Die große Meininger Discounter Verkostung: Fazit nach allen drei Tagen
Die große Meininger Discounter Verkostung: Fazit nach allen drei Tagen

Discountverkostung 1/2018: Fazit des dritten Verkostungstages

Die große Meininger Discountverkostung 1/2018:
 

»Alles Geschmackssache«, sagte der Affe und biss in die Seife. Doch ganz so trivial ist die Beurteilung von Weinen aus dem deutschen Discounthandel nicht. Außer der Frage, ob die Weine schmecken und charakteristisch für die genannte Weinkategorie sind, ist für den Test entscheidend, inwiefern die Weine Fehler und Mängel erkennen lassen.


Fazit des dritten Verkostungstages

Die Verkostung der 1.251 Weine erfolgte verdeckt und anonymisiert. Aus fachlicher Sicht ist das Testergebnis der Weine aus Deutschlands Discountläden, die bei Aldi, Lidl & Co. gekauft wurden, eher eine Enttäuschung. Aus dem Weinland Österreich beispielsweise führen alle sechs Discounter, in denen die Weine eingekauft wurden, die Rebsortenweine »Grüner Veltliner« als Weißwein und »Zweigelt« bzw. eine Cuvée mit Blaufränkisch als Rotwein im Sortiment. Bis auf wenige Ausnahmen zeigten die getesteten Weine keine krassen Weinfehler, sind aber alles andere als typisch für Grüner Veltliner oder Zweigelt. Die Weißweine erscheinen meist plump und leer, mit wenig Veltliner-Art, und das typische »Pfefferl« des Grünen Veltliner wird man vergeblich suchen. Auch die Rotweine scheinen weichgespült zu sein, von einem wirklichen Rotweincharakter wird man kaum sprechen können.

Rotweine vom Discounter

Viele weichgespülte Rotweine ließen einen wirklichen Rotweincharakter vermissen.


Für den Kauf eines einfachen Sektes wird man aus qualitativen und geschmacklichen Gründen kaum einen der Discountläden empfehlen können. Die meisten der angebotenen Sekte dümpeln sowohl preislich wie qualitativ auf unterstem Niveau. Was will man auch zu Endverbraucherpreisen von 2,22 bis 2,79 Euro erwarten, in denen noch 19 Prozent Mehrwertsteuer und 1,02 Euro Sektsteuer enthalten sind. Für das Produkt bleibt da nicht mehr viel übrig. Also wird beim Grundwein gespart. Viele Sekte, insbesondere die Eigenmarken der Händler, die häufig mit wohlklingenden Schlossnamen um Kundschaft buhlen, zeigen qualitative Mängel, erweisen sich als oxidativ, grün und pflanzlich-bitter. Entsprechend viele Sekte werden dann als ungenügend und mit Mängeln behaftet beurteilt.

Ganz anders die Schaumweine unserer französischer Nachbarn. Sie sind die schäumenden Aushängeschilder Frankreichs und gaben sich keine Blöße: Weder bei Champagner, der von frischeren bis gut gereiften, intensiv hefigen Vertretern überzeugte, noch bei den etwas fruchtbetonteren Crémants gab es Grund zur Klage.

Im Rotwein-Sektor lieferten die jungen französischen Merlots ebenfalls solide Frucht und saftige Massentauglichkeit.

Für Spanien sieht das Bild heterogener aus: Während die Cavas bis auf sehr wenige Ausnahmen ohne Schnitzer blieben, zeigten sich die weißen Stillweine häufig dünn, matt und mit deutlichen Alterungsnoten. Wie wenig die unter dem Namen einzelner Länder angebotenen Weine mit dem Original zu tun haben, zeigte ein süßer spanischer Rotwein der Sorte Bobal aus der DO Valencia: Roter Saft, durchaus mit Frucht, aber vollkommen überdeckt von aufdringlicher Süße. So als würde man in die eh schon süße Coca-Cola noch ein paar Löffel Zucker rühren. Ein Spanier würde sich mit Grausen abwenden, auch wenn der Wein für 1,49 Euro zu haben ist.

Und die Weine aus Deutschland? Viel, viel Durchschnitt, wenig Ausreißer nach oben und unten. Als eine eher verlässliche Kategorie erwiesen sich die Weine aus der Sorte Riesling, die wenigstens ein bisschen Frucht mitbrachten, im Gegensatz zu meist sehr blassen anderen Weißweinen.

Die detaillierten Ergebnisse des Discount-Tests werden im Februar 2018 in der Fachzeitschrift WEINWIRTSCHAFT veröffentlicht und stehen dann auch als Download auf der Homepage des Meininger Verlags zur Verfügung.

 

          Zahlreiche Verkoster waren für uns im Einsatz.

              Zahlreiche engagierte Verkoster waren für uns im Einsatz. 

Ausgabe 6/2024

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