Roussillon: Wo waren die Besucher?

Nach der Auftaktveranstaltung in Berlin am 2. Juni, die mit etwa 50 Besuchern nur halb so viele Interessenten anlocken konnte wie erwartet, war auch die Hamburger-Probe am 3. Juni weniger stark besucht. Knapp 70 Interessenten kamen ins Hotel Steigenberger und obwohl Eric Aracil, verantwortlich für Kommunikation und Export bei der CIVR, die Besucher als qualitativ hochwertiger einstufte, war er sichtlich enttäuscht. »Am 26. Mai in Belgien kamen immerhin 120 Besucher, aber wenigstens die Bestellungen in Hamburg und Berlin waren in Ordnung«, sagte Aracil. Den deutschen Markt beurteilt er als schwierig und nicht zu vergleichen mit den andere europäischen Ländern. Einfache Weiß- und Roseweine etwa seien hierzulande unmöglich zu verkaufen. »Unsere große Chance«, so Aracil gegenüber der Weinwirtschaft, »liegt bei Rotweinen sowie roten Dessertweinen.« Auch große Weiße ließen sich vielleicht vermarkten, ebenso die Muscat de Rivesaltes. »Insgesamt gesehen ist es wie mit einem schlafenden Giganten, der gerade aufwacht«, scherzte Aracil weiter, allerdings sei aufgrund der wirtschaftlichen Lage schon eine Menge Arbeit im Marketingbereich nötig. In der Probe traten mitunter auch kleine Qualitäten, wie etwa der 2002er Vin de Pays d Oc le Pot Dom Brial rot von Les Vignerons des Baixas-Dom Brial für 1,75 Euro ab Kellerei durch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hervor. Auch der AOC Muscat de Rivesaltes Chateau le Pins 2002 für 4,60 Euro vom gleichen Erzeuger überzeugt und der Produzent, der unter anderem durch Invino (Potsdam) vertreten ist, sucht noch einen Repräsentanten in Norddeutschland. Von den großen Genossenschaften waren Les Vignobles du Rivesaltais und Les Vignerons de Terrats vertreten, die hoffen, so Xavier Ponset gegenüber der Weinwirtschaft, durch die Messen einen Vertriebspartner für ihre Rotweine sowie den Vin doux naturel in Deutschland zu finden. Christophe Jupin von Rivesaltais bezeichnete Deutschland als den wichtigsten Markt für die Genossenschaft, die auf 3000 Ha rund 120 Hektoliter produziert und hierzulande mit etwa 30 Vertriebspartnern, darunter Sodeikat, Eggers & Franke, Jaques Wein-Depot und Kaufhof, arbeitet. Allerdings, so Jupin, sei es sehr schwierig eine Listung im LEH zu bekommen, da den Discountern wie Aldi in Deutschland eine deutlich höhere Gewichtung zukäme wie in Frankreich. Neu in der Produktpalette von Rivesaltais sind einerseits der 2002er Vin de Pais Grenache Noir und Pinot Noir Arnaud de Villeneuve (2,84 Euro bzw. 3,15 Euro ab Weingut), von denen jährlich etwa je 10.000 Flaschen gemacht werden. Der reinsortige Pinot Noir wird sechs Monate im Barrique gelagert und ist seit Mitte Mai in Frankreich und bis dato noch nicht in Deutschland erhältlich. (ad)

Ausgabe 8/2024

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Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

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Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

Sommerwein

Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.