Italien/Deutschland: Neues Wunder von Kana

(hp) Der Betrug um gewässerte Weine aus Italien zieht größere Kreise. WEINWIRTSCHAFT hatte bereits im vergangenen Jahr über Ermittlungen berichtet. Inzwischen bestätigen Behörden der Weinkontrolle in Rheinland-Pfalz, dass nach ersten Proben, die im August 2013 in Bayern gefunden wurden, auch in Rheinland-Pfalz mehr als eine Million Liter Wein beanstandet werden. Laut Auskunft der rheinland-pfälzischen Behörden sollen die mit Wasser gestreckten Weine vernichtet werden. Mindestens zwei Großkellereien in Rheinland-Pfalz sind nach Auskunft der Behörden in den Fall verwickelt bzw. wurden entsprechende Proben der Abfüller sichergestellt. Ausgangspunkt des Skandals ist offenbar eine Genossenschaftskellerei in den Abruzzen, die als einer der wichtigsten Lieferanten von Bioweinen aus Italien gilt und deutsche wie ausländische Kellereien und Vermarkter belieferte. Weine der Kellerei sind über unterschiedliche Abfüllbetriebe und Vermarkter auch an Unternehmen wie Netto, Aldi aber auch den Bioweinspezialisten Peter Riegel gegangen. Die zuständige Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier geht davon aus, dass die Weine in Italien gewässert wurden. Die Fälschungen seien bei reinen Routine-Untersuchungen nicht zu entdecken gewesen. Erst anhand von Isotopen-Untersuchungen und einem Vergleich mit den von der EU-Kommission des Joint Research Center (JRC) am »Institute for Health and Consumer Protection« (IHCP) im italienischen Ispra hinterlegten Analysen, könnten die Fälschung nachgewiesen werden. Die Referenzanalysen in Ispr sind allerdings nur staatlichen Dienststellen zugänglich. Die der Redaktion namentlich bekannte italienische Keller aus den Abruzzen bestreitet die Wässerung und behauptet, die Analysen der in Deutschland gefundenen Weine stimmten nicht mit ihren Ausgangs- und Versandanalysen überein. Demzufolge müsste die wundersame Wässerung in Deutschland erfolgt sein. Der Fall dürfte daher auch die Strafverfolgungsbehörden sowohl in Italien wie in Deutschland interessieren. Einen interessanten Aspekt liefert die Auswertung der Meininger Weindatenbank. Rund ein Dutzend der von der Edeka-Tochter Netto unter dem Label »BioBio« vermarkteten Weine wurden im Rahmen von LEH-Tests in der Datenbank erfasst. Die Weine der Sorten Trebbiano und Montepulciano aus den Jahrgängen 2010 bis 2012 weisen Alkoholgehalte im Bereich von 11 bis 12 Volumenprozent Alkohol auf. Die im gleichen Zeitraum und im etwa gleichen Umfang direkt von der italienischen Kellerei an den Verlag eingereichten Weine weisen dagegen deutlich höhere Alkoholgehalte von 14 bis 15 Volumenprozent Alkohol auf. Fragt sich, welche Qualität das von den Unternehmen betriebene Qualitätsmanagement und die Zertifikate der beteiligten Prüf-Institute und »Bio-Zertifizierer« haben, wenn derart große Unterschiede zwischen Original und Kopie bestehen.

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

Sommerwein

Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.