Die Winzer der Charta Schengen Prestige (Foto: Clemens Gerke)
Die Winzer der Charta Schengen Prestige (Foto: Clemens Gerke)

Schengener Prestige

So feiert die Charta Schengen Prestige grenzüberschreitend den Weinbau an der südlichen Mosel. Unter dem Charta-Siegel haben sich saarländische Winzer mit dem französischen Syndicat des Vignerons de Moselle Française und Luxemburger Kollegen zusammengetan.
 
Das Ziel der Erzeugergruppierung ist es, Spitzenweine der Mosel-Region zu produzieren. Der freundschaftliche Gedankenaustausch, den die Winzer pflegen soll für Verbesserungen und gegenseitigen Ansporn sorgen. Die Verfassung der Charta Schengen Prestige sieht dabei europaweit seltene Einigkeit vor. Ein gemeinsames Etikett, auf dem sich die Mosel in „S“-Form durch die Hügel mäandert, ist dabei nur ein Detail. 
 
Wichtiger sind die weinbaulichen Anforderungen an die Weine der Charta Schengen Prestige. Nach Süden ausgerichtete Weinberge mit einer nötigen Mindesthangneigung und Vorschriften zur Entblätterung sowie ein auf unter 60 hl/ha reduzierter Ertrag stehen für die Qualitätsziele der Mosel-Winzer. Wer die Mosel auf Riesling reduziert, wird in diesem Bereich eines Besseren belehrt. Die von der Charta zugelassenen Auxerrois, Pinot Blanc, Pinot Gris und Pinot Noir spielen eine ebenso wichtige Rolle. Als Bukettsorte darf auch der exotische Gewürztraminer unter dem Label der Charta Schengen Prestige produziert werden. Und mit dem Verkauf lassen sich die Winzer auch Zeit. Bei der Präsentation der aktuellen Kollektion kamen die jüngsten Exemplare aus 2013.
 
Dass die Grundsätze der Charta doch nicht so eindeutig sind, zeigte die sich dabei aber auch. So hatte das Weingut Sauerwein seine Partner mit Barrique-Einsatz beim Pinot Gris überrascht. Dem europäischen Freiheitsgedanken entsprechend beschränkten sich die Kollegen aber darauf die Qualität zu beurteilen und den Wein als gelungenes Experiment aufzunehmen. 
 
Die geringen verfügbaren Mengen, die häufig eher experimentalen Charakter haben, sind wohl das größte Manko der Charta Schengen Prestige, denn die Weine zeigen sehr gut, zu was die Winzer der Region fähig sind und wie vielschichtig die Region sein kann. So war der Riesling der Caves St. Martin z.B. sehr puristisch, extraktreich und mit kräftiger Säure versehen, während das Exemplar der Domaines Vinsmoselle frisch und schlank mit einer Aromenvielfalt von Mandarine bis Moschus aufwartete. Der 2012er der Caves Krier Frères war dagegen mit klarer Zitrusaromatik, Säurefrische und Kräuternoten ein Musterbeispiel an Riesling-Typizität. Die Domaine Desom zeigte dagegen mit ihrem 2011er einen deutlich gereiften Riesling mit leichter Petrolnote und feiner Mineralik.
 
Auch beim Pinot Gris gab es viele Spielarten vom Wein mit buttrigen Honignoten vom Weingut Herber, der sich ölig mit viel Frucht präsentierte über den saftigen, sehr klaren, von intensiver Primärfrucht geprägten Wein der Caves St. Martin bis zum etwas gereiften 2011 der Domaines Vinsmoselle, der mit karger Mineralik für eine körnige Textur sorgte. 
Gerade mit den Sorten Riesling und Pinot Gris schafft es die Winzervereinigung ein eigenes Profil mit deutlicher Luxemburger Prägung zu schaffen, das sich massiv von dem Bild der klassischen deutschen Mosel unterscheidet.

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

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Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

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