Ausgabe 26/2014

Hoch dem Wettbewerb - Wein ist internationaler denn je: Wer bestehen will, muss mit Qualität, Marketing und Effizienz punkten.

Der Jahreswechsel ist für viele Zeit, um Bilanz zu ziehen. Zugleich ist er willkommene Gelegenheit, nach vorn zu blicken und neue Chancen und Ziele ins Visier zu nehmen. Doch welche Chancen eröffnen sich den Akteuren in der heutigen Zeit, die so sehr von globalen Problemen in Atem gehalten wird? Auf nationalem wie internationalem Parkett wurde in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft vieles offengelegt und diskutiert. Wirkliche Lösungen wurden selten gefunden. Zu viel wurde verdrängt oder auf die lange Bank geschoben. Aber schon die Erkenntnis, dass Probleme vorhanden sind, ist ja etwas wert und nährt die Hoffnung, dass es irgendwann besser wird. Über Ausländerhass und Diskriminierung anderer Menschen aufgrund von Religion, Hautfarbe, Geschlecht oder politischen Ansichten braucht man sich in der Weinbranche nicht wirklich Sorgen zu machen. Unappetitliche Ereignisse oder widerwärtige Vertreter der einen oder anderen ideologischen Richtung sind kein wirkliches Problem. Die Weinbranche gerade auch in Deutschland ist internationaler und weltoffener denn je, und wenn es eines Beweises bedarf, dass es allen Beteiligten um die Teilhabe am internationalen Warenaustausch, um die Koexistenz und nicht zuletzt schlicht um das Produkt Wein geht, dann liefert die ProWein ein überzeugendes Beispiel. Dort präsentieren sich einträchtig Produzenten und Händler aus über 50 Ländern der Erde, und aus noch mehr Ländern reisen die Besucher zur weltweit wichtigsten Weinmesse nach Düsseldorf und damit nach Deutschland als Gastgeberland an. Das macht stolz und zeigt, dass Deutschland trotz seiner belastenden Geschichte mitten in der Welt angekommen ist.

Wer Frieden und Freiheit bejaht und anerkennt, dass alle Menschen über gleiche Chancen und Rechte verfügen, der muss auch einen ehrlichen und fairen Wettbewerb bejahen. Wettbewerb bedeutet, dass jeder für seine Ideen und Vorhaben frei werben darf. Es heißt aber auch zu akzeptieren, dass es Gewinner und Verlierer gibt. Das sind die Grundprinzipien auf denen unsere demokratische
Gesellschaft und unsere Wirtschaftsordnung basieren. Dazu gehört auch, dass die Persönlichkeitsrechte eines jeden gewahrt bleiben und weder Staat noch irgendein Unternehmen sich darüber hinwegsetzen. Gestatten Sie mir diese Worte zum Jahreswechsel und zum neuen Jahr und die hoffnungsvolle Erinnerung daran, dass Wein schon immer Menschen friedlich miteinander verbunden hat.

Lässt man die vergangenen Jahre Revue passieren, dann kommt man nicht um die Feststellung umhin, dass sich die Weinbranche deutlich verändert hat: Europa hat Marktanteile verloren, die Länder der Neuen Welt gewannen hinzu. Wettbewerb findet international statt. Noch immer ist Europa zwar die wichtigste Weinregion der Welt, doch die Verlagerung von Produktion und Konsum in andere Länder und Kontinente ist nicht zu übersehen.

Europa erscheint als gesättigter Markt. Wachstum erfolgt außerhalb, in Amerika, in Asien und vielleicht übermorgen in Afrika. Expansion auf neue Märkte ist eine Strategie für zukunftsorientierte Unternehmen. Wer auf dem heimischen Markt bestehen will, muss sich zwangsläufig mit Verdrängungsstrategien beschäftigen. Unter diesem Gesichtspunkt gewinnt die Auseinandersetzung um die Macht und die zukünftige Marschrichtung beim Hawesko-Konzern zusätzliche Brisanz. Hawesko hat in den vergangenen Jahren einen guten Job gemacht. Auf allen drei Geschäftsfeldern – stationärer Handel, Groß- und Versandhandel – ist das Unternehmen Marktführer.

Das abgelaufene Jahr hat die Stärke erneut eindrucksvoll belegt. Gegen den Markttrend konnte der stationäre Handel um rund 5 Prozent zulegen. Anderen hat Hawesko die Marktanteile abgejagt. Wie das zukünfige Wachstum realisiert werden soll und ob die bisherige Unternehmenskultur geeignet ist, Hawesko weiter nach vorne zu bringen, ist die spannende Frage, auf die sich der Kampf um die Macht bei Hawesko fokussiert. Am Ende geht es auch hier um den Wettbewerb der Ideen.

Hermann Pilz [email protected]