John Fox schneidet das Band bei der Eröffnung des Premier Cru’s retail Store im Dezember 2011 durch. (Foto: Premier Cru)
John Fox schneidet das Band bei der Eröffnung des Premier Cru’s retail Store im Dezember 2011 durch. (Foto: Premier Cru)

Kunden verlieren viel Geld bei riskanten Weininvestments

Jemand anderem im Voraus Geld für die Lieferung einer Ware zu bezahlen, ist immer ein riskantes Unterfangen und eigentlich nicht der übliche Weg, den Juristen für eine Kaufabwicklung vorsehen. 
 
Das mussten auch bis zu 9.000 Kunden eines Weinhändlers in Kalifornien schmerzlich erfahren. Im Januar diesen Jahres war die im kalifornischen Berkeley ansässige Handelsfirma "Premier Cru" , die seit 1980 bestand, mit Verbindlichkeiten in Höhe von rund 70 Mill. US-Dollar in Konkurs gegangen. Der Mitinhaber und Drahtzieher der Geschäfte, John Fox (66), erklärte sich damals ebenfalls für zahlungsunfähig und konnte sich unter Berufung auf das Konkursrecht zunächst vor dem Gang ins Gefängnis retten.
 
Nach langwierigen Untersuchungen der amerikanischen Bundespolizei wurde Fox nun wegen Betrugs angeklagt worden. Ihm drohten bis zu 20 Jahre Gefängnis. Nachdem Fox sich Mitte August vor Gericht schuldig erklärte und sein Betrugssystem in allen Einzelheiten darlegte, reduziert sich das maximal mögliche Ausmaß seiner Gefängnisstrafe auf sechs Jahre und sechs Monate.
 
Fox bekannte Einkaufsaufträge vorgetäuscht zu haben und so den Bestand von Premier Cru falsch in die Höhe getrieben zu haben. Dieser nicht existierende Wein wurde anschließend unter Marktpreis verkauft. So soll Premier Cru zwischen 2010 und 2015 20 Mill. US-Dollar erschwindelt haben. Wie bei einem Schneeball-System wurden Teile der Gelder dazu verwendet, echten Wein für bestehende Kunden von Premier Cru zu kaufen, die ihren Wein noch nicht erhalten hatten. Zudem gestand Fox, Firmengelder in größerem Stil für private Luxusausgaben verwendet zu haben. Begonnen hatten die Betrügereien in den frühen 90er Jahren.
 
Über Unregelmäßigkeiten im Geschäftsgebaren der Firma wurde nachdem zahlreiche Kunden begannen den Weinhändler zu verklagen, bereits seit 2009 berichtet, wie jetzt ein ehemaliger Mitarbeiter, gegenüber Medien kundtat. Dabei war das Betrugssystem von Fox und Premier Cru denkbar simpel: Es wurden den gutgläubigen Kunden meist zu äußerst günstigen Preisen Optionen (Futures) für teuere – meist französische Weine aus Bordeaux, Rhone und Burgund – angeboten und verkauft.
 
"Premier Cru" hatte Kunden in 45 Staaten und 18 Ländern. Ein Sammler in Hongkong überwies knapp eine Million Dollar für 1.591 Flaschen, von denen er lediglich 100 erhielt. Selbst als die Kunden in den letzten Jahren massiv nach den Lieferungen fragten, wurden die Kunden laufend auf die verzögerte Ankunft von Containern vertröstet, während Fox den Verkauf der Futures über E-Mail-Aktionen weiter betrieb.
 
Am 30. August wird nun ein Konkursrichter den Rest des Weinbestands von 78.000 Flaschen versteigern. Vom Erlös werden die Kunden allerdings kaum etwa sehen. Fox lebte offenbar auf großem Fuß und leistete sich unter anderem einen Ferrari für 2.200 Dollar monatlich, einen Maserati und verschiedene Mercedes-Benz-Automobile und orderte noch einen Monat bevor "Premier Cru" Konkurs anmelden musste einen Sportwagen für 90.000 US-Dollar. Er bewohnte ein mehrere Millionen teures Haus, bezahlte private Aufwendungen seiner Frau und seiner Tochter sowie Hypothekenraten mit Firmengeldern und bekannte auch, dass er mehr als 900.000 Dollar für Frauen bezahlte, die er online kennenlernte. Die Autos und die übrigen Immobilien sind mittlerweile weg. Eine Bewährungsabteilung des Gerichts wird nach dem Geständnis nun prüfen, wie lange Fox ins Gefängnis muss und dem Richter für die Verurteilung einen Vorschlag unterbreiten. hp

Ausgabe 8/2024

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Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

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