Piemont: Russe kauft Gancia

Über das russische Wirtschaftsblatt »Kommersant« wurde eine Nachricht bekannt, die den italienischen Weinsektor nachdenklich und auch traurig stimmt. Das Traditionshaus Gancia, 1850 gegründet und als Wiege der italienischen Schaumweinherstellung bekannt, soll innerhalb dieser Woche an den russischen Vodka-Magnaten Rustam Tariko verkauft werden, Inhaber des Unternehmens Russkij Standard.

(vc) Angeblich soll er 150 Mill. Euro für seine erste Investition im Ausland bezahlen. Gancia, vor allem für die Produktion von Spumante und Vermouth bekannt, befindet sich seit Jahren in einer finanziellen Schieflage. Nach einer Analyse des italienischen Weinökonomen Edoardo Narduzzi ist Gancia das höchstverschuldete Weinunternehmen Italiens. Die jüngste Bilanz wies einen Verlust von 6,5 Mill. Euro aus, die die Gancia-Familie mit einer Kapitalerhöhung von 5 Mill. Euro aus eigener Tasche ausgeglichen hatte. Ende 2010 beliefen sich die Verbindlichkeiten der Piemonteser auf knapp 60 Mill. Euro.

Zum Portfolio von Gancia gehören neben den Marken und der historischen Kellerei, die zum UNESCO-Kulturerbe gekürt wird, 2.000 Hektar Weinberge im Piemont, in Apulien und auf Sizilien. Gancia äußerte sich indigniert über die Indiskretionen der Presse, dementierte jedoch nicht und versprach eine Stellungnahme, die bsi Redaktionschluss noch nicht vorlag. Im Oktober hatte das Spumantehaus noch einen Relauch-Plan präsentiert, mit dem das Unternehmen 2013 wieder schwarzen Zahlen schreiben wollte.

Ausgabe 8/2024

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