Neue Impulse für reife Märkte

Kreative Kraft kann sich aus verschiedensten Quellen speisen. Wirtschaftlicher Druck, ein sich vollziehender Generationswechsel, aber auch die pure Lust, neue Wege zu beschreiten, können Impulsgeber sein.
 
Die bordelaiser Weinwelt liefert eine ganze Reihe anschaulicher Beispiele von Handelshäusern, Weingütern und Vereinigungen, die in Weinbau, Vertrieb oder Marketing neue Wege gehen. Sie treffen damit auf der Nachfrageseite auf den internationalen Märkten den Nerv neuer Verbrauchergruppen, die der traditionellen Bordeauxwelt bisher skeptisch gegenüberstanden. Dabei gilt: Je reifer ein Markt, desto belebender die Wirkung. Château Larose-Trintaudon, Médoc. Auf den ersten Blick ein Château wie viele andere in der illustren Nachbarschaft an der Schnittstelle zu Saint-Julien und Pauillac. Und doch wird hier seit Jahren Pionierarbeit geleistet. Brice Amouroux, der Geschäftsführer, ist seit 1999 im Unternehmen. »Damals gab es schon eine Reihe von Lebensmittelskandalen, und wir wollten ganz sicher gehen, dass uns in dieser Hinsicht nichts passieren kann«, erklärt er seinen zunächst eher pragmatischen als ökologisch-romantischen Ansatz. Es folgten eine Reihe von Zertifizierungen, ISO 9000 für Qualität und Arbeitssicherheit, ISO 14000 für Umweltverträglichkeit. Damit war der Stein ins Rollen gebracht und Larose-Trintaudon schwang sich zu einem echten Vorreiterhinsichtlich Ganzheitlichkeit und Nachhaltigkeit  auf. Angefangen bei der Reduzierung von Strom- und Wasserverbrauch sowie der Spritzmittel um inzwischen 40 Prozent bis zur Steigerung der Biodiversität auf den Grünflächen, wovon auch die eigenen Bienenvölker profitieren. Den Honig können Besucher auf dem Weingut erwerben.

Nachhaltigkeitspionier

Einen entscheidenden Schritt machte das Weingut durch die Einführung einer um 100 g leichteren Flasche, wodurch der CO2-Ausstoß um 17,5 Prozent reduziert werden konnte. Dabei ist die Flasche optisch kaum von dem herkömmlichen Modell zu unterscheiden. Die Glaswand ist genauso dick, nur die Flaschenschulter ist etwas tiefer und der Boden flacher. Bei einer Produktion von knapp einer Million Flaschen Château Larose-Trintaudon auf rund 170 Hektar Rebfläche, womit der Wein zu den auflagenstärksten Château-Weinen von ganz Bordeaux zählt, fällt das im wahrsten Sinn ins Gewicht. Zum Betrieb gehören seit 2007 mit Larose-Perganson (40 ha, ca. 150.000 Flaschen) und Château Arnauld (5 ha, 17.000 Flaschen) zwei kleinere Weingüter, die qualitativ über dem verlässlichen Klassiker angesiedelt sind. Für sein eigenes Konzept hat Larose-Trintaudon ein eigenes Logo entwickelt, das den Ansatz gut beschreibt: »Vignoble Responsable«, wobei sich die Verantwortung auch ganz deutlich auf die Arbeiter bezieht. Jeder Mitarbeiter kommt jährlich in den Genuss von 19 Stunden Fortbildung, außerdem werden günstige Wohnungen in der Nähe des Weinguts angeboten. »Das Konzept steht und fällt mit der Aufmerksamkeit der Mitarbeiter, sowohl im Außenbetrieb wie in der Produktion. So kann zum Beispiel rechtzeitig und punktuell auf ein Problem beim Pflanzenschutz reagiert werden, statt nach Schema F vorbeugend zu spritzen«, erklärt Amouroux. Auch der Önotourismus gehört für ihn zu einem ganzheitlichen Konzept. »Das Médoc darf nicht zu einem Museum werden.«
 
