisierung des Weins jedes Jahr eine eidesstattliche Erklärung über die Einhaltung aller Kriterien abzugeben, andere Cuvées, die nicht den Voraussetzungen von »Vin méthode nature« entsprechen, müssen extra gekennzeichnet werden. Angestellte Weine, die den neuen Richtlinien entsprechen, müssen hingegen das neue Logo »Vin méthode nature« tragen. Der Begriff »vin naturel« durfte nicht verwendet werden, da er nicht den EU-Vorschriften entspräche. 

Zur Einhaltung der Auflagen wird das Syndicat jährliche externe Stichprobenkontrollen und Analysen vor Ort durch zertifizierte Betriebe veranlassen. Diese bezögen sich auf Analysen der angestellten Weine hinsichtlich Sulfit-Zugaben, Rückständen synthetischer Pestizide und anderer Substanzen sowie auf Einsicht in Dokumente und Kellerbücher. Um das Logo zu beanspruchen, ist eine Mitgliedschaft des Winzers erforderlich. 

Wie der Wine-searcher berichtete, sollen sich bereits mehr als 100 Marken um das Logo beworben haben, und erste Weine wurden schon im vergangenen Jahr nach den neuen Grundlagen produziert, sodass man wohl bald erste, neu gekennzeichnete Flaschen im Handel sehen dürfte. itp 

 

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

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Sommerwein

Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.