Von Wein kann bei dem spanischen Kunstprodukt aus dem Labor nicht die Rede sein (Foto: Irochka - Fotolia)
Von Wein kann bei dem spanischen Kunstprodukt aus dem Labor nicht die Rede sein (Foto: Irochka - Fotolia)

Frankenstein-Wein aus der Mancha

Spaniens Weinbranche macht nach den Ermittlungen zu Betrugsvorwürfen in Valdepeñas (siehe WW 13, S. 6) mit einem weiteren Skandal auf sich aufmerksam. 

Wie Insider und diverse spanische Medien berichten, hat die spanische Guardia Civil im Rahmen der Operation »Isolu« mit Schwerpunkt in der Mancha mehrere Personen festgenommen, man spricht von einem internationalen Netzwerk von 60 involvierten Firmen und Gesellschaften in den Niederlanden, Österreich, Belgien, Frankreich, Moldawien und Russland. Der Betrugsfall umfasst eine Menge von 42 Mill. Litern gefälschtem Wein und Destillat mit einem Wert von rund 100 Mill Euro. 

Als Zentrum der Betrugsaktion haben die Ermittler verschiedene Produzenten in Ciudad Real ausgemacht. Von dort aus soll das Netzwerk europaweit tätig gewesen sein und sich unter anderem aus Belgien und den Niederlanden Isoglukose als Mostersatz für die Produktion eines Getränks beschafft haben, das sich am treffendsten als »Fake-Wein« titulieren lässt. 

Der aus Mais, Weizen oder Kartoffeln gewonnene Zuckersirup Isoglukose kostet etwa halb so viel wie rektifiziertes Traubenmostkonzentrat und ist wesentlich schneller herzustellen. Den für die Erzeugung nötigen rektifizierten Alkohol erhielten die Fälscher ebenfalls aus den Niederlanden. In den Bodegas wurde die Flüssigkeit dann mit sogenannten Kongeneren (bei der Gewinnung von Alkohol entstehenden chemischen Substanzen) versetzt, die auch in »echtem« Wein vorkommen. 

Gut unterrichteten Kreisen zufolge sollen unter anderem über die EU-Behörden bereits seit Langem Beschwerden und Verfahren gegen dubiose Praktiken in Spanien anhängig sein. Mit dem Eingreifen der nationalen Polizei gebe es nun ein Offizialdelikt, welches die bisher wenig aktiven lokalen und regionalen Institutionen (Behörden, Zoll) außen vor stehen lasse, so die Insider. Für die Strafverfolgungsbehörden könnte dies also erst der Auftakt sein und weitere Schritte zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens folgen. cn 
 

Ausgabe 8/2024

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