Diese Gefahr ist im Entre-deux-Mers auf der gegenüberliegenden Seite von Bordeaux zwar nicht akut, dennoch engagiert sich Estelle Roumage, Inhaberin in fünfter Generation von Château Lestrille, mit vollem Einsatz, um die in den umliegenden Orten Ansässigen anzulocken. »Mein Vater Jean-Louis hat viel in den Betrieb investiert, Weinberge und Keller sind auf der Höhe der Zeit. Darum hatte ich die Möglichkeit, meine Kraft in den Ausbau des Exports und in die Boutique zu investieren «, erklärt die Winzerin. 2001 kehrte sie nach Studium und Auslandsstationen in England, Spanien und Neuseeland in den heimischen Betrieb zurück. »Mit der Boutique will ich die Verbindung zur lokalen Bevölkerung stärken. Die Weintouristen sind quasi die Kirsche auf der Torte. Hier, zwischen Bordeaux und Saint-Émilion, leben 15.000 Menschen, das ist ein großes Potenzial. Mein Ziel ist es aber auch, Leute aus Bordeaux anzuziehen.« Dazu veranstaltet sie monatliche »Abende des Geschmacks«, bei denen saisonale kulinarische Themen aufgegriffen werden. »Es geht immer um die Harmonie von Speise und Wein.« Diese Veranstaltungen werden sehr gut angenommen. »Ich will dadurch die Frequenz im Geschäft erhöhen, mein Ziel ist es, 25 Prozent über die Boutique zu verkaufen.«
 
Außer Wein werden verschiedenste Delikatessen angeboten. »Wenn möglich von Erzeugern aus der Region.« Auch die Warenpräsentation in der Boutique ist innovativ: Das Angebot ist thematisch den Weißweinen (Fischsuppe, Fisch- und Gemüsekonservenª& Co.), Rosés (u. a. Tomatensaucen, Rosenprodukte ª) und Rotweinen (Foie Gras, Schokolade ªund mehr) zugeordnet und wird auch in getrennten Regalen präsentiert. Ein Vorteil des Standorts in Entre-deux-Mers, wo alle drei Weinarten nahezu gleichberechtigt existieren. Nicht zuletzt aufgrund ihrer Zeit in Neuseeland beweist die Winzerin speziell beim Weißwein ein gutes Händchen. Das gilt für ihren spritzig frischen Château Lestrille aus 84 Prozent Sauvignon blanc und 16 Prozent Muscadelle wie für ihren komplexeren, zum Teil im Holz ausgebauten Château Lestrille Capmartin aus Sauvignon blanc und gris sowie Sémillon. Ihr rotes Aushängeschild heißt »Le Sécret de Lestrille«, ein würziger, modern vinifizierter Merlot auf Top-Niveau.
 
Merlot auf Top-Niveau ist das Stichwort für Thibault Despagnes Girolatte. Auch das Familienunternehmen der Despagnes ist im Entre-deux-Mers ansässig. Unterschätzte Gebiete wie diese besitzen meist das ideale Klima für die Innovation und Kreativität. Es gilt, sich abzuheben und Aufmerksamkeit zu erzeugen, um wahr- und letztlich ernstgenommen zu werden. Das ist Despagne mit seinem Girolatte gelungen. Rund 10 Hektar mit 10.000 Stöcken pro Hektar, 100 Prozent Merlot, als Gobelet im Drahtrahmen erzogen, ist ein ebenso radikales wie klares Konzept. Und die Rechnung geht auf. Der Wein kann sich ohne Probleme mit den großen Rotweinen vom rechten Ufer messen. Dabei sollten die Stöcke erst jetzt, nach 15 Jahren, ihr volles Qualitätsniveau erreichen. Denn eine wesentliche Idee, die Despagne neben der natürlichen Konzentration aufgrund der geringen Traubenzahl pro Stock mit der Dichtpflanzung verfolgte, ist, die Reben zu zwingen, schnell durch den Ton in die Tiefe zu wurzeln, um den Kalkstein zu erreichen.
 
 
Der Kalkstein prägt die besten Terroirs am rechten Ufer und verleiht dem Merlot eine unverwechselbare Eleganz. Inzwischen gibt es auch eine Dichtpflanzung von 6 Hektar für ein weißes Pendant. Und gegenüber des Girolatte-Kellers bereitet der kreative Unternehmer gerade einen alten Steilhang für die Neupflanzung vor. »Es gibt im Entredeux-Mers großartige Lagen, die leider zum großen Teil brach liegen, weil mit der Mechanisierung der 70er-Jahre der Weinbau in die ertragreichen, aber qualitativ schwächeren Ebenen verlagert wurde.« Diese Fehlentwicklung eröffnet heute engagierten jungen Winzern viele Möglichkeiten, wie Despagne beweist. Ideen hat er noch viele: »Wir werden immer weiter nach den besten Parzellen suchen, um sie im gleichen Stil mit den anderen Bordeaux-Sorten zu bepflanzen und dann einen klassischen Bordeaux zu erzeugen.«

