Das Friaul war die Heimat von Livio Felluga. Lange hielt er hier die Fahne des qualitativen Weinbaus hoch
Das Friaul war die Heimat von Livio Felluga. Lange hielt er hier die Fahne des qualitativen Weinbaus hoch

Livio Felluga verstorben

Der dienstälteste Winzer Italiens ist  mit 102 Jahren gestorben. Livio Felluga schlief in der Vorweihnachtsnacht zuhause in Brazzano für immer ein, wie seine Familie erst Ende des Jahres nach der privaten Trauerfeier bekannt gab.

Der friaulische »Patriarch« stammte aus einer istrischen Winzerfamilie, war 1914 noch unter der Herrschaft der Österreicher in Isola d‘Istria im heutigen Slowenien geboren. Zunächst zog er mit seiner Familie nach Grado, um sich dann im Hinterland in den Colli Orientali niederzulassen.

In der Nachkriegszeit, als die Landarbeit ohne Strom- und Wasserleitungen auskommen musste, und die Friaulaner scharenweise ihre Höfe verließen, um in Kanada, Wolfsburg oder den boomenden Möbelfabriken in Manzano ihr Brot zu verdienen, kaufte Livio verwahrlostes Weinland in schönsten Lagen um die Abtei von Rosazzo, setzte sich auf den Traktor und pflanzte Reben.

Noch vor der Einführung der DOCs machte er aus den Landkarten des Anbaugebietes die Etiketten für den Wein und griff die Idee des Terroirs lange vor seiner Entstehung auf. Sein Witz und seine Eigenwilligkeit waren legendär. Mit Mitte 90 fuhr er noch im Geländewagen durch seine 155 Hektar Rebland, um die Trauben zu kontrollieren. Vor vier Jahren gab er sein letztes Interview. 2009 verlieh ihm die Universität Udine den Doktor honoris Causa in Weinbau.

Livio Felluga hinterlässt vier Kinder, die für die Kellereien arbeiten, und seine Frau Bruna. vc

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

Sommerwein

Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.