Michael Kunzelmann, Gegenkandidat zu Thomas Walz, bei der Wahl des Weinbaupräsidenten in Baden.
Michael Kunzelmann, Gegenkandidat zu Thomas Walz, bei der Wahl des Weinbaupräsidenten in Baden.

Präsidentenwahl auf badische Art

Dem Badischen Weinbauverband ist es im ersten Anlauf nicht gelungen, einen Nachfolger für den aus Schelingen stammenden Weinbaupräsidenten Kilian Schneider zu finden, dessen Amtszeit am 16. Mai endet. Bei der kurios verlaufenen Wahl erhielt niemand die erforderliche Mehrheit der Stimmen. Nun soll demnächst ein weiterer Versuch unternommen werden.

Kilian Schneider ist nach einem Schlaganfall gesundheitlich angeschlagen. Deshalb war klar, dass er für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung steht. Die Suche nach einem Nachfolger gestaltete sich hinter den Kulissen nicht einfach. Schließlich erklärte sich Thomas Walz, Vizepräsident des Badischen Weinbauverbandes, Sprecher der badischen Weingüter und Weingutsbesitzer aus Heitersheim, bereit zu kandidieren. Walz hatte Schneiders Aufgaben beim Deutschen Weinbauverband schon seit Längerem übernommen. Insofern schien doch noch alles in ruhigen Bahnen zu verlaufen.

In Baden wird der Weinbaupräsident von den Mitgliedern des Verbandsausschusses gewählt. Bei der Wahl am Montag waren 33 Mitglieder anwesend. Weinbaupräsident kann nur werden, wer dem Verbandsausschuss angehört. Allerdings kann immer kurzfristig noch ein Mitglied in den Verbandsausschuss hinzugewählt werden. So geschah es überraschenderweise auch am Montag. In den Verbandsausschuss wurde Michael Kunzelmann, Vorstandsvorsitzender der Winzergenossenschaft Achkarren, hinzugewählt. Thomas Walz hatte plötzlich und sehr, sehr kurzfristig einen Gegenkandidaten und zog  seine Kandidatur spontan zurück.

Michael Kunzelmann, damit alleiniger Kandidat, erhielt dann bei der Wahl aber nicht die erforderliche Mehrheit. Viele der Mitglieder des Verbandsausschusses fühlen sich dem Vernehmen nach überrumpelt. Daraufhin wurde beschlossen, die Wahl des Weinbaupräsidenten zu vertagen. Auf Nachfrage sprach Holger Klein, der stellvertretende Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes, von einem »sehr bedauerlichen Vorgang“, der sich nicht wiederholen dürfe. Er zeigte sich optimistisch, dass bis zur Wiederholung der Wahl ein Kandidat gefunden wird, »der von einer großen Mehrheit in Baden getragen wird«.

Die erneute Wahl könne zum Beispiel im März oder April stattfinden. Nun müsse man in den Gremien nach neuen Kandidaten Ausschau halten. Überlegen müsse man sich auch, ob nicht eine Bewerbungsfrist eingeführt wird, um solche Überraschungen zu vermeiden. Schließlich wollten sich die Mitglieder des Verbandsausschusses vorab auch ein Bild von dem oder den Kandidaten machen. Klein schloss nicht aus, dass es mittelfristig einen neuen Modus für die Wahl des badischen Weinbaupräsidenten geben könnte. »Wir brauchen einen Präsidenten, der eine breite Basis hat, sonst kriegen wir die Herausforderungen, die vor uns stehen, nicht gelöst«, betonte Klein abschließend.

»Es war von mir nicht gewünscht, dass es geheim gehalten wird, ich stehe dazu, dass ich  kandidiert habe«, sagte Michael Kunzelmann. Kunzelmann ist Vorstandsvorsitzender der Winzergenossenschaft Achkarren und überzeugter Genossenschaftler. Nach »diversen Informationen« habe er sich kurzfristig dazu entschieden, gegen Thomas Walz zu kandidieren. Im Verbandsausschuss des Badischen Weinbauverbandes gebe es zwei Lager, die Genossenschaften und die Weingüter. Er sei für die Genossenschaften ins Rennen gegangen und fühle sich persönlich auch nicht als Verlierer, obwohl er bei der Abstimmung nicht die erforderliche Mehrheit der Stimmen erhalten hat.

»Es war ein Lagerergebnis«, sagt der Achkarrer Winzer. Kunzelmann selbst ist diese Lagerbildung im Verbandsausschuss und in der Weinwirtschaft unangenehm. Sollte er doch noch zum Badischen Weinbaupräsidenten gewählt werden, werde er sich  für ein besseres Miteinander der beiden Gruppen einsetzen.

Ob Michael Kunzelmann im nächsten Wahlgang noch einmal antritt, lässt er derzeit offen. »Ich will abwarten, wie sich die Dinge  entwickeln. Ich werde mich aber zeitnah äußern, damit es in Zukunft mehr Transparenz gibt«, versichert er. Es werde sicherlich verschiedene Gespräche geben. »Die Hausaufgaben liegen jetzt aber nicht bei den Kandidaten, sondern beim Verband«, sagt Kunzelmann abschließend.

Thomas Walz ist nicht enttäuscht. Zu dem genauen Ablauf der Wahl will er sich nicht äußern, sondern eher in die Zukunft blicken. »Ich bin der Meinung, dass sich in Baden ein Team finden muss, das Baden gemeinsam in vertrauensvoller Zusammenarbeit nach vorne bringt«, betont er. Baden könne mehr, als es derzeit den Eindruck mache. Er sei Sprecher der badischen Weingüter und daher von Grund auf bereit, weiter in Baden Verantwortung zu übernehmen.  Ob er sich noch einmal für das Amt des badischen Weinbaupräsidenten bewerben werde, habe er jedoch noch nicht entschieden. gz
 

Ausgabe 8/2024

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