Veränderter Markt

Er und seine Schwester Basaline sind auch Mitglieder bei Bordeaux Oxygène. Eine Vereinigung von ursprünglich 18 Bordeaux-Weingütern, die 2005, initiiert von Benoît Trocard (Vignobles Jean-Louis Trocard) und Alice Tourbier (Smith Haut Lafitte/Les Sources de Caudalies), ins Leben gerufen wurde, »um Bordeaux ein neues Gesicht zu geben«. Heute ist die Zahl auf 20 gewachsen. »Damals waren wir alle um die 30, heute eher zwischen 30 und 40«, bemerkt Basile Tesseron (Château Lafon-Rochet) schmunzelnd. Mit gemeinsamen Verkostungen in Bordeaux, aber auch im Ausland von Hongkong bis Brasilien, zeigt sich diese neue Generation von familiengeführten Unternehmen. »Man muss heute viel reisen, sonst gehen die Märkte verloren. Da helfen solche gemeinsamen Auftritte, weil wir uns gegenseitig unterstützen. Es müssen ja nicht alle 20 Betriebe nach Brasilien fliegen«, erklären Tesseron und Severine Bonnie (Château Malatric-Lagravière) übereinstimmend. »Auf der anderen Seite gehört es heute, anders als vor 20 Jahren genauso dazu, die Kunden auf dem Weingut zu empfangen.« Ihr Geschäft wird immer internationaler. Das bemerkt auch Alice Tourbier in ihrem Hotel Les Sources de Caudalies: »Am Anfang hatten wir fast zwei Drittel französische Gäste, heute eindeutig mehr internationale: Amerikaner, Russen, Brasilianer.« Im Juni 2014 kommen weitere zwölf Zimmer dazu. Der önologische Austausch spielt bei der Gruppe eher eine untergeordnete Rolle. »Es geht mehr um Brainstorming über Vermarktungs- und Promotionsmöglichkeiten«, erklärt Jean-Baptiste Bourotte, der neben den familieneigenen Weingütern wie Clos du Clocher das Handelshaus Audy führt. Gemeinsame Ideen gibt es einige: So zum Beispiel eine eigene »Route des Châteaux« mit Besuchs- und Verkostungsmöglichkeiten. Das Wichtigste bleiben jedoch die gemeinsamen Events und Verkostungen, Beispiele dafür finden sich auf der gemeinsamen Homepage bordeauxoxygene.com. »Wir wollen zeigen, dass Bordeaux dynamisch und kreativ ist.«

