Frankreich: Bordeaux-Winzer fürchten kanadische Wein-»Sets«

Nicht genug, dass ihnen der Wind aus den Weinerzeugerländern der »neuen Welt« immer schärfer ins Gesicht weht: Gefahr droht den Winzern im prestigeträchtigen Bordelais jetzt auch noch aus Kanada. Dort wird zwar kaum Wein angebaut, aber findige Unternehmer haben sich dort auf eine schon von den Gallos in Kalifornien angewandte und eigentlich auf die US-Prohibition in den Dreißigern des letzten Jahrhunderts zurückgehende Methode besonnen: Sie unterziehen Weinmostsorten aus bekannten Lagen einem Trocknungsverfahren, pressen das Ergebnis zu handelsgängigen Pastillen und verkaufen diese als »winemaker-homeset«. Der Endverbraucher muss nur noch Wasser hinzufügen. Nicht gegen diese Praxis als solche, sondern aus Furcht vor möglichem Missbrauch der Namen Bordeaux und Médoc in diesem Zusammenhang hat sich jetzt der Bordeaux-Gesamtverband CIVB an die Europäische Gemeinschaft gewendet. Verbandsvorsitzender Eric Dulong informierte die Kommission über ein kanadisches Gesetz, das nach seiner Meinung gegen die WHO-Vereinbarung zum Schutz der Produkte mit kontrolliertem Herkunftsnachweis (AOC) verstößt. Kanada habe zwar die Vereinbarung unterzeichnet, aus den Anwendungsbestimmungen jedoch einige Namen ausgeklammert, die die dortige Regierung offenbar als »generisch« betrachtet. Hierzu gehören Dulong zu Folge auch die Herkunftsbezeichnungen Bordeaux und Médoc. Nach Darstellung der Pariser Les Echos haben sich der Verband der kanadischen Wein-Set-Produzenten und der Pariser AOC-Wächter INAO zwar inzwischen darauf verständigt, dass die Hersteller solches unterlassen. Der Vereinigung gehören aber nicht alle Produzenten an. Die Regierung in Ottawa scheint in der Frage verhandlungsbereit. Der CIVB und mit ihm auch die übrigen französischen Weinerzeugerverbände zielen indessen direkt auf die Welthandelsorganisation, bei der sie bei nächster Gelegenheit ein offizielles Verfahren gegen die inkriminierten Praktiken beantragen wollen. Dass sie diesem quasi den Weg bereiten, erhofft sich der Verband von seiner jüngsten Demarche bei den Brüsseler Wettbewerbshütern. (jb)

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

Sommerwein

Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.