Das Thema Weinprämierungen sorgt für Kontroverse (Foto: Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz)
Das Thema Weinprämierungen sorgt für Kontroverse (Foto: Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz)

Medaillen als Streitfrage

Stein des Anstoßes ist die vom Wirtschafts- und Verbrauchermagazin »Markt« des Norddeutschen Rundfunks (NDR) am 14. Mai ausgestrahlte Sendung unter dem Titel »Sind Weine mit Siegel wirklich besser?«. Darin befassen sich die Redakteure zum einen mit der Relevanz von Wettbewerbs-Auszeichnungen für den Verbraucher, zum anderen auch mit der Prämierungsquote der jeweiligen Wettbewerbe. Das NDR-Magazin stellt in diesem Zusammenhang die These auf, dass die Zahl der Auszeichnungen für Weine stark zugenommen habe. Die interviewten Konsumenten im Beitrag betonen gleichzeitig die Wichtigkeit von Medaillen für ihre persönliche Kaufentscheidung. 

Kritische Töne schlägt »Markt« hinsichtlich der Auszeichnungsquoten bei der Landesweinprämierung (Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz) an, bei der laut eigener Befragung 87 Prozent der Weine eine Medaille bekämen. Auf die Berichterstattung reagiert der Landwirtschaftskammer-Präsident Norbert Schindler mit einer Stellungnahme. Schindlers Kernaussage: Die Darstellung von »Markt« sei grob irreführend. »Hier wird bewusst der Eindruck erzeugt, dass Auszeichnungen bei der Landesprämierung massenweise und breit ›gestreut‹ werden«, so Schindler. Der Redaktion hätten Informationen vorgelegen, die den Kontext des Prämierungsergebnisses korrekt und sachlich beschreiben. Diese seien im Beitrag jedoch nicht berücksichtigt worden, ärgert sich Schindler. »Aus rund 90.000 Weinen pro Jahr wählen die Betriebe diejenigen Erzeugnisse aus, die sie zur Landesprämierung anstellen möchten, weil sie sich eine Auszeichnung erhoffen. Diese Vorauswahl wird in den Betrieben sehr bewusst, kritisch und in vielen Fällen unter Hinzuziehung externer Fachleute vorgenommen. Natürlich versuchen die Prämierungsteilnehmer auch, Teilnahmegebühren effektiv einzusetzen und möglichst keine qualitativ durchschnittlichen Weine ohne Prämierungschance anzustellen«, erläutert Schindler das Prozedere. Vom gesamten Potenzial der rheinland-pfälzischen Weine würden etwa 20 Prozent bei der Landesprämierung vorgestellt, bezogen auf die dahinter stehende Menge gingen laut Schindler nur 7,6 Prozent der gesamten Qualitätsweinmenge eines Jahres ins Rennen um die Medaillen. 5,5 Prozent der rheinland-pfälzischen Weine erhielten 2017 bei der Landesprämierung eine Goldmedaille, mengenmäßig betrachtet handele es sich dabei sogar nur um 2 Prozent des jährlich erzeugten rheinland-pfälzischen Qualitätsweins.

»Nachdem der verantwortlichen Redakteurin diese Zusammenhänge bekannt waren, kann ich mir die tendenziöse und abwertende Darstellung der Auszeichnungsvergabe nicht mit oberflächlicher Recherche oder Schlamperei erklären, sondern muss von gezielt portionierter Berichterstattung mit dem Ziel der Meinungsmache ausgehen«, schließt Schindler in seiner Stellungnahme. cn

Ausgabe 8/2024

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