Multimediales Bordeaux

Wie sehr Bordeaux inzwischen nicht nur im Internetzeitalter, sondern auch in der Welt der Tablet-PCs, Smartphones und Social Media angekommen ist, belegt das Beispiel Millésima auf beeindruckende Weise. Das Handelshaus ging immer schon eigene Wege, angefangen bei seiner Gründung vor 30 Jahren mit dem damals ungewöhnlichen Konzept, nur an Private zu verkaufen. Im Jahr 2000 startete der Internetverkauf, seit 2007 gibt es im Unternehmen ein eigenes Team für die multimedialen Vertriebsschienen. Heute gehen 70 Prozent der Bestellungen online ein, wobei man sehr genau die Wechselwirkungen von realen Verkostungen, gedrucktem Katalog und dem Online-Bestellservice sowie den multimedialen Promotionsmöglichkeiten analysiert hat. Es ist kein Zufall, dass trotz der gestiegenen Bedeutung der Online-Bestellungen Filialen in Manhattan und Saint-Tropez eröffnet wurden und das Unternehmen Ausschau nach weiteren geeigneten Standorten hält. Ebenso ist es keine Eitelkeit, dass sich Gérard Spatafora, ein Kanadier mit italienischen Wurzeln, E-Commerce und M-Commerce Director, nennt. Bei der großen Verkostung der Union des Grands Crus an den Quais von Bordeaux trat Millésima mit einem eigenen Stand auf, ausgestattet mit iPads, an denen die Besucher ihre Bestellungen aufgeben konnten. Reale und virtuelle Welt verschmelzen immer mehr, und es wirkt so, als wüsste Millésima, wie diese Verzahnung zu nutzen ist. Das Konzept am Quai von Bordeaux funktionierte bestens, sodass ähnliche Auftritte, beispielsweise beim Wine & Food Festival in Aspen in den USA geplant sind. Eintritt für Besucher: 1.000 US-Dollar! »Mobiltelefone sind eher für das Image von Bedeutung, über das Smartphone haben wir zwar viele Besucher, aber wenig Bestellungen. Über das iPad hingegen kommen durchschnittlich viel größere Bestellungen als generell über das Internet. Das sind nur einige Aspekte, die deutlich machen, wie vielschichtig das Thema ist«, so Spatafora. Inzwischen betreibt das Unternehmen 14 verschiedene Internetadressen, eine davon ist millesima.de. Immer wichtiger werden laut Spatafora Filme. »Wir machen professionelle Filme von den wichtigsten Weingütern, inklusive professionellen Verkostungen und Weinbesprechungen von renommierten Kritikern. Das kostet uns rund 3.000 Euro, doch einige Filme wurden bereits bis zu 300.000 Mal angesehen. Eine geniale Werbung für uns.« Nichts ist weniger virtuell als die Gastronomie. Hier wird noch real gegessen und getrunken. Wein wird am Tisch verkauft und es spielen ganz andere psychologische Aspekte eine Rolle, als im virtuellen Raum. Für viele Weingüter ist und bleibt dieser Absatzweg von entscheidender Bedeutung. So hat Château Guiraud ein Konzept entwickelt, um den Absatz edelsüßer Weine in der Gastronomie anzukurbeln. Die Idee: Eine spezielle Variante  von Wikeeps, entwickelt speziell für die 6 Liter fassende Impérial-Flasche. Die gigantische Sauternes-Flasche wird mit dem Wagen zum Tisch gerollt, sie steht in einem Eiskühler. Es genügt völlig, die unteren zwei Liter zu kühlen, denn über den Metallstab in der Flasche wird der Wein von unten abgezapft. Mit der Gaskartusche wird eine Mischung aus CO2 und Argon über den Wein gelegt, die drei bis vier Wochen vor Oxidation schützt. Mehrkosten durch die Gas-Patronen für den Gastronomen: 20 Cent pro Glas. Bis Ende des Jahres hat sich Alain Ducasse für seine zahlreichen Restaurants die Exklusivität gesichert, für 2014 wird darüber nachgedacht, das System einem breiteren Kundenkreis zu öffnen. Innovation gehört bei dem namhaften Bio-Weingut, das seit Ernte 2011 AB-zertifiziert ist, zum Konzept. Bereits vor vier Jahren startete Guiraud mit einem WIT-Geschenkkarton. Enthalten sind drei 100-ml-Glas-Röhrchen mit Drehverschluss mit drei verschiedenen Jahrgängen des Crus Classés, aktuell 1996, 1998 und 2002. Auch auf Produkt-Ebene macht die Kreativität nicht halt. Seit der Einführung mit dem Jahrgang 2009 hat sich der Petit Guiraud zum Erfolgsprodukt entwickelt: Er wird von festgelegten Parzellen mit mehr Frische, einem höheren Sauvignon-Anteil und weniger Restsüße (90 g/l) produziert.

Neues Markenverständnis

Manchmal braucht es eine Zäsur, um neue Wege zu beschreiten. Bestes Beispiel dafür ist das Handelshaus Bouey, das heute zu den innovativsten und dynamischsten Betrieben in Bordeaux gehört. Noch zur Jahrtausendwende erzielte das Unternehmen riesige Umsätze als Haus-und-Hof-Lieferant von Intermarché, bis die Partnerschaft in die Brüche und damit fast zwei Drittel des Umsatzes verloren ging. Patrick Bouey, der 1991 der Bankenwelt den Rücken kehrte, um die Führung des Familienunternehmens zu übernehmen, verstand diese schwierige Situation als Chance, das Handelshaus strategisch komplett neu auszurichten. In weniger als einer Dekade schuf er die B et B Holding, unter deren Dach neben der auf Crus Classés spezialisierten Firma Villa des Cru auch Famille Bouey Vignobles et Châteaux und das eigentliche Handelshaus Maison Bouey gebündelt sind. Mit dem Umzug in die neuen Firmengebäude 2009 folgte endgültig der Start in die neue Zeitrechnung. 2010 stieß mit Stéphane Oudar ein erfahrener Marketing- und Vertriebsmann von Boisset zu Bouey. Bereits 2007 wurde die Zusammenarbeit mit Stéphane Derenoncourt begonnen, in die im Laufe der Jahre immer mehr intensiviert wurde. Zunächst übernahm er die önologische Verantwortung für die beiden Familienweingüter im Médoc, die Châteaux Maison Blanche und Lestrulle. »Ich arbeitete vorher mit Michel Rolland zusammen und war frustriert, weil ich die Weine kaum unterscheiden konnte. Ich wollte aber, dass die Châteaux ihr jeweiliges Terroir ausdrücken. So kam ich zu Derenoncourt.« Beide Güter wurden inzwischen zu einer Art Dachmarke ausgebaut, bestehend aus einer Top-Cuvée, die aus dem besten Parzellen vinifiziert wird, einem Médoc Cru Bourgeois sowie zwei »Négoce-Weinen«, jeweils ein Haut-Médoc und ein markenähnlicher Bordeaux AC als Basis, für die Derenoncourt und sein Team die Weinauswahl und -beschaffung übernehmen. Das wichtigste von mehreren bemerkenswerten Projekten nennt sich jedoch »Les Parcelles«.
 
