Mit Parker Punkten und Auszeichnungen aller Couleur lockt Aldi Süd ab Montag, 23. März, seine Kunden zu Ostern 2015 in die Läden (Foto: WEINWIRTSCHAFT)
Mit Parker Punkten und Auszeichnungen aller Couleur lockt Aldi Süd ab Montag, 23. März, seine Kunden zu Ostern 2015 in die Läden (Foto: WEINWIRTSCHAFT)

Parker gegen illegale Nutzung seiner Punkte

Harte Zeiten könnten für künftige Nutzer der beliebten »Parker Punkte« anbrechen. Dem Bericht einer britischen Zeitung zufolge hat sich Robert Parker bzw. der Wine Advocate an den Londoner Händler Mark Wrigglesworth, Inhaber des »Good Wine Shop« gewandt und ihn aufgefordert, die Verwendung der Parker-Auszeichnungen für Weine auf seiner Homepage zu unterlassen. 
 
Parker und seine Herausgeberin, Lisa Perotti-Brown, argumentierten in dem Beitrag, dass sie kein Geld für die Verkostung von Weinen verlangen und sowohl die Beschaffung der Weine wie die Bezahlung der Autoren selbst übernehmen würden. Das Geschäftsmodell des Wine Advocate beruhe allein auf Abonnementgebühren, die seine Leser bezahlten. Sämtliche von Parker und dem Wine Advocate herausgegebenen Bewertungen und Beschreibungen unterlägen dem Urheberschutz. In Zukunft werde gegen die unautorisierte Nutzung vorgegangen. 
 
Verschiedene Händler, kritisiert Parker, würden die Bewertungen bzw. »Parker Punkte« sogar mit den falschen Jahrgängen in Verbindung bringen. Ob Parker in Zukunft hart vorgehen wird, war den Stellungnahmen von Parker und Perotti-Brown nicht zu entnehmen. Man werde Kontakt aufnehmen und um »Fair play« bitten, bekundete Parker die Ernsthaftigkeit seines Ansinnens. Bekannt ist, dass Parker für kommerzielle Nutzer einer »commercial subscription« für 199 US-Dollar pro Jahr anbietet.
 
Zu dem Thema passt wie die Faust aufs blaue Auge das zur friedvollen Osterzeit herausgebrachte jüngste Weinangebot von Aldi Süd ab Montag 23. März 2015, das nicht nur durch die fast schon inflationäre Nutzung von Falstaff-Punkten, sondern auch mit zwei Weinen aufwartet, die ausgerechnet mit »Parker Punkten« garniert sind.
 
Da ist zum Einen ein Albariño aus der DO Rías Baixas aus 2013, dessen Bewertung vor neun Monaten (6/2014) im Wine Advocate veröffentlicht wurde, und ein zweiter Wein, der im Oktober 2014 seine »Parker Punkte« erhalten hatte, bei dem allerdings die Zuordnung im Prospekt rein optisch schwerfällt. Das könnte ein Rotwein aus der Maremma sein, der im Prospekt mit den Aldi-Kunden flirtet, und auch vom »Gambero Rossso« mit einem Glas bedacht wurde sowie 86 von 100 Punkten vom Falstaff bekam oder ein Garnacha aus 2012 aus der spanischen Weinregion Calatayud, der vom Falstaff allerdings strenger als bei Parker mit nur 87 Punkten bedacht wurde.
 
Aber halt, bei genauerem Hinsehen entdeckt man am Garnacha einen Flaschenanhänger, und an dem ist unverkennbar zu lesen »88 Parker Points«. Mann, was bin ich froh, dass ich das noch gesehen habe. Vielleicht ist das ja schon ein Fall für Parkers neues »Fair play«. Apropos »Fair play«, das Angebot wartete auch mit einem Amarone für 13,99 Euro aus dem Valpolicella auf und dann noch, ich falle gleich vom Stuhl, mit einem Altbekannten, einem »Amorino« aus 2007 aus den Abruzzen, der mich gleich zur Frage führt: Wo liegt eigentlich das Valpolicella? Da kann man nur noch sagen: »Honi soit qui mal y pense«. hp

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

Sommerwein

Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.