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Italiens Weinbranche mit gedrückter Stimmung

Der »International Summit« gab am 21. November 2020 in Verona den Auftakt für die Veranstaltungen rund um den Kongress Wine2Wine. Im Rahmen des Summits mit dem Thema »The future of wine: Different visions, one perspective« stellten Vinitaly und Nomisma Wine Monitor eine repräsentative Studie über die Einschätzungen der italienischen Weinbranche für das Jahr 2020 vor. 

Befragt wurden 165 Betriebe, die gemeinsam 4 Mrd. Euro erwirtschaften, davon 2,5 Mrd. auf den Exportmärkten, also rund 40 Prozent des nationalen Exportwertes. Demnach rechnen sieben von zehn Kellereien mit Umsatzeinbußen, eine von zehn hofft auf Wachstum. Die Kombination aus mehreren Fakten belastet die Betriebe. Für 91 Prozent des Panels liegt der Horeca-Kanal im roten Bereich, drei von vier Produzenten beklagen Einbußen im Facheinzelhandel und 63 Prozent im Export. Der Ab-Hof-Verkauf sei mangels ausländischer Weintouristen für 87 Prozent rückgängig. 51 Prozent der Befragten gaben ein Wachstum im italienischen LEH an, den Online-Boom bestätigten acht von zehn Unternehmen. 
18 Prozent des Panels konnten Steigerungen im Auslandsgeschäft verzeichnen. Die schwierigsten Exportmärkte sind für 60 Prozent Großbritannien und USA, insgesamt berichten die Unternehmer von Schwund auf neun von zehn Märkten, auch Japan, Australien, China, Deutschland, Kanada, Russland und die Schweiz zählen dazu, nur Schweden wird ausgenommen.

»Es ist schwierig Zahlen zu kommentieren, die nicht den realen Gesundheitszustand des italienischen Weinsektors widerspiegeln, sondern eine weltweite Epidemie, während der Italien übrigens nur die Hälfte verglichen mit anderen Mitbewerbern verloren hat. Unser Sektor wird alle Grundvoraussetzungen haben, um wieder durchzustarten – vorausgesetzt, dass die Entscheidungen wenigstens einmal einhellig getragen werden und eine Promotion unter einer einzigen Flagge in Gang gesetzt wird, die auf Augenhöhe mit dem internationalen Renommee des Brands unsrer Trikolore liegt. Eine institutionelle Kommunikation, die mit Veranstaltungen für den weltweiten Weinhandel verbunden werden kann«, erklärte Giovanni Mantovani, Generaldirektor der Messegesellschaft Veronafiere.

Denis Pantini, verantwortlich für das gemeinsame Wirtschaftsobservatorium von Vinitaly und Nomisma Wine Monitor, spricht von Kernschwächen der italienischen Weinwirtschaft. »Die Pandemie hat zusätzlich die strukturellen und an die Dimension gebundenen Problematiken deutlich gemacht, an denen unser Produktionssystem leidet. Mit der Schließung des Horeca-Kanals und der reduzierten Diversifizierung der Märkte und Verkaufskanäle zahlen vor allem die kleinsten Produzenten am meisten. Die Rechnung ist für die großen Unternehmen zwar auch nicht kleiner, aber sie können auf Handelsstrukturen sowie robustere Finanz- und Vermögenslagen zurückgreifen und haben dadurch zweifelsfrei eine höhere Resilienz«, so Pantini. 
Offen bleibt, was Pantini zur Problemlösung vorschwebt, vielleicht Fusionen. Die Analyse der Umfrage ergibt jedenfalls, dass die Kellereien mit einem Umsatz unter einer Mill. Euro die schlimmsten Befürchtungen haben. Bei 81 Prozent sind die Umsätze rückläufig, 74 Prozent geben eine Verminderung des Exportgeschäftes an, 95 Prozent im Horeca-Kanal, und bei 86 Prozent haben auch die Verkäufe im Einzelhandel abgenommen.

Die Veranstaltung Wine2Wine Business Forum samt Wine2Wine Experience hat bis zum 24. November 67 Online-Konferenzen organisiert, die bis zum 30. November abgerufen werden können. vc

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

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Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

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Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

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Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.