Das Statistischen Bundesamt (Destatis) hat bei der Trinkweinbilanz gravierende Erhebungsfehler übersehen. (Foto: Igor Normann/Fotolia.com/Gaspard)
Das Statistischen Bundesamt (Destatis) hat bei der Trinkweinbilanz gravierende Erhebungsfehler übersehen. (Foto: Igor Normann/Fotolia.com/Gaspard)

Korrektur der Trinkweinbilanz erforderlich

Die vom Deutschen Weinbauverband auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes, Wiesbaden, am 22. Januar 2016 veröffentlichte Weinmarktbilanz muss neu berechnet werden (siehe auch WEINWIRTSCHAFT 3./2016, Seite 3).
 
Nach Recherchen der Redaktion der WEINWIRTSCHAFT wurden in die Weinbestandserhebung (veröffentlicht in Fachserie 3 Reihe 3.2.3 des Stat. BA), die jeweils zum 31. Juli eines jeden Jahres erfolgt, trotz Plausibilitätsprüfungen durch Landes- und Bundesbehörden fehlerhafte Daten eingerechnet. Dadurch wurde zum Ende des Wirtschaftsjahres 2014/2015 ein zu hoher Weinbestand in Deutschland ausgewiesen und in der Weinmarktbilanz die für den Konsum in Deutschland zur Verfügung stehende Weinmenge als zu gering  ausgewiesen. 
 
Noch steht die genaue Höhe der fehlerhaften Bestandsmeldung nicht fest, der Deutsche Weinbauverband räumte den Fehler jedoch bereits ein und kündigte für die nächsten Tage eine korrigierte Weinmarktbilanz an, sobald das Statistische Bundesamt korrigierte Zahlen gemeldet hat. 
 
Der Irrtum beläuft sich nach Ermittlungen der WEINWIRTSCHAFT auf einen Rahmen von 400.000  bis 500.000 Hektolitern. Demnach dürfte das Weinmarktvolumen wie in den Vorjahren wiederum ein Volumen von ca. 19,5 Mill. Hektolitern aufweisen. Der Pro-Kopf-Verbrauch als Indikator für die Konsumlaune der Deutschen für Wein und Sekt würde auf dem Niveau von über 24 Litern verharren. Anderslautende Nachrichten und Kommentare über einen rückläufigen deutschen Weinmarkt entpuppen sich somit als voreilige Falschmeldungen. 
 
Den Stein ins Rollen brachten erst die Recherchen der WEINWIRTSCHAFT,  die zu einer Überprüfung der in die Weinmarktbilanz einfließenden Statistiken über die Ernte, die Weinbestände zu Beginn und Ende des Wirtschaftsjahres sowie die Ein- und Ausfuhr von Wein führten. Beharrlich hatte das Statistische Bundesamt zunächst seine fehlerhaften Zahlen verteidigt und den sinkenden Weinmarkt durch höhere Einlagerungen im Handel und durch eine geänderte Regelung der Meldeerhebung zu erklären versucht. Sogenannte Mehrländerunternehmen, die über mehrere Niederlassungen oder Läger in Deutschland verfügen, seien für die aktuelle Trinkweinbilanz aufgefordert worden, ihre Bestände zentral im jeweiligen Bundesland zu melden, in dem der Hauptsitz des Unternehmens liegt. Durch diesen Umstand wollten die Statistischen Landes- und Bundesämter die auffallend höheren Bestände im Bundesland Bayern erklären, die quasi über Nacht um gut 500.000 Hektoliter nach oben geschnellt waren. 
 
Nach Bekanntwerden des Fehlers, der dem Vernehmen nach auf einer Verwechslung von Litern und Hektolitern durch einen meldepflichtigen Betrieb beruht, wird das Statistische Bundesamt seine Weinbestandsstatistik wohl neu drucken und auch eine Korrektur an EU- und Bundesbehörden versenden müssen. hp

Ausgabe 8/2024

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