Den ersten Anstoß dazu gab Derenoncourt, wie Patrick Bouey erzählt: »Er meinte irgendwann, er finde es schade, nur Weine namhafter Weingüter für reiche Kunden zu erzeugen. Er wollte seine Weinphilosophie auch normalen Weinkunden zugänglich machen. Ich nahm diesen Anstoß begeistert auf und entwickelte die Idee zu Signatures.« 2010 machten sie sich auf die Suche nach den geeigneten Parzellen. Rund 60 sind es inzwischen, etwa die Hälfte davon dient der Produktion des Bordeaux AC. Die Spitzenweine wie der Signatures Margaux oder der Saint-Émilion Grand Cru bestehen nur aus einer Parzelle. Das bestehende Know-how aus der Zusammenarbeit mit dem französischen LEH nutzt man auch im Export, dessen Anteil sich in den letzten fünf Jahren rasant auf rund 55 Prozent gesteigert hat. »Sur mesure«, nach Maß, nennt Bouey die Produktion von Eigenmarken für die internationalen Kunden, speziell in Asien von großer Bedeutung. Eine Mitarbeiterin ist nur dafür da, auf Kundenwunsch maßgeschneiderte Ausstattungen für die Kunden zu entwickeln. Die Kellerei ist auch bio-zertifiziert, sodass Bouey auch Bioweine abfüllen kann. Die Neuausrichtung greift: Das Unternehmen konnte den Umsatz in vier Jahren mehr als verdoppeln.

Apéros Bordeaux & Co.

All diese Beispiele zeigen: Das neue Gesicht von Bordeaux hat viele Facetten. Es lässt sich nicht mehr in die alten Schablonen pressen. Die Weine sind wie geschaffen für die neu heranwachsenden Konsumenten-Gruppen, die durch konsequente Hinwendung zur »alten « Weinwelt, jedoch auf unkomplizierte Weise, ohne den Ballast von zuviel Tradition, zu charakterisieren sind. An diese wendet sich Bordeaux sehr gezielt. Sei es durch die boomende »École du vin«. Die Kurse werden nicht nur in Bordeaux, sondern auch auf wichtigen Exportmärkten wie Deutschland angeboten. Oder durch die Selektion der »100 Bordeaux für alle Gelegenheiten«, ein Konzept, das sich gerade in Deutschland seit Jahren großer Beliebtheit erfreut und dem interessierten Weintrinker die Bordeaux-Vielfalt im stationären wie Online-Fachhandel, aber auch im qualitätsorientierten Lebensmitteleinzelhandel zugänglich macht und gleichzeitig Berührungsängste abbaut.
 
Das ist auch das primäre Ziel der Veranstaltungsreihe »Apéros Bordeaux«, die am 21. November in München im Ganghofer 68 Station machen wird. Die vierte und letzte Station des Jahres nach Düsseldorf, Hamburg und Berlin. Das Konzept ist eingebettet in die Kampagne »Bordeaux goes City«. Den ganzen November bieten Händler und Gastronomen aus München ihren Kunden vielfältige Bordeaux-Aktionen an: Bordeaux-Weinabende, Verkostungsmenüs mit korrespondierenden Weinen oder Bordeaux-Parties. Alle Partner und Aktionen sind in dem handlichen Genuss-Guide zusammengefasst, der unter www.bordeaux.com/Booklet_Bordeaux_goes_Munchen zum Download bereit steht. 
 
Sascha Speicher

Ausgabe 6/2024

Themen der Ausgabe

Meininger’s Wine Conference

Die Zukunft liegt in der Technologie, oder nicht? So war die MWC.

Meininger Awards

Auf der großen Gala wurden verdiente Persönlichkeiten der Wein- und Spirituosenbranche ausgezeichnet.

ProWein 2024

Die ersten Eindrücke von der Messe in Düsseldorf.