Rheinhessen rüstet auf

Vertragsweinbau ist einer der Schlüssel zu einer Verbesserung der deutschen Weinmarktsituation. So sehen es zu mindestens viele Verantwortliche der Weinwirtschaft und der Politik in Rheinland-Pfalz. Als staatliche Einrichtung hat sich die SLVA Oppenheim unter ihrem Leiter Otto Schätzel diese Aufgabe zu eigen gemacht und begleitet verschiedene Projekte in der Zusammenarbeit von Winzern und Kellereien. Classic bei Aldi Aufsehen erregte in jüngster Zeit die Zusammenarbeit der SLVA Oppenheim mit der Erzeugergemeinschaft Sprendlingen und der Weinkellerei Peter Mertes (siehe auch WEINWIRTSCHAFT 14/01 vom 29. Juni), aus der unter anderem ein 2000er Riesling Classic hervorgegangen ist. Der Haken an der Geschichte: Der Wein wird, wie Aldi Süd in seiner Vorschau selbst angekündigt hat, in etlichen Niederlassungen des Discounters im Süden der Republik für 4,98 DM verkauft. Der Preis liegt zum Ärger vieler Weinerzeuger, Kellereien und auch etlicher Mitbewerber im LEH deutlich unter dem vom Deutschen Weininstitut (DWI) als Richtschnur für Classic-Weine avisierten Ladenpreis von 6,98 DM. Otto Schätzel bescheinigte dem Wein eine hervorragende Qualität, »das VDP-Niveau erreiche«. Die Menge, die bei Aldi quasi als Aktion oder Test laufe, betrage etwa 120.000 Flaschen. Otto Schätzel und ebenso Dieter Schmahl, Geschäftsführer der EZG Winzersekt in Sprendlingen, rechnen mit einem raschen Abverkauf innerhalb von drei bis vier Wochen (mehr zum Thema Classic-Weine im deutschen LEH finden Sie in der aktuellen WEINWIRTSCHAFT, Ausgabe 14 vom 29. Juni. Weitere Informationen folgen dann in Ausgabe 15/01, vom 13. Juli). Rheinhessischer Beratungsring Neben der Kooperation mit der Weinkellerei Peter Mertes hat die SLVA Oppenheim auch ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Sektkellerei Henkell & Söhnlein, Wiesbaden, zur Erzeugung von Sektgrundwein für die deutsche Sektindustrie betreut. Dies wurde, nachdem die Zusammenarbeit im Herbst 2000 keine befriedigenden Resultate gebracht hatte - von 1,5 Mill. Liter Wein wurden nur rund 500.000 Liter als für Sekt geeignet angesehen und aufgekauft - in Form eines Beratungsringes fester institutionalisiert. Für den Herbst 2001 ist nun eine weitere Menge von 1,5 Mill. Litern Sektgrundwein vorgesehen, davon sollen 1 Mill. Liter bei der EZG Winzersekt in Sprendlingen und weitere 500.000 Liter bei der Erzeugergemeinschaft Rheinhessen in Bornheim ausgebaut werden. Rund 150 Winzer erklärten sich zur Zusammenarbeit bereit, die wieder intensiv von der SLVA Oppenheim betreut werde. Zum Classic-Projekt gibt es allerdings in der Bezahlung erhebliche Unterschiede. Waren die Preisabsprachen beim Classic-Projekt der Kerllerei Peter Mertes mit 2,- DM für Weißweinmoste und 4,- DM für Rotweinmoste exakt und verglichen mit dem Marktpreis im Herbst 2000 relativ hoch, sind im Sektgrundweinprojekt 2001 nur Aufschläge auf den Herbstpreis von 30 bis 40% vorgesehen. Das dürfte bei einem absehbar normalen bis großen Herbst und angesichts unverändert großer Bestände, keine allzu hohe Auszahlung bedeuten. Personell wurde das Projekt durch das Engagement eines eigenen Ringberaters gestärkt, der an die SLVA Oppenheim angebunden werde, wie Schätzel mitteilte. Als Berater wurde Dipl. Önologe Arno Becker gewonnen, der bisher an der Nahe im Weingut Kruger-Rumpf, tätig war. (hp)

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

Sommerwein

Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.