Henkell & Söhnlein: Glaubt Talfahrt bei Sekt überwunden

Nach dem Millenniums-Boom fiel der Sektabsatz im freien Fall. Henkell & Söhnlein sieht ein Licht am Ende des Tunnels. Vor allem bei Wein konnte der Marktführer jedoch zulegen. Mit einer "zwischen Tradition und Innovation gut balancierten Strategie" und konsequenter Marken- und Preispflege hat sich die Henkell & Söhnlein Sektkellereien KG (Wiesbaden) den bekannten Problemen am Sektmarkt zum Trotz im abgelaufenen Geschäftsjahr behaupten können. Die zum 1.1.2001 auf das Kalenderjahr umgestellte Bilanz weist für 2000 einen um 3,1 % auf 1,175 Mrd.DM gestiegenen Gruppenumsatz (1999: 1,14 Mrd.DM) aus. Davon wurden im Inland 945,5 Mio.DM (+2,0 %), im Ausland 230,1 Mio.DM (+ 7,7 %) erreicht. Auch der Absatz der insgesamt 18 Unternehmen der Gruppe wuchs 2000 auf 254,6 Mill. 1/1 Flaschen (Vorjahr: 254,1 Mio.). Hier allerdings läßt sich die sehr unterschiedliche Geschäftsentwicklung besonders deutlich ablesen. Der Sektabsatz sank um 15 % auf 124,3 Mio. Flaschen (1999: 146,3 Mio.), während die Bereiche Wein (+ 41,3 %) und Sprituosen (+ 28,3 %) satten Erfolg verzeichnen. Über Gewinn oder Verlust der zum Oetker-Konzern gehörenden KG wurden traditionsgemäß keine Angaben gemacht. Aus den auch für 2001 in der bisherigen Höhe vorgesehenen Marketingaufwendungen von rund 60 Mill. DM lassen sich allerdings Rückschlüsse auf ein auch 2000 wieder erfolgreiches Jahr des Marktführers ziehen. Die Investitionen werden 2001 allerdings auf 22,9 Mio.DM (2000: 28,2 Mio.DM) zurückgefahren. Im Gegensatz zu anderen Sektproduzenten haben Henkell & Söhnlein versucht, aus den Turbulenzen des Marktes ohne Preiskonzessionen herauszukommen und die Marken "aus dem Aktionsstrudel herauszuhalten." Im Gegenteil: Nach Angaben von Hans-Henning Wiegmann, dem Sprecher der Geschäftsführung, wurde der Preis für die Marken Söhnlein Brillant um 50 Pfennig, Deinhard Cabinet um 65 Pfennig und Fürst Metternich um 90 Pfennig angehoben. Dabei mussten zum Teil schmerzhafte Absatzeinbußen hingenommen werden. Vor allem die 1997 übernommenen Deinhard-Produkte hätten sich schwer getan. Der Absatz ging um 19 Prozent auf 10 Mill. Flaschen zurück. Wiegmann: "Das lag bei der fabelhaften Qualität des Produkts unter unseren Erwartungen. Aber man muss bedenken, dass Deinhard heute im Preis etwa über Kupferberg und MM liegt. Die haben die Preise gesenkt, das halte ich für falsch." Wiegmann glaubt nicht an eine weitere Fortsetzung der Sekt-Krise. Die Zahlen (allgemeiner Absatzrückgang 2000 laut Statistischem Bundesamt 17 %, laut Sektverband 15,3 %, im LEH jedoch nur 7 %) ließen den Schluss zu, dass sich vor allem Gastronomen und Hoteliers im Zusammenhang mit den erwarteten Millenniums-Feten mit viel zu großen Vorräten eingedeckt hätten, auf denen sie jetzt sitzen. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Sekt liegt jetzt bei nur noch 4,1 l. Freude machen dem Unternehmen unter anderem die beiden ungarischen Markenweine Balaton (positioniert bei 6,99 DM, bisher über 15 Mill. Flaschen verkauft) und Csardas (wahlweise rot und weiß, 5,99 DM), sowie der Gorbatschow-Wodka mit der Innovation "Gorbi" (Sekt und Wodka). Neuerwerbungen seit 2001: Die Sektfirma Gratien & Meyer in Saumur (Frankreich) mit dem angesehenen Champagnerhaus Alfred Gratien sowie der Sekt-Marktführer Hubert in der Slowakei. Fragen nach weiteren geplanten Akquisitionen (etwa aus dem früheren Seagram-Bereich - Mumm und MM) wies Wiegmann zurück. Das seien "hochkomplexe Prozesse, nach denen man den Verkäufer fragen müsse, nicht uns." (der)

Ausgabe 8/2024

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Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

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