Eggers & Franke: Big Deal zum Jahresende

(cn) Ein bedeutendes Wechselgeschäft von Hansestadt zu Hansestadt lässt am Ende des Jahres noch einmal aufhorchen: Die Weinsparte der Gruppo Campari, Campari Wines s.r.l., und ihr bisheriger Deutschland-Partner Weinland Ariane Abayan (Hamburg) gehen fortan getrennte Wege. Campari Wines wird ab 2. Januar 2013 die Distribution auf dem deutschen Markt über die Eggers & Franke-Gruppe (Bremen) organisieren. Der Vertrieb soll dabei zielgruppengerecht auf die jeweiligen Tochterunternehmen der Eggers & Franke-Gruppe (Reidemeister & Ulrichs, Joh. Eggers Sohn und Eggers & Franke) aufgeteilt werden. Weiterhin wechseln auch die Weine der internationalen Distributionspartner von Campari Wines, Fazi Battaglia aus den Marken, Icario in Montepulciano, die Südtiroler Kellerei Kupelwieser und Fratelli Urciuolo in Avellino zu den Bremern.

In der Transaktion beinhaltet sind die Campari-eigenen Kellereien Sella & Mosca (Sardininen), Teruzzi & Puthod in San Gimignano, Enrico Serafino aus dem Piemont sowie Lamargue sarl aus Costières de Nîmes. »Wir sind sehr froh, mit Campari Wines einen überaus professionellen Partner gefunden zu haben. Die Kellereien sind eine starke Ergänzung und passen hervorragend in unser Sortiment«, zeigt sich J. Christoph Meier, geschäftsführender Gesellschafter der Eggers & Franke-Gruppe, erfreut über den Zugang.

Von Seiten des langjährigen Vertriebspartners Ariane Abayan mischen sich allerdings einige Dissonanzen unter das Belcanto: Zwar zeigte sich Abayan-Geschäftsführer Anton A. Rössner rückblickend mit der Zusammenarbeit zufrieden, wie er insbesondere für Sella & Mosca in einer Pressemitteilung erklärt: »Wir haben Sella & Mosca von ca. 200.000 Flaschen innerhalb von drei Jahren mit einer super Distribution auf rund 500.000 Flaschen gebracht. Ein toller Erfolg!« Allgemein habe sich das Wachstumstempo der Campari-Marken jedoch verlangsamt. Bei Teruzzi & Puthod sei die Absatzentwicklung von 2012 gegenüber 2011 um 5,52 Prozent rückläufig. »Campari wollte im gleichen Tempo weiter wachsen. Das wäre nur unter Einbeziehung der Discounter noch möglich gewesen, und das ist mit uns nicht zu machen«, fügt der Abayan-Geschäftsführer an. Im Jahr 2011 sei Aldi Süd mit einer Eigenmarke Vernaccia di San Gimignano von Teruzzi & Puthod beliefert worden. »Daraufhin ist das Wachstum im traditionellen Segment eingebrochen. Nicht nur unsere Kunden aus den Bereichen Gastronomie und Fachhandel, sondern auch die Kunden aus dem gehobenen Lebensmittelhandel vertrauen darauf, dass sie unsere Produkte nicht bei den Discountern wieder finden. Dieses Vertrauen wurde 2011 enttäuscht, und in Folge davon haben viele Kunden der Marke Teruzzi & Puthod den Rücken gekehrt. Wir haben unseren Kunden damals versprochen, dass sich das nicht wiederholen wird, und dabei bleibt es«, schildert Rössner seinen Standpunkt.

Christian Reintjes, bei Campari für die Koordination von Kellereien und Weinmarken zuständig, betonte gegenüber WEINWIRTSCHAFT, dass die Trennung von Abayan zwar kein leichter Schritt, doch aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen über Marken und Marktpolitik sowie Überschneidungen im Produktportfolio unabänderlich sei.

Ein ähnliches Bäumchen-wechsel-dich des Vertriebs hatte bereits mit dem friulanischen Weingut Collavini stattgefunden. Anton A. Rösner kommentiert dies in seiner aktuellen Aussendung durchaus scharfzüngig: »Unsere Tür steht immer offen für vernünftige Leute, wie z.B. für Manlio Collavini. Der Winzer war nach sechsjähriger Zusammenarbeit im Jahr 2009 ebenfalls zur Eggers & Franke-Gruppe nachBremen gewechselt, weil man ihm dort mit unrealistischen Mengenversprechen schöne Augen gemacht hat. Aber nach zwei Jahren, im Februar 2011, ist er reumütig zurück gekehrt. Seitdem arbeiten wir besser zusammen als vorher«, so sein Fazit.

Bild: Christoph Meier freut sich über den prominenten Zugang (Quelle: Firmenfoto)

Ausgabe 8/2024

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