2016 übernahm Orlando Pecchenino (li.) die Präsidentschaft von Pietro Ratti (re.)
2016 übernahm Orlando Pecchenino (li.) die Präsidentschaft von Pietro Ratti (re.)

Barolo-Präsident tritt zurück

Orlando Pecchenino, der Präsident des Konsortiums Barolo, Barbaresco, Alba, Langhe und Dogliani, hat sein Amt niedergelegt. Hintergrund für diese Entscheidung in einem der prestigereichsten Konsortien des Landes ist ein Rechtsstreit gegen den Winzer Pecchenino.

2016 waren die Brüder Orlando und Attilio Pecchenino, die gemeinsam ein Weingut in Dogliani sowie eines in Monforte d’Alba besitzen, von einem benachbarten Kollegen angezeigt worden. Sie sollen gegen die Produktionsregeln der DOCG Barolo verstoßen haben.

Ihnen wurde vorgeworfen, eine Partie Nebbiolo, die für die Produktion von Barolo vorgesehen war, in der Kellerei in Dogliani vinifiziert zu haben, anstatt in Monteforte. Dogliani befindet sich zwar nur knapp zehn Kilometer außerhalb der Grenzen der DOCG Barolo, aber es darf dort kein Barolo vinifiziert werden, auch wenn die Trauben von Barolo-Flächen stammen. 

Die Ordnungshüter nahmen also Ermittlungen wegen versuchten Handelsbetrugs auf und beschlagnahmten in der Kellerei in Monforte d’Alba 500 Hektoliter zu Barolo bestimmtem Nebbiolo der Jahrgänge 2013, 2014 und 2015, darunter auch die Cru-Weine Bussia und Le Coste di Monteforte. Dies geschah Ende November 2016.

Zu hohe Folgekosten des Prozesses

Am Abend des 26. Januar 2018 reichte Orlando Pecchenino seinen Rücktritt ein, um dem Image des Konsortiums nicht zu schaden. Denn er hatte wenige Tage zuvor ein »patteggiamento« akzeptiert, also ein Urteil in einem abgekürzten Sonderverfahren, in dem die Prozessbeteiligten sich über die Strafzumessung einigen und einen entsprechenden Antrag an den Richter stellen. 

Oft liegt beim Aushandeln des Strafmaßes ein Schuldbekenntnis zugrunde, und der Angeklagte kommt mit einer Geldstrafe davon. Im Fall der Peccheninos liegt weder ein Schuldbekenntnis vor noch eine Geldstrafe. Es besteht jedoch die Gewissheit, dass die Brüder den beschlagnahmten Wein dringend benötigen, um nicht Bankrott zu gehen. 

Reguläre Prozesse ziehen sich an den überlasteten Gerichten Italiens über Jahre hin, zu lange für den Wein und die Finanzlage der Brüder. Für die Freigabe des beschlagnahmten Weines nahmen die Brüder jeweils eine viermonatige Strafaussetzung zur Bewährung an.

Rücktritt zum Schutz des Konsortiums

»Einzig und allein, um unseren Betrieb zu retten, habe ich – teilsweise – auf meine Verteidigung verzichtet. Ich wiederhole hier, worauf ich von Beginn an bestehe, dass ich nicht für den Sachverhalt verantwortlich bin, für den ich beschuldigt wurde«, schreibt Pecchenino in seinem Rücktrittsbrief.

»Meine Entscheidung (des patteggiamento, Anm.d.Red.) ist schmerzvoll unter dem menschlichen Aspekt und schwerwiegend unter dem unternehmerischen, aber sie darf absolut nicht instrumentalisiert werden, um den Ruf des Konsortiums in den Schmutz zu ziehen und um die Aktivitäten eines von mir geleiteten Konsortiums zu konditionieren. Damit das nicht passiert, lege ich ab sofort und unwiderruflich mein Amt nieder«, schließt Pecchino das Schreiben. 

Das Konsortium hat sein Bedauern über den Rücktritt des seit 2016 amtierenden Pecchenino kundgetan. Der Verwaltungsrat und die beiden Vize-Präsidenten leiten das Konsortium bis zur Neuwahl. vc

Ausgabe 8/2024

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