Vorstandssprecher Frank Jentzer freut sich über das einstimmige Votum der Deutsches Weintor eG (Foto: Ziegler/Adlumina)
Vorstandssprecher Frank Jentzer freut sich über das einstimmige Votum der Deutsches Weintor eG (Foto: Ziegler/Adlumina)

Fusion geglückt

Einstimmig votierten die Mitglieder der Deutsches Weintor eG, Ilbesheim, am 1. Juli für die Fusion mit der Weinkontor Edenkoben eG. Nachdem die Mitglieder vom Weinkontor Edenkoben drei Tage zuvor ebenfalls für den Zusammenschluss gestimmt hatten, kann die Fusion damit rückwirkend zum 1. Januar 2019 stattfinden. Mit der Fusion wächst die rund 640 Hektar große Deutsches Weintor eG um knapp 100 Hektar.

Bei der Generalversammlung der Deutsches Weintor eG in Heuchelheim wurde bekannt, wie schlecht es um die Lage in Edenkoben bestellt ist. Im Prüfungsgutachten zur Fusion wurde die Vermögenslage als »noch geordnet« bezeichnet. Finanz- und Ertragslage seien jedoch schlecht, und es sei auf absehbare Zeit keine Besserung in Sicht. Bei der Deutsches Weintor eG sei die Finanzlage dagegen gut.

Wie kritisch die Lage in Edenkoben ist, wurde an einigen Details deutlich. So mussten Mitglieder Traubengelder bei der Genossenschaft stehen lassen, um die Zahlungsfähigkeit zu gewährleisten. Weil auch dies nicht reichte, hatte die Deutsches Weintor eG den Edenkobenern bereits im Vorfeld der Fusion ein Darlehen in Höhe von 150.000 Euro gewährt. Weitere 100.000 Euro werden bis zum notariellen Vollzug der Fusion gewährt.

Als Ursache für die wirtschaftliche Schieflage wurden Austritte von Mitgliedern, die ihr Geschäftsguthaben abgerufen haben, sowie der Neubau des Restaurants Lounge im Weinkontor genannt. Dieser Bau sei aus den für das operative Geschäft vorgesehenen liquiden Mitteln bezahlt worden. Die Lounge sowie die Vinothek und die Traubenannahme sollen jedoch in Edenkoben erhalten werden. Das wurde in einer Bestandsgarantie bis zum 31.12.2026 festgehalten. Auch alle Mitarbeiter aus Edenkoben werden von der Deutsches Weintor eG übernommen.

Die Verantwortlichen der Deutsches Weintor eG legten zudem nahe, dass die Fusion für die Edenkobener unabhängig von ihrer wirtschaftlichen Schieflage positive Effekte verspreche. So erhielten die Mitglieder der Deutsches Weintor eG für den Jahrgang 2018 mit netto 9.510 Euro/ha ein rund 11 Prozent höheres Traubengeld als die Mitglieder in Edenkoben.

Für die Deutsches Weintor eG werden durch die Fusion in Produktion, Verwaltung und Vertrieb Synergieeffekte erwartet. Mit der Marke Weinkontor Edenkoben gewinne man ein weiteres Standbein im regionalen LEH sowie im Fachhandel, wo man nun sowohl die Herkunft Mittelhaardt über »Die Weinmacher« als auch Südliche Weinstraße über Edenkoben abbilden kann. »Durch die Fusion können wir der Konzentration im LEH besser begegnen«, erklärte Vorstandssprecher Frank Jentzer.

Angesprochen auf die Querelen im Vorfeld der Fusion und das Gegenangebot der Moselland eG sagte der Vorstandsvorsitzende Thomas Weiter: »Wir wollten keine Kooperation – wir wollen eine Fusion.« Weiter betonte, dass die Deutsches Weintor eG schon länger in Kontakt mit dem Weinkontor Edenkoben gewesen sei, das erste Mal vor ca. sieben Jahren. Der Fusion seien Gespräche über fast zwei Jahre vorangegangen, die aufgrund der Situation in Edenkoben in den letzten Monaten aber massiv beschleunigt werden mussten.

In seinem Schlusswort zur Versammlung fand der Aufsichtsratsvorsitzende Thorsten Schmidt kritische Worte zu den Streitigkeiten in Edenkoben, die durchaus ein Licht auf ein strukturelles Problem von Genossenschaften im Konflikt zwischen Vollerwerbsbetrieben und Hobbywinzern werfen: »Leute, die nicht von der Genossenschaft abhängig waren, haben die Fusion blockiert. Die Mitglieder, die ihre dringend benötigten Traubengelder stehen lassen mussten, wollten die Fusion dagegen so schnell wie möglich.«

Vor dem Hintergrund der Fusion fand der Geschäftsbericht der Deutsches Weintor eG weniger Beachtung als üblich. Der Umsatz vor Erlösschmälerungen stieg 2018 um 5,5 Prozent auf 49,1 Mill. Euro bei einem nahezu konstanten Absatz von 16,5 Mill. Liter (–0,7%). Das Rekordergebnis aus dem Jubiläumsjahr 2017 wurde somit übertroffen. Das Ernteergebnis fiel mit 9,5 Mill. kg um 15,7 Prozent höher als 2017 aus. Das Traubengeld für den Jahrgang 2018 liege nach interner Schätzung noch einmal über dem des Vorjahres. cg

Ausgabe 6/2024

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