Reh Kendermann baut seinen Stammsitz in Bingen deutlich aus (Bild: Reh Kendermann)
Reh Kendermann baut seinen Stammsitz in Bingen deutlich aus (Bild: Reh Kendermann)

Inland überholt Ausland

Die Kellerei Reh Kendermann aus Bingen bilanziert in ihrem am 30.6.2020 zu Ende gegangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 81 Mill. Euro. Das sind 2,4 Prozent weniger als im Vorjahr (83 Mill. €). Trotz des Umsatzrückgangs stieg der Rohertrag des Unternehmens.

Erstmals seit langer Zeit war der deutsche Markt für die Kellerei wichtiger als der Export. In Deutschland wurden 51 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet. In der Menge war Deutschland für rund 60 Prozent der 37 Mill. Liter Wein verantwortlich. 

Im Export erwiesen sich wichtige Märkte als sehr schwierig. In den USA machten dem Unternehmen die neuen Zölle zu schaffen, auch der Absatz nach Kanada ging zurück. Die asiatischen Märkte sind in den ersten Monaten nahezu zum Erliegen gekommen. Auf dem wichtigen britischen Markt verzeichnete Reh Kendermann ein leichtes Plus. Durch die Übernahme des Distributeurs North South Wines erhofft man sich hier zusätzliche Impulse. Positiv entwickelten sich die Märkte in Norwegen, Finnland und Estland, während der Verkauf nach Schweden und Dänemark nachgab.

In Deutschland kam es während des ersten Lockdowns zu einem erheblichen Anstieg der Umsätze. Im letzten Quartal des Geschäftsjahres stiegen die Umsätze um rund 25 Prozent. Zudem sei das Premium-Segment wichtiger geworden – auch im Ausland. Im zweiten Lockdown beobachtet Reh Kendermann, dass die Absatzzahlen gegenüber dem Vorjahr weiter ansteigen, die extreme Dynamik des Frühjahrs sei aber nicht mehr zu beobachten.

Auf der Jahrespressekonferenz sprach Geschäftsführer Alexander Rittlinger von einem »besonderen Jahr«. Er begründete dies nicht nur mit der Corona-Pandemie, sondern auch mit dem Brexit, dessen Ausgestaltung immer noch unklar sei und weiter Risiken für das Unternehmen beinhalte. 

»Der Relaunch von ›Black Tower‹ war und ist sehr wichtig für uns«, blickt Rittlinger auf die Weiterentwicklung der wichtigsten Marke seines Hauses. Mit einem Absatz von 12,5 Mill. Flaschen steht Black Tower für rund ein Viertel des Geschäfts von Reh Kendermann.

Insgesamt beurteilt das Unternehmen die Entwicklung seiner Marken positiv. Besonderes Wachstum verzeichnete die »Weinschorle«, die um 50 Prozent zulegte, stark entwickelte sich auch die Marke »Canti« mit einem Plus von 20 Prozent. Leichte Rückgänge habe es dagegen bei »Kendermanns« und »Lindeman’s« gegeben.

Wegweisend sei auch die interne Überprüfung der Prozesse gewesen. Rittlinger versicherte, dass es hierbei nicht darum gehe, Mitarbeiter einzusparen, sondern darum, die Prozesse so zu verschlanken, dass die bestehenden Überlastungen entfielen. Mit der aktuellen Investition in den Stammsitz Bingen, bei der zunächst ein neues Lager gebaut wird, bevor anschließend das Verwaltungsgebäude renoviert wird, sollen die neuen Prozesse zusätzlich unterstützt werden.

Die ersten fünf Monate des aktuellen Geschäftsjahres sind nach Angaben von Rittlinger gut verlaufen, die Ernte ebenfalls. Noch nie habe Reh Kendermann so viel Trauben und Most direkt im Herbst verarbeitet wie dieses Jahr. Zu einem Problem werde aber der Grauburgunder, von dem nur geringe Mengen geerntet wurden. cg

Ausgabe 6/2024

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