Alexander Rittlinger und Alison Fleming sehen Reh Kendermann strategisch gut aufgestellt (Foto: Pilz)
Alexander Rittlinger und Alison Fleming sehen Reh Kendermann strategisch gut aufgestellt (Foto: Pilz)

Reh Kendermann erfolgreich auf volatilen Märkten

Trotz stark schwankender Weinernten behauptet sich die mit Hauptsitz und Kellerei in Bingen am Rhein angesiedelte Weinkellerei Reh Kendermann gut am Markt, erklärte Geschäftsführer Alexander Rittlinger auf der Jahrespressekonferenz des Unternehmens am 8.  November 2018. 

Das turbulente Jahr 2017 mit der kleinsten Weinernte der letzten Jahre schloss das Unternehmen erfolgreich mit einem Umsatzzuwachs von 5,7 Prozent auf 79,5 Mill. Euro ab. Der Absatz kletterte um 3,2 Prozent auf 38,3 Mill. Liter. Der Geschäftsjahresabschluss zeige, dass die verfolgte Strategie aus eigenen Marken- sowie exklusiven Handelsmarkenkonzepten für in- wie ausländische Märkte unverändert richtig sei. 

Gegenläufige Entwicklung von Export und Heimatmarkt

Das Inland steuerte 55 Prozent, der Export 45 Prozent zum Absatzvolumen bei. Die drei Tochtergesellschaften – Carl Reh Winery in Rumänien, das Handelsunternehmen Yapp Brothers in England und das Weingut Napier Vineyards in Südafrika – trugen zusammen rund 10 Mill. Euro zum Umsatz bei. 

Bei Napier Vineyards sei Reh Kendermann auf gutem Wege – trotz Sonder-Abschreibungen und Währungseffekten – und erreiche inzwischen fast eine schwarze Null. Carl Reh Rumänien und Yapp Brothers liefen erfolgreich. Während im Export ein leichter Umsatzrückgang um 4 Prozent das Geschäft etwas eintrübte, erzielte Reh Kendermann im Inland einen Zuwachs von 9 Prozent. 

Wichtigste Marke im Portfolio ist »Black Tower«. Die bisher nur auf ausländischen Märkten distribuierte Marke ist mit 13 Mill. verkaufter Flaschen weiterhin die erfolgreichste deutsche Weinmarke weltweit ist, erklärte Exportdirektorin Alison Fleming.

England und USA schwächer – Skandinavien stark

In England musste das Unternehmen Umsatzeinbußen hinnehmen (–12%). Diese seien vor dem Hintergrund der Brexit-Turbulenzen, aber auch veränderten Strukturen im Lebensmittelhandel und einem weiteren Aufschwung der deutschen Discounter auf der britischen Insel zu sehen. Auch in den USA (–16,6%) verzeichnete Reh Kendermann aufgrund des »Trump«-Effektes Rückschläge. 

Bedauerlich sei die Strategie des DWI in England, erklärte Rittlinger, der die nicht sachgerechte Unterstützung zugkräftiger Aktionen im LEH durch das DWI und nicht sachgerechte Anforderungsprofile für erfolgversprechende VKF-Aktionen, kritisierte. 

Der Absatz in Skandinavien lief im Gegensatz zu den USA, England und China gut. Weltweit konnte Reh Kendermann auch auf für das Unternehmen kleineren Absatzmärkten wie Italien, Spanien oder manchen Überseedestinationen ein Plus von rund 24 Prozent verzeichnen. Insgesamt exportiert das Unternehmen in 34 Länder. 

Brexit auch als Chance?

Auf Top-Niveau würden die technischen Anlagen gehalten. Man verfüge über eine der modernsten Abfüllanlangen Europas erklärte Rittlinger. Aufgrund des Brexit – wenn er denn tatsächlich komme – sei mit einer Verlagerung von Abfüllungen von der Insel auf das europäische Festland zu rechnen. 

Weiteren Aufwind und Absatzsteigerungen versprechen sich Rittlinger und Fleming auf dem Markt alkoholreduzierter oder alkoholfreier Weine und Schaumweine. Eine weiter wachsende Bevölkerungsgruppe wolle abstinent leben. In England sind es inzwischen 20 Prozent, erklärte Fleming. 

Keine Preissenkungen möglich

Die Ernte 2018 habe einen Superjahrgang und im Gegensatz zu 2017 die größte Ernte der letzten Jahre geliefert. Das wecke im LEH Erwartungen auf sinkende Preise, denen die Erzeuger jedoch nicht entsprechen könnten, auch vor dem Hintergrund steigender Energie- und Materialkosten. 

In Deutschland ist Reh Kendermann neben dem Standort Bingen, noch mit Kellereistandorten in Leiwen (Mosel), Gau-Bickelheim (Rheinhessen) und Böchingen (Pfalz) vertreten. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 250 Mitarbeiter davon 130 in Bingen. hp

 

Ausgabe 8/